Die Turk-Sib-Bahn war neben dem Großkraftwerk Dnjeprostroi und dem Wolga-Don-Kanal eines der drei Großprojekte in den ersten Jahren des Fünfjahrplanes von 1928/29 und ideal geeignet, das Aufbruchspathos und die radikalen Veränderungen auch in den exotischen »Weiten« der Sowjetunion zu illustrieren. Breiten Raum nimmt die Darstellung der beiden zu verbindenden Räume ein: das an Kirgisien grenzende südliche Kasachstan, als große, noch zu entwickelnde Baumwollregion, und das nördliche Kasachstan, von dem aus durch den Bahnanschluss Getreide, Holz und Wolle aus Sibirien leichter zugänglich werden. Besonders aber rückt der Film die Menschen ins Bild, für die sich durch den Eisenbahnanschluss das Leben und die Arbeitsmöglichkeiten radikal verändern. Die Zwischentitel, die in Filmkritiken immer wieder als poetisch und sich nahtlos in die Narration einfügend gelobt wurden, machen dies deutlich, etwa: »Die Natur ist hartnäckig, aber noch hartnäckiger ist der Mensch. / Aus den entferntesten Winkeln des freien Nomadenlandes ziehen sie herbei um zu sehen, alles zu sehen. / Die erste (Lok) zog sie in ihren Bann, die nie gesehene Maschine.« Filmszenen wie das Wettrennen der Bahn auf der fertigen Strecke mit den Kamelreitern aus der Steppe prägen sich unvergesslich ein. Aber auch Jurtensiedlungen, traditionelle Trachten und vor allem gestählte nackte Arbeiterkörper, wie sie in diversen »Aufbau« Filmen zu sehen sind, dürfen nicht fehlen. »Wer nicht völlig stumpf war, mußte aufhorchen, angesichts dieses siegreichen Kampfes gegen die Naturkräfte, der der Menschen zusammenschweißte und vorwärtsstieß, dessen Antrieb weder die Peitsche des Aufsehers war, noch die Angst vor dem Hunger, noch die Hoffnung auf Profit, sondern eine bis dahin in der Geschichte der menschlichen Arbeit unbekannte Kraft.« So schrieb Anna Seghers begeistert nach ihrer Rückkehr von der Sowjetunionreise 1931 (in: Rote Arbeit. Der neue Arbeiter in der Sowjetunion, hrsg. von Jürgen Kuczynski, Berlin 1931).