Lotte
Reiniger
»Sie wurde mit zaubernden Händen geboren.«
Jean Renoir
Als ihr einziger Film bei uns nicht auf DVD erhältlich:
Das Zauberpferd / The Magic Horse (1954)
Nach Motiven aus 1001 Nacht
Ein Film von LOTTE REINIGER | animiert von LOTTE REINIGER und CARL KOCH | Musik: FREDDIE PHILLIPS | Produktion: LOUIS HAGEN, VIVIAN MILROY
UK 1954, 16 mm, 10“30, 390 Feet oder 119 Meter
Das Zauberpferd / The Magic Horse (1954)
Ein Zauberer führt zum Geburtstag des Kalifen ein fliegendes Zauberpferd vor. Der Sohn des Kalifen, Prinz Achmed, will ebenfalls damit fliegen, kann es aber nicht steuern. Er steigt immer höher, durch Sturm und Gewitter und landet schließlich auf der Zauberinsel der schönen Vogelprinzessin. Währenddessen hatte sich der Zauberer in eine Fledermaus verwandelt und Achmed verfolgt, um das Zauberpferd zurückzuholen. Er wird von den fliegenden Dienern der Vogelprinzessin vertrieben, und Achmed und die Prinzessin fliegen auf dem Zauberpferd zurück nach Bagdad.
Lotte Reiniger
Die Filmpionierin und ihre Scherenschnittfilme
In den 20er Jahren entwickelte Lotte Reiniger (1899–1981) die Ästhetik des Silhouettenfilms zur künstlerischen Perfektion und schuf in den folgenden Jahrzehnten eine Welt der Wünsche, Träume und Wunder. Für ihre fantasievollen Werke schnitt sie die von ihr entworfenen Figuren aus schwarzem Fotokarton und verband die einzelnen Glieder mit Draht, um sie für die Aufnahmen zu animieren. Als Hintergründe verwendete sie transparente Lagen aus Butterbrotpapier, gestaltete kunstvolle Landschaften, Städte oder orientalische Interieurs.
Im Austausch mit Künstlern wie Ruttmann, Brecht und Dessau gehörte Lotte Reiniger zur Avantgarde der 20er Jahre in Berlin. Musik, Märchen und Literatur inspirierten ihre Filme. Die Nazi-Diktatur störte auch ihren Lebensweg, nach beruflichen Stationen in Paris, London, Rom geriet sie nach dem Krieg nahezu in Vergessenheit. Das Deutsche Filmmuseum / Frankfurt hat maßgeblichen Anteil an ihrer Wiederentdeckung und an der Restaurierung ihrer Filme.
Bio-Filmografie
1899 | Am 2. Juni wird Charlotte (Lotte) Reiniger in Berlin geboren |
1915 | Erster persönlicher Kontakt mit Paul Wegener anlässlich eines Vortrags in der Berliner Singakademie |
1916/1917 | Besuch der Schauspielschule von Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin »Rübezahls Hochzeit«, Regie: Paul Wegener, Silhouetten für die Zwischentitel: Lotte Reiniger |
1918 | »Apokalypse«, Regie: Rochus Gliese, Buch: Paul Wegener, Titelsilhouetten: Lotte Reiniger, »Der Rattenfänger von Hameln«, Regie: Paul Wegener, Silhouetten für die Zwischentitel: Lotte Reiniger |
1919 | »Das Ornament des verliebten Herzens«, Lotte Reinigers erster Silhouettenfilm, 4 Min. |
1920 | »Der verlorene Schatten«, Regie: Paul Wegener, mit einer Silhouette von Lotte Reiniger wird das Auftauchen und Verschwinden des Schattens der Zaubergeige dargestellt; Zwischentitel und Schattenspiel ebenfalls von Lotte Reiniger »Amor und das standhafte Liebespaar«, Realfilm mit Silhouetten von Lotte Reiniger |
1920–1923 | Lotte Reiniger dreht mehrere Werbefilme für Julius Pinschewer |
1921 | Am 6. Dezember 1921 heiraten Lotte Reiniger und Carl Koch, »Der fliegende Koffer«, Silhouettenfilm nach dem Märchen von Hans Christian Andersen, 9 Min. |
1922 | »Aschenputtel«, 13 Min., »Dornröschen«, 11 Min. |
1923–1926 | »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«, erster langer Animationsfilm der Filmgeschichte, 66 Min. |
1928 | »Der scheintote Chinese«, 9 Min., »Doktor Dolittle und seine Tiere« – 3 Teile, Silhouettenfilm nach den Erzählungen von Hugh Lofting, Musikarrangement der Uraufführung (live gespielt) von Paul Dessau mit Musik von Kurt Weill, Paul Hindemith, Paul Dessau und Igor Strawinsky, 30 Min., s/w |
1929 | »Die Jagd nach dem Glück«, Regie: Rochus Gliese, Drehbuchmitarbeit und zweiaktiger Silhouettenfilm im Film: Lotte Reiniger |
1930 | »Zehn Minuten Mozart«, Silhouettenspiel zu Meisterwerken der Musikgeschichte: »Eine kleine Nachtmusik« (Duett, Menuett) und »Cosi fan tutte« (Duett), 10 Min. |
1931 | »Harlekin«, Musikarrangement: Eric Walter White nach Motiven von Carlatti, Pergolesi, Lully, Rameau, Couperin, 23 Min |
1932 | »Sissi« – Der Silhouettenfilm war Teil der Operette »Sissi« von Kreisler, 6 Min. |
1933 | »Carmen«, Silhouettenfilm nach Motiven aus der Oper von Georges Bizet, Musikarrangement: Peter Gellhorn, 9 Min., »Don Quichotte«, Regie: G. W. Pabst; Anfangstricksequenz: Lotte Reiniger |
1934 | »Das rollende Rad«, 13 Min., »Der Graf von Carabas« (Der gestiefelte Kater), Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 12 Min., »Das gestohlene Herz«, Silhouettenfilm zum Tag der Hausmusik nach einer Fabel von Ernst Kleienburg, 10 Min. |
1935 | »Der kleine Schornsteinfeger«, Silhouettenfilm nach einer Erzählung von Eric Walter White, Musikarrangement: Peter Gellhorn nach Motiven von Gibbons, Händel und Pepusch (aus »The Beggar‘s Opera«), 10 Min., »Papageno«, Silhouettenfilm nach Motiven aus der Oper »Die Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart, 11 Min., »Galathea«, Silhouettenfilm nach Motiven der Pygmalion-Sage, 11 Min. |
1936 | »The King‘s Breakfast«, Silhouettenfilm nach einem Gedicht von A. A. Milne und Lotte Reinigers erster Film in England |
1937 | »The Tocher« (schottische Bezeichnung für Mitgift), Musik: Benjamin Britten, 5 Min. |
1938 | »La Marseillaise«, Regie: Jean Renoir; Sequenz des Schattentheaters im Palais Royal von Lotte Reiniger |
1939 | »Dream Circus«, nach dem Ballett »Pulcinella« von Igor Strawinsky; unvollendet |
1940 | »L‘Elisir d‘Amori«, Silhouettenfilm nach Motiven der Oper »Der Liebestrank« von Donizetti; wurde nie öffentlich vorgeführt |
1944 | »Die goldene Gans«, Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 10 Min., unvollendet / stumm; 1988 Herstellung einer Musik- und Sprachfassung |
1949 | Vier Filme für General Post Office Film Unit, London |
1950 | Diverse Werbefilme für Crown Film Unit, London |
1951 | »Mary‘s Birthday«, erster Silhouettenfilm in Farbe (schwarze Silhouetten vor farbigen Hintergründen), 10 Min. |
1953 | »Aladin«, Silhouettenfilm nach Motiven aus 1001 Nacht, Musik: Freddie Phillips, 10 Min., »Snow White And Rose Red« (Schneeweißchen und Rosenrot), Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 10 Min. |
1953/1971 | »The Art of Lotte Reiniger« (ursprünglicher Titel: »You‘ve asked for it«) / Ein Scherenschnittfilm entsteht (Lotte Reiniger bei der Arbeit), Dokumentarfilm, Farbe, 16 Min. |
1954 | »The Three Wishes« (Die drei Wünsche), »The Grasshopper And The Ant« (Der Heuschreck und die Ameise), »The Frog Prince« (Der Froschkönig), »The Gallant Little Tailor« (Das tapfere Schneiderlein), »The Sleeping Beauty« (Dornröschen), »Caliph Stork« (Kalif Storch), »Cinderella« (Aschenbrödel), »Hänsel und Gretel«, »Thumbelina« (Däumelinchen) Silhouettenfilme nach Märchen der Brüder Grimm, Hans Christian Andersen und Wilhelm Hauff, Musik: Freddie Phillips, je 10 Min. »The Little Chimney Sweep« (Der kleine Schornsteinfeger), neu montierte Fassung von 1935 ohne den Opernteil, 10 Min., »The Magic Horse« (Das Zauberpferd), 10 Min. |
1955 | »Jack And The Beanstalk« (Jack und die Bohnenstange), Silhouettenfilm in Farbe (Silhouetten schwarz, Hintergründe farbig), 11 Min. |
1956 | »The Star Of Bethlehem« (Der Stern von Bethlehem), Silhouettenfilm in Farbe (Silhouetten schwarz, Hintergründe farbig) zu englischen und deutschen Weihnachtsliedern, Chor des Opernhauses Glyndeborne, 18 Min. |
1957 | »Helen La Belle«, Silhouettenfilm in Farbe nach Offenbachs »Die schöne Helena«, 14 Min. |
1958 | »The Seraglio«, Silhouettenfilm in Farbe nach Motiven aus Mozarts Oper »Die Entführung aus dem Serail«, 15 Min. |
1960 | »The Pied Piper Of Hameln« (Der Rattenfänger von Hameln), Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre |
1961 | »The Frog Prince«, Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre, 3 Min. |
1962 | »Wee Sandy«, Zwischenspiel für mehrere Stücke des Glasgow Theatre |
1963 | »Cinderella«, Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre Am 1. Dezember 1963 stirbt Carl Koch |
1972 | Lotte Reiniger erhält das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film |
1974 | »Der verlorene Sohn«, Schattenspiel mit Stabpuppen nach dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn, Farbe, 15 Min. |
1975 | »Bewegte Bilder – Deutsche Trickfilme der zwanziger Jahre«: Film im Schatten – Der Trickfilm im Dritten Reich, Regie: Rudolf J. Schummer; Mitarbeit und Kommentar: Lotte Reiniger |
1976 | »Aucassin and Nicolette«, Silhouettenfilm in Farbe, 15 Min. |
1979 | »The Rose and The Ring«, Silhouettenfilm in Farbe nach einer Geschichte von William Makepeace Thackeray, 15 Min. |
1980 | »Düsselchen und die vier Jahreszeiten«, s/w, 5 Min. Übersiedlung nach Dettenhausen bei Tübingen |
1981 | Lotte Reiniger stirbt am 19. Juni in Dettenhausen |
Porträt einer Filmpionierin
Mit dem Silhouettenfilm »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« (Uraufführung 1926) hat Lotte Reiniger – noch vor Disney (»Schneewittchen« 1937) – den ersten langen Animationsfilm der Filmgeschichte geschaffen. Sie entwickelt die Technik und die Ästhetik dieses Genres bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur künstlerischen Perfektion.
Lotte Reiniger wird am 2. Juni 1899 in Berlin geboren. Schon als Kind schneidet sie gerne Silhouetten: Blumen, Tiere, Märchen- und Fabelwesen, baut sich ein einfaches Schattentheater und tritt mit kleinen Stücken vor der Schulklasse auf. Aber auch für den Film, die damals neue Kunst, begeistert sie sich, und für den weiteren Lebensweg der Fünfzehnjährigen ist die Begegnung mit dem Schauspieler und Regisseur Paul Wegener, seinerzeit ein großer Star an Max Reinhardts Theater in Berlin, von entscheidender Bedeutung. Sie bekommt Kontakt zum Atelier für experimentelle Animationsfilme, das junge Künstler und Wissenschaftler unter dem Namen »Institut für Kulturforschung« in Berlin gerade eröffnet hatten. Dort entsteht im Dezember 1919 ihr erster Silhouettenfilm, »Das Ornament des verliebten Herzens«, und dort lernt sie auch Carl Koch kennen. Sie heiraten 1921 und arbeiten fortan eng zusammen: Die spielerische Phantasie Lotte Reinigers findet in dem theoretisch geschulten, perfekten Techniker Carl Koch die ideale Ergänzung und so fungiert er bei ihren meisten Filmen als Aufnahmeleiter.
1922 gehen Lotte Reiniger und Carl Koch – auch aus ökonomischen Gründen – als Lehrer an eine so genannte Arbeitsschule, eine kleine Privatschule, »in der der Lehrstoff von den Kindern selbst erarbeitet wurde«. Dieses Modell hatte der Berliner Bankier Louis Hagen im Garten seines Potsdamer Hauses für seine fünf Kinder und zehn Nachbarskinder eingerichtet. Außer diesem pädagogischen Versuch finanziert Louis Hagen für die Hauslehrerin, deren Talent er bewundert und fördern will, ein kleines Studio in der Nähe, wo ein Tricktisch gebaut wird, auf dem in dreijähriger Arbeit der noch heute faszinierende Silhouettenfilm »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« entsteht. In der aufstrebenden, lebendigen Kulturszene im Berlin der »Goldenen Zwanziger« bleibt sie auch weiterhin dem Theater verbunden, gestaltet die Ausstattung für einige Inszenierungen an der Volksbühne, lernt Bert Brecht kennen und andere Zeitgenossen der Avantgarde. In ihren Filmen interpretiert sie immer wieder auf ihre eigene, humorvolle Weise Märchen, Mythen und Opern, so in »Aschenputtel« (1922), »Doktor Dolittle und seine Tiere« (1928), »Zehn Minuten Mozart« (1930), »Carmen« (1933) und »Papageno« (1935), eine Kurzfassung der »Zauberflöte«, die der Filmregisseur Jean Renoir als überzeugendste bildnerische Entsprechung zu Mozarts Musik bezeichnete. Ihr eigener Lieblingsfilm ist »Harlekin« (1931), mit Figuren von berührender Anmut und mit dem Humor der Commedia dell‘Arte. »Ich bin ballett-, film- und theaterbesessen und habe einen Mozart-Fimmel«, gesteht sie.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verlässt Lotte Reiniger mit ihrem Mann Carl Koch Deutschland, weil »mir diese Hitler-Veranstaltung nicht passte und weil ich sehr viele jüdische Freunde hatte, die ich nun nicht mehr Freunde nennen durfte«. Sie arbeitet für die General Post Office Film Unit in London, folgt ihrem Mann nach Paris und Rom, kehrt 1944 nach Berlin zu ihrer kranken Mutter zurück. Hier, in entbehrungsreicher Zeit, entsteht ihr Film »Die goldene Gans« nach einem Märchen der Brüder Grimm. 1948 übersiedeln Lotte Reiniger und Carl Koch endgültig nach London, wo sie Louis Hagen jun. wieder trifft, der die Primrose Film Productions gründet. Das Jahr 1953 ist der Beginn einer umfangreichen Herstellung von jeweils zehnminütigen Märchenfilmen, u.a. »Aschenbrödel«, »Schneeweißchen und Rosenrot«, »Der Froschkönig«, »Däumelinchen«, »Dornröschen«, »Kalif Storch«, »Der Heuschreck und die Ameise«. Für die Märchenadaption »Das tapfere Schneiderlein« erhält Lotte Reiniger den Preis »Silberner Delphin« für den besten Kurzfilm der 6. Biennale Venedig 1955. Ihr handwerkliches Können und ihre immer präsente hintergründige Komik bewahrt auch Märchen-Sujets vor dem Abgleiten in unverbindliche Gefühlsseligkeit.
Der Tod ihres Mannes Carl Koch im Jahre 1963 bedeutet einen Einschnitt in ihre filmkünstlerische Arbeit. In den folgenden Jahren wendet sie sich verstärkt dem Schattenspiel zu. In Deutschland ist Lotte Reiniger mittlerweile fast vergessen. Erst 1969 kommt sie, auf Einladung von Filmenthusiasten wie dem Leiter des Kommunalen Kinos Frankfurt und späteren Direktor des Deutschen Filmmuseums, Walter Schobert, nach Frankfurt und München, wo sie ihre Filme und ihre Kunst in der ihr eigenen lakonischen Vortragsweise vorstellt. 1972 erfolgt mit der Verleihung des Filmbandes in Gold die längst fällige Anerkennung, ein paar Jahre später überreicht man ihr in London das Bundesverdienstkreuz – Ehrungen, die für sie selbst nicht wichtig sind. Bis ins hohe Alter unternimmt sie Vortrags- und Workshop-Reisen, nach Italien und Frankreich, in die Türkei, durch die USA und Kanada, und begeistert Erwachsene wie Kinder, Lehrer und Filmstudenten – verkörpert sie ja auch mehr als ein halbes Jahrhundert lebendiger Filmgeschichte. 1980 übersiedelt Lotte Reiniger nach Dettenhausen bei Tübingen, in das Haus des Pfarrers und Schattenspielers Alfred Happ, wo sie am 19. Juni 1981 stirbt. Der größte Teil ihres umfangreichen privaten Nachlasses befindet sich im Stadtmuseum Tübingen, mittlerweile gesichtet und gesichert, und eine atmosphärisch gestaltete Dauerausstellung präsentiert Silhouetten, Fotos, Skizzen und Notizen. Ihr Gesamtwerk umfasst mehr als 50 Silhouettenfilme, von denen noch ca. 40 verfügbar sind. Ein Teil ihrer Filme ist verschollen.
Lotte Reiniger schnitt aus der freien Hand, was in ihrer Fantasie entstand, Blumen, Tiere, Menschen, Märchen- und Fabelwesen. Scherenschnitt und Silhouette wurden zu ihren selbstverständlichen künstlerischen Ausdrucksmitteln: »Meine Hände gehen schon so lange mit der Schere um, dass sie von ganz allein wissen, was sie tun müssen.«
»Die Kunst der Lotte Reiniger ist zweidimensional – aus Prinzip. Das Wesentliche ist Gestalt in Bewegung, ist Gehen, Tanzen, eine harmonische Choreografie der Gesten, der Haltungen, ist eine fantastische Welt, dynamisch aufgelöst in Umriss und Fläche. Über die filigrane Schönheit, die so entsteht, kann man immer nur staunen.«
Ekkehard Knörer, taz
»Ich glaube mehr an Märchen als an Zeitungen«
Eine kurze Biografie in Selbstzeugnissen, zusammengestellt von Jeanpaul Goergen
»Im Grunde bin ich nie erwachsen geworden – das war mein Glück. Ich spiele immer mit Figuren.« [1] Lotte Reiniger wird am 2. Juni 1899 in Berlin geboren; ihr Vater ist Bankkaufmann. Die junge Charlotte will unbedingt zum Theater – und landet beim Film. »Ich bin ballett-, film- und theaterbesessen und habe einen Mozart-Fimmel.« [1] Allerdings wird sie nicht Schauspielerin, sondern Trickfilmerin.
»Ich hatte von Kindheit an ein natürliches Talent für Silhouettenausschneiden – das ist einfach eine Gabe von Gott – aber ich wollte immer Schauspieler werden und wollte immer spielen … und so kam ich denn auf die Idee und machte mir bewegliche Schattenfiguren, mit denen ich so in der Schule kleine Theaterstückchen aufführte usw. Und später, wie der Film aufkam, da wurde ich filmwahnsinnig und wollte durchaus Filme machen.« [2] Während des Ersten Weltkriegs besucht Lotte Reiniger die Schauspielschule am Deutschen Theater, wo sie auch als Statistin auftritt. In den Pausen schneidet sie Silhouetten von ihren Schauspielerkollegen. So lernt sie den Schauspieler und Regisseur Paul Wegener kennen, der sich auch für neue Kinoziele engagiert: »Ich habe den Mann geradezu bombardiert, aber er war immer wahnsinnig nett zu mir. Seine Frau musste meine Schattenrisse laufend an ihre reichen Freunde verkaufen.« [3] Ihre ersten Filmsilhouetten schneidet sie 1916 für die Zwischentitel des Paul Wegener Films RÜBEZAHLS HOCHZEIT – ihr letzter Scherenschnittfilm DÜSSELCHEN UND DIE VIER JAHRESZEITEN entsteht 1980, kurz vor ihrem Tod.
Fast 65 Jahre lang animiert Lotte Reiniger an Tricktischen in Berlin, Potsdam, Rom, Paris, London sowie in Kanada wohl an die 80 Silhouettenfilme. »Was ist ein Silhouettenfilm? Offenbar ein Film, hergestellt mit Silhouetten. Was ist aber eine Silhouette? Ein Schatten? Nicht unbedingt – Schatten werden bald länger, bald kürzer sein, je nachdem, ob die Sonne hoch am Himmel steht oder am Horizont auf- oder untergeht. Schatten hängen vom Licht ab, aber unter einer Silhouette versteht man immer einen scharfen Umriß im reinen Profil. In Wirklichkeit ist es ein Spitzname. Als nämlich in Frankreich im 17. Jahrhundert der Finanzminister Marquis de Silhouette die verheerenden Verschwendungen des Hofes durch scharfe Sparmaßnahmen zu steuern suchte, nannte man alles, was Einschränkung bedeutete, ›Silhouette‹. So auch die damals herrschende Mode, Profilporträts aus schwarzem Papier auszuschneiden. Das war eine erheblich sparsamere Methode als die teureren, gemalten Miniaturen. Ein Silhouettenfilm ist also ein Film, der lediglich von solch scharf umrissenen schwarzen Figuren gespielt wird.« [4]
Paul Wegener macht Lotte Reiniger 1919 mit einer Gruppe junger Filmenthusiasten bekannt, die sich im »Institut für Kulturforschung« zusammengeschlossen haben. Hans Cürlis, der Leiter dieser Filmwerkstatt, gibt ihr die Möglichkeit, ihren ersten Silhouettenfilm DAS ORNAMENT DES VERLIEBTEN HERZENS herzustellen. Hier lernt sie auch den Kunsthistoriker Carl Koch kennen, den sie Ende 1921 heiratet und der sie bei ihrer Filmarbeit in allen Bereichen unterstützt. »Ich habe mich über all die Jahrzehnte immer so durchgeschlagen und bin eine Art Ein-Frau-Unternehmung gewesen. Carl Koch stand mir seit 1919 jedoch immer zur Seite. Er war für alles Technische zuständig, für die Aufnahmeleitung und Produktion meiner Filme.« [5]
Im »Institut für Kulturforschung« arbeiten noch Toni Raboldt und Richard Felgenauer an Scherenschnittfilmen; aber nur Lotte Reiniger macht den Silhouettentrick zu ihrem Beruf: »Eigentlich ist mein Beruf so eindeutig, daß ich kaum etwas dazu zu sagen weiß, vielleicht hat meine Geburtsheimat Berlin, wo ich 36 Jahre lebte, einen gewissen Anteil an meiner beruflichen Entwicklung. Die Umgebung Berlins, dieses sandige Flachland mit seinen Seen und den durchsichtigen Kiefernwäldern scheint das Auge für silhouettenhafte Umrisse zu schärfen. Den bildnerisch schaffenden Betrachter führt der Eindruck einer derartig konturierten Landschaft zwangsläufig zur Profilkunst. Diese Eindrücke und ihre Auswirkung bestätigten sich auf einer Nilreise in Ägypten.« [6] Schließlich sind alle Elemente ihrer Filme mit der Schere aus Papier geschnitten. Je ausdrucksstärker das Profil einer Figur erfasst ist, je präziser die Konturen der Dekoration vorgestellt sind, desto lebenswahrer präsentiert sich die Szene im Film – vorausgesetzt, man bringt jene eigenartige künstlerische Begabung mit, die das ganz besondere Talent Lotte Reinigers ausmacht. Ihr gelingt eine unverwechselbare Verbindung des besonders im Biedermeier gepflegten Scherenschnitts und des javanesischen Schattentheaters – eine Synthese aus romantischem Empfinden und einer überbordenden Fabulierfreude. »Da ich nun kein Schriftsteller bin, will ich optische Geschichten erzählen – und dafür sind die Silhouetten gerade das geeignete – die einfachste und simpelste Methode, um so etwas zu machen. Und außerdem habe ich eine ausgesprochene Profil-Phantasie.« [2]
Das »Institut für Kulturforschung« setzt große Hoffnungen auf diese so eindringliche und zauberhafte Form des Trickfilms – das Ergebnis an der Kinokasse allerdings ist enttäuschend. Bereits nach wenigen Jahren wird die Produktion von Scherenschnittfilmen eingestellt. Dass Lotte Reiniger dennoch weiterarbeiten kann, verdankt sie einem Ereignis, das aus einem jener Märchen stammen könnte, die sie so sehr liebte: »Im Jahre 1923 hatte ich das Glück, dass ein Bankier dieses kleine Atelier, wo ich da arbeitete, besuchte – ich hatte schon vorher mehrere kleine Filme gemacht – und sagte: wollen Sie nicht mal einen abendfüllenden Film machen. Und da sagte ich: Ja, das macht man eigentlich nicht. Das gibt’s gar nicht, dass es abendfüllende Filme … Und der sagte aber, ja, aber er wollte mir in seiner Garage ein Atelier einrichten. Er wollte nicht, dass ich das in dem Rahmen dieses Instituts machte, und er richtete mir dann ein Atelier dort ein und da zog ich mit meinem Mann und Berthold Bartosch, der auch ein sehr guter Animator ist, und wir machten dann da – in dreijähriger Arbeit – den Film DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED. Und das Gute war, dass ich da eben völlig freie Hand hatte und machen konnte, was ich wollte.« [7] Dieser Gönner war der jüdische Bankier Louis Hagen. Er ermöglicht es Lotte Reiniger, in seinem Potsdamer Haus drei Jahre lang an diesem abenteuerlichen Projekt zu arbeiten – abenteuerlich deshalb, weil sich bis dahin noch keiner an einen abendfüllenden Animationsfilm gewagt hatte. Lotte Reiniger revanchiert sich, indem sie dem Prinzen Achmed die Züge ihres Mäzens verleiht. Es war ein wahrhaft märchenhafter Glücksfall, denn ein vergleichbares Mäzenatentum ist zumindest in der deutschen Filmgeschichte nicht bekannt. Die Künstler der Filmavantgarde leben alle von der Hand in den Mund, eine Filmförderung wie heute existiert noch nicht. »Wir waren damals Hippies, zwar nicht so bunt angezogen und mit langen Haaren, aber wir standen außerhalb der Industrie.« [8] Umso dankbarer übernehmen sie gutdotierte Angebote von Werbefilmproduzenten, zumal der Werbefilm damals keineswegs ein negatives Image hat. Auch Lotte Reiniger realisiert Anfang der zwanziger Jahre eine Reihe von ornamental verspielten Werbefilmen.
Den »Prinzen Achmed« entlehnt Lotte Reiniger aus den Märchen aus Tausendundeiner Nacht und reichert seine Geschichte durch andere Figuren – den afrikanischen Zauberer, Aladin mit der Wunderlampe, Dinarsade, die Tochter des Kalifen von Bagdad, Pari-Banu, die Herrscherin über die Zauberinsel – aus dem orientalischen Sagenschatz an. DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED entstehen als Teamwork: Lotte Reiniger schreibt die Geschichte, schneidet die Figuren und Dekorationen und verantwortet die Animation, assistiert von Alexander Kardan und Walter Türck. Carl Koch besorgt die Aufnahmeleitung und kümmert sich um die Technik. Für Spezialeffekte der Hintergründe werden der avantgardistische Filmemacher Walter Ruttmann sowie Berthold Bartosch hinzugezogen. Der angesehene Stummfilmkomponist Wolfgang Zeller komponiert eine eigene Begleitmusik. »Für diesen Film arbeiteten Carl Koch und ich während der ganzen dreijährigen Arbeitszeit mit Walter Ruttmann und Berthold Bartosch zusammen. Berthold Bartosch komponierte einen Seesturm mit sorgfältig ausgeschnittenen Schablonen auf verschiedenen Bildebenen, während ich das Schiff auf einer Glasplatte dazwischenliegend zu bewegen versuchte. Für den Zauberkampf arbeitete ich zusammen mit Walter Ruttmann, der von mir ein gänzlich unterschiedlicher Künstler war. Ich machte meine Figuren – Hexe und Zauberer – vergnügt schwarzweiß sich verwandelnd – und Ruttmann komponierte auf seinem Tricktisch die jeweilig nötigen abstrakten magischen Hintergründe.« [9]
Drei Jahre lang arbeiten Lotte Reiniger und ihr Team an DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED – eine Viertelmillion Einzelbilder werden aufgenommen, von denen schließlich knapp 100.000 im fertigen Film verwendet werden. Manchmal müssen bis zu 50 Figuren auf einmal bewegt werden. Wenn bei diesen Aufnahmen die Tricktischlampen zu flackern anfingen – und das passierte häufiger – war die Arbeit von Wochen umsonst, denn diese Fehler bemerkte man erst, wenn der ent-wickelte Film aus dem Labor zurückkam. Am Rande dieser Arbeiten entsteht 1928 der Kurzfilm DER SCHEINTOTE CHINESE, der jedoch auf elaborierte Hintergründe wie im PRINZEN ACHMED verzichtet.
Lotte Reinigers Figuren sind – von der ersten Skizze bis zur fertigen Silhouette – genau erfasst und aufs feinste durchgearbeitet. Das gilt vor allem für den Charakter einer Figur und, daraus abgeleitet, ihre Umrisse und Bewegungen. In den durchbrochenen Gewändern und den verschlungenen Ornamenten der orientalischen Szenerie des PRINZEN ACHMED steckt eine fast manische Detailverliebtheit. Auffällig ist auch die Gestaltung der guten Hexe als eine Art Urmutter. Der Prinz Achmed ist als eher zierlicher, fast femininer Held angelegt. Die Homosexualität, die in der Welt des PRINZEN ACHMED eine große Rolle spielte, wurde von Lotte Reiniger bewusst auch in den Film übernommen. Die Welt der Lotte Reiniger ist die Welt der Märchen: Sie verfilmt Aschenputtel und Dornröschchen, die Märchen von der Goldenen Gans und vom Froschkönig. An diesen Vorlagen interessiert sie vor allem das Spiel. Auf dieser Spielwiese kann sie ihrer Fabulierlust und Spielfreude freien Lauf lassen. Im Silhouettenfilm DOKTOR DOLITTLE UND SEINE TIERE (1928) interpretiert sie das Kinderbuch The Story of Doctor Dolittle (1920) des englischen Schriftstellers Hugh Lofting. HARLEKIN (1932) entsteht nach Motiven der Commedia dell’arte, CARMEN (1933) nach der Oper von Bizet, DER GRAF VON CARABAS (1935) folgt dem Märchen vom gestiefelten Kater der Gebrüder Grimm; in PAPAGENO (1935) frönt sie ihrer Mozart-Leidenschaft. In England entstehen um 1953/54 THE GRASSHOPPER AND THE ANT nach der Fabel von der Grille und Ameise, CALIPH STORK nach dem Märchen von Wilhelm Hauff, THE GALLANT LITTLE TAYLOR nach Das tapfere Schneiderlein der Brüder Grimm sowie ALADDIN AND THE MAGIC LAMP.
Lotte Reiniger hat stets bereitwillig über die technischen Details ihrer Kunst berichtet; über das Geheimnis ihres Zaubers sprach sie kaum, bescheiden, wie sie war – und wohl auch immer wieder selbst erstaunt über ihre Begabung. »Wenn ich einen Film machen will, dann zeichne ich mir zuerst große Bilderbücher. Alles, was mir an der Geschichte interessant vorkommt, zeichne ich auf. So stellt sich allmählich heraus, was für Figuren da sind und wie sie aussehen müssen. Dann fertige ich von jeder dieser Figuren eine bewegliche Figur an, das heißt, einen Kopf, einen Hals, eine Brustkorb, zwei Oberarme, zwei Unterarme, die Händchen und so weiter und schneide sie aus Pappe und Blei aus. Die einzelnen Teile werden mit dünnen Drähten zusammengehalten. Die Bewegung findet direkt vor der Kamera statt. Also: man nehme einen Küchentisch, säge ein Loch hinein, lege eine Glasplatte darauf, nehme die Lampe von oben herunter und stelle sie unter die Glasplatte und hänge eine Kamera oben darüber. Die Figur wird in Position gebracht und Bildchen für Bildchen weitergerückt. Wenn der Film später abrollt, sieht es so aus, als ob sich die Figur auf der Fläche aus eigener Initiative herumbewegen kann.« [10]
Scherenschnittfilm: Das ist vor allem die Kunst des Weglassens und der Reduktion auf das Wesentliche. Dahinter steckt eine präzise Beobachtungsgabe, genauestes Hinschauen und das Nachfühlen von Bewegungen und Körperhaltungen: »Mir ist es passiert, dass ich im Zoologischen Garten einen Strauß-Vogel nachmachen wollte, plötzlich hinter mir ein furchtbares Gelächter hörte, die dachten, die Olle ist jetzt ganz verrückt geworden. Ich versuche, die Bewegung zu erfassen, nicht wahr, auch bei Tieren … alles … Man muss wissen, warum das so ist. Man muss möglichst am eigenen Körper zu imitieren versuchen, das ist bei Tieren manchmal sehr schwer.« [11]
Dieses Einfühlen und intuitive Erfassen wird vor allem nach der Einführung des Tonfilms 1929/30 wichtig. Denn Lotte Reiniger, die in ihrem Filmen stets die Nähe zur Musik sucht, und ihr Mann und Mitarbeiter Carl Koch streben eine Symbiose von Silhouetten und Musik an. Die Animation der Silhouetten soll jetzt dem Rhythmus und dem Takt der Musik folgen. Reinigers Tonfilme beziehen einen großen Teil ihrer Faszination aus diesem Wechselspiel der Silhouetten mit der musikalischen Vorlage: »Wir müssen intuitiv erfassen, wie wir mit unseren besonderen Figuren in der Zeitspanne, die uns von der Musik und ihren Gesetzen vorgeschrieben wird, lebendige Handlung schaffen können. Wir proben die Bewegungen in der Skizzierung und auch mit den Figuren selbst. Aber das endgültige Ergebnis hängt von unserem intuitiven Verständnis dafür ab, welche Art der Bewegungen für unsere planen, mit Scharnieren versehenen Figuren am ausdrucksvollsten ist. Das macht für uns unsere Kunst aus.« [12]
Lotte Reiniger animiert Silhouetten nach Musik von Georges Bizet, Benjamin Britten, Jacques Offenbach – und natürlich Mozart. Ihre Filme weisen eine große Nähe zum Tanz auf; die Bewegungen ihrer Figuren sind graziös und tänzerisch verspielt und es würde sich lohnen, ihre Gestik mit dem Formenrepertoire des zeitgenössischen Ausdruckstanzes zu vergleichen. Diese Sinnlichkeit der Bewegungen paart sich mit einem sanften Humor, der gelegentlich ihr Faible für romantische Szenen ironisch bricht: »Aber ich mach gerne Liebesszenen, ja … weil ich so eine romantisch veranlagte Person bin … und: Ich liebe die Liebe.« [11]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten realisiert sie – neben freien Produktionen wie der Carmen-Parodie (1933) und dem Papageno-Film (1935) – auch Auftragsarbeiten. DAS GESTOHLENE HERZ von 1934 entsteht in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Hausmusik und wirbt für eine Neubelebung der Hausmusikpflege. DAS ROLLENDE RAD (1934) erzählt die Geschichte des Rads von den Anfängen bis zum Bau der Reichsautobahnen – Propaganda für dieses Prestigeprojekt der Nationalsozialisten. November 1935 verlässt Lotte Reiniger Berlin, »weil mir diese Hitler-Veranstaltung nicht paßte und weil ich sehr viele jüdische Freunde hatte, die ich nun nicht mehr Freunde nennen durfte; und das ging mir gegen den Strich.« [13] Auch wenn es Stimmen gibt, die den Silhouettenfilm ablehnen, wird Lotte Reiniger vom Bund Deutscher Mädel (BDM) umworben. Aber Lotte Reiniger zieht die Konsequenzen: »Meine Silhouettenfilme wurden keineswegs ignoriert, sondern im Gegenteil sehr gern gesehen (gesunde Erotik!). Aber ich wollte mich nicht dazu bereit erklären, lediglich Reklame- und Propagandafilme zu machen und zog es deshalb vor, nach England zu gehen; das war 1936.« [14]
Nach einem Abstecher nach Italien lässt sie sich 1944 wieder in Berlin nieder, um ihre kranke Mutter zu betreuen. Nach Kriegsende arbeitet sie vorübergehend als Bühnenbildnerin am Märchentheater im Theater am Schiffbauerdamm. Da sie als Filmemacherin nicht mehr Fuß fassen kann, kehrt sie 1949 nach London zurück. Erst 1969 kommt sie auf Besuch nach Deutschland zurück; insbesondere das Kommunale Kino in Frankfurt am Main setzt sich für die Wiederentdeckung ihres Werks ein. 1972 erhält sie für ihr Lebenswerk das Filmband in Gold, 1979 das Bundesverdienstkreuz.
Wie bereits in den 1920er Jahren kann Lotte Reiniger auch in London wieder mit Werbefilmen Geld verdienen. Sie arbeitet viel für die BBC und amerikanische Fernsehstationen, illustriert Bücher, entwirft Bühnenbilder, experimentiert mit der Integration von Silhouettenfilmen in Theateraufführungen und tritt mit eigenen Schattenspielen auf. Zuletzt reist sie für Vorträge und Seminare rund um die Welt; ihr 1976 in Kanada hergestellter Kurzfilm AUCASSIN & NICOLETTE nach einer altfranzösischen Novelle erhält erste Preise. Als letzter großer Film entsteht 1979 THE ROSE AND THE RING / LA ROSE ET L’ANNEAU – erneut ein fantasiereicher Stoff. 1978 beteiligt sich Lotte Reiniger in Dettenhausen bei Tübingen an einem Seminar über Schattenspielkurse: »Wir wollen zusammen ein Schattenspiel erarbeiten und möglichst damit eine Vorstellung am Ende dieses Seminars geben. Und meine Hauptaufgabe ist, sie dazuzukriegen, dass sie trotz des reichhaltigen Programms dieses Seminars noch auch Zeit finden, dieses Schattenspiel herzustellen und … wir werden das dann hoffentlich fertig haben. Und zwar werden wir spielen das Stück von Proci »Prinz Rosenrot und Prinzessin Lilienweiß. Oder: Die bezauberte Lilie« − das ist ein sehr schönen Stück, das ich immer mit meinem Puppentheater gespielt habe, sehr viel, und ich mache immer Sachen … gerne, die ich sehr gut kenne, dann geht das besser!« [7]
Im Zeitalter der Computeranimation wirken Lotte Reinigers Silhouettenfilme wie ein Gruß aus einer fernen Welt, in der Animationsfilme noch sehr viel mit Handarbeit zu tun hatten. Ihre Filme verleugnen nie das Material, aus dem sie hergestellt sind: Papier als Filmdarsteller. »Es wird in letzter Zeit viel über die künstlerischen Fragen dieser Filmart debattiert. Für mich liegt die Lösung schon darin, daß ich nur mit der Schere arbeite. Ich bin dadurch zu einem streng flächigen Stil gekommen, den ich aber nie als Hemmung empfunden, sondern nur als eine der Filmleinwand und dem Werkstoff Papier höchst gemäße Ausdrucksform begrüßt habe.« [15]
Diese Ehrlichkeit im Handwerklichen findet sich auch in ihrem unverstellten Bekenntnis zum Märchen – »Ich glaube mehr an Märchen als an Zeitungen« [5, 8] – und in der stets wiederholten Behauptung, dass Silhouettenfilme eigentlich ganz einfach seien. Dass Lotte Reiniger diese Einfachheit des Ausdrucks erreichte, macht ihre eigentliche künstlerische Meisterschaft aus. 1978 bekennt sie rückblickend: »Ich habe immer noch die selbe Technik, versuche nur, die Figuren so viel wie möglich zu vervollkommnen, und dann muss man sich eben … nach den Zeiten richten, also früher habe ich immer so gerne Geschichten erzählt, und dann, wie der Tonfilm kam, da konnte man den Film zur Musik machen und da habe ich meiner Liebe zu Mozart also reichlich Raum gegeben und habe den Film mehr so als Ballett gemacht, zu der Musik, da nahm man die Musik vorher auf, genau geplant, was für Musik man nehmen wollte, und dann habe ich danach die Figuren bewegt. Und dann kam der Farbfilm und dann musste man dann die Hintergründe farbig machen … und das habe ich dann auch getan … brav und fleißig … und … das ist eben alles … was nun noch kommt, weiß ich nicht.« [7]
Lotte Reiniger stirbt am 19. Juni 1981 in Dettenhausen bei Tübingen, wo sie sich in ihrem letzten Lebensjahr zu einem befreundeten Pfarrer und Schattenspieler zurückgezogen hatte. Sie war eine Einzelkämpferin; Menschen, die monatelang am Tricktisch sitzen und Freude daran finden, bewegliche Figuren millimeterweise zu verschieben, müssen wohl so sein. Zwar hat sie auch mit Regisseuren wie Georg Wilhelm Pabst und Jean Renoir zusammengearbeitet, dabei ihre Welt aber nie verlassen – die Welt der Märchen und der Phantasie, die Welt der bewegten Schatten, die so flach und schwarz sind und doch so bunt agieren und so tiefe Gefühle vermitteln können.
»Bis zuletzt reiste die große und immer jung gebliebene Dame des Films um die Welt, hielt Vorträge und Seminare über ihre Arbeit, eröffnete Ausstellungen ihres Lebenswerkes und arbeitete an neuen Filmen. Unruhe und Naivität waren ihre Motoren, und die Tatsache, selbst ein Stück Filmgeschichte geworden zu sein, nahm sie mit erstaunter Ungläubigkeit zur Kenntnis.«
Cinegraph-Filmprogramm Nr. 4, Filmmuseum Potsdam
Nachgefragt bei Lotte Reiniger: »Was ist eine Silhouette?«
Ein Schatten? Nicht unbedingt – Schatten werden bald länger, bald kürzer sein, je nachdem, ob die Sonne hoch am Himmel steht oder am Horizont auf- oder untergeht. Schatten hängen vom Licht ab, aber unter einer Silhouette versteht man immer einen scharfen Umriss im reinen Profil.
In Wirklichkeit ist es ein Spitzname. Als nämlich in Frankreich im 17. Jahrhundert der Finanzminister Marquis de Silhouette die verheerenden Verschwendungen des Hofes durch scharfe Sparmaßnahmen zu steuern suchte, nannte man alles, was Einschränkungen bedeutete, »Silhouetten«. So auch die damals herrschende Mode, Profilporträts aus schwarzem Papier auszuschneiden. Dies war eine erheblich sparsamere Methode als die teureren, gemalten Miniaturen. Fortan hießen diese Scherenschnitte »à la Silhouette«.
Zum Begriff Silhouettenfilm
Ein Silhouettenfilm ist ein Film, der lediglich von scharf umrissenen schwarzen Figuren gespielt wird. Man könnte ihn auch Scherenschnittfilm nennen, was man auch häufig tut, aber solche Scherenschnitte können auch in allen Farben schillern und so scheint mir dies nicht richtig, da hier nur von Filmen mit schwarzen Silhouetten die Rede sein soll. Die Technik für die Herstellung liegt zwischen dem Zeichenfilm und dem Puppenfilm und ist eine billige und einfache Methode, um einen Trickfilm zu machen. Man braucht dazu lediglich eine Schere (oder ein Messer), schwarze Pappe, Pauspapier, etwas Draht, etwas Blei, eine Kamera, fünf Glühbirnen, eine Glasplatte und Holz, um einen Aufnahmetisch zu konstruieren, und noch etwas anderes: Geduld. Wer die nicht hat, sollte es lieber bleiben lassen.
Bio-Filmografie
1899 | Am 2. Juni wird Charlotte (Lotte) Reiniger in Berlin geboren |
1915 | Erster persönlicher Kontakt mit Paul Wegener anlässlich eines Vortrags in der Berliner Singakademie |
1916/1917 | Besuch der Schauspielschule von Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin »Rübezahls Hochzeit«, Regie: Paul Wegener, Silhouetten für die Zwischentitel: Lotte Reiniger |
1918 | »Apokalypse«, Regie: Rochus Gliese, Buch: Paul Wegener, Titelsilhouetten: Lotte Reiniger »Der Rattenfänger von Hameln«, Regie: Paul Wegener, Silhouetten für die Zwischentitel: Lotte Reiniger |
1919 | »Das Ornament des verliebten Herzens«, Lotte Reinigers erster Silhouettenfilm, 4 Min. |
1920 | »Der verlorene Schatten«, Regie: Paul Wegener, mit einer Silhouette von Lotte Reiniger wird das Auftauchen und Verschwinden des Schattens der Zaubergeige dargestellt; Zwischentitel und Schattenspiel ebenfalls von Lotte Reiniger »Amor und das standhafte Liebespaar«, Realfilm mit Silhouetten von Lotte Reiniger |
1920–1923 | Lotte Reiniger dreht mehrere Werbefilme für Julius Pinschewer |
1921 | Am 6. Dezember 1921 heiraten Lotte Reiniger und Carl Koch »Der fliegende Koffer«, Silhouettenfilm nach dem Märchen von Hans Christian Andersen, 9 Min. |
1922 | »Aschenputtel«, 13 Min., »Dornröschen«, 11 Min. |
1923–1926 | »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«, erster langer Animationsfilm der Filmgeschichte, 66 Min. |
1928 | »Der scheintote Chinese«, 9 Min. »Doktor Dolittle und seine Tiere« – 3 Teile, Silhouettenfilm nach den Erzählungen von Hugh Lofting, Musikarrangement der Uraufführung (live gespielt) von Paul Dessau mit Musik von Kurt Weill, Paul Hindemith, Paul Dessau und Igor Strawinsky, 30 Min., s/w |
1929 | »Die Jagd nach dem Glück«, Regie: Rochus Gliese, Drehbuchmitarbeit und zweiaktiger Silhouettenfilm im Film: Lotte Reiniger |
1930 | »Zehn Minuten Mozart«, Silhouettenspiel zu Meisterwerken der Musikgeschichte: »Eine kleine Nachtmusik« (Duett, Menuett) und »Cosi fan tutte« (Duett), 10 Min. |
1931 | »Harlekin«, Musikarrangement: Eric Walter White nach Motiven von Carlatti, Pergolesi, Lully, Rameau, Couperin, 23 Min |
1932 | »Sissi« – Der Silhouettenfilm war Teil der Operette »Sissi« von Kreisler, 6 Min. |
1933 | »Carmen«, Silhouettenfilm nach Motiven aus der Oper von Georges Bizet, Musikarrangement: Peter Gellhorn, 9 Min. »Don Quichotte«, Regie: G. W. Pabst; Anfangstricksequenz: Lotte Reiniger |
1934 | »Das rollende Rad«, 13 Min. »Der Graf von Carabas« (Der gestiefelte Kater), Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 12 Min. »Das gestohlene Herz«, Silhouettenfilm zum Tag der Hausmusik nach einer Fabel von Ernst Kleienburg, 10 Min. |
1935 | »Der kleine Schornsteinfeger«, Silhouettenfilm nach einer Erzählung von Eric Walter White, Musikarrangement: Peter Gellhorn nach Motiven von Gibbons, Händel und Pepusch (aus »The Beggar‘s Opera«), 10 Min. »Papageno«, Silhouettenfilm nach Motiven aus der Oper »Die Zauberflöte« von Wolfgang Amadeus Mozart, 11 Min. »Galathea«, Silhouettenfilm nach Motiven der Pygmalion-Sage, 11 Min. |
1936 | »The King‘s Breakfast«, Silhouettenfilm nach einem Gedicht von A. A. Milne und Lotte Reinigers erster Film in England |
1937 | »The Tocher« (schottische Bezeichnung für Mitgift), Musik: Benjamin Britten, 5 Min. |
1938 | »La Marseillaise«, Regie: Jean Renoir; Sequenz des Schattentheaters im Palais Royal von Lotte Reiniger |
1939 | »Dream Circus«, nach dem Ballett »Pulcinella« von Igor Strawinsky; unvollendet |
1940 | »L‘Elisir d‘Amori«, Silhouettenfilm nach Motiven der Oper »Der Liebestrank« von Donizetti; wurde nie öffentlich vorgeführt |
1944 | »Die goldene Gans«, Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 10 Min., unvollendet / stumm; 1988 Herstellung einer Musik- und Sprachfassung |
1949 | Vier Filme für General Post Office Film Unit, London |
1950 | Diverse Werbefilme für Crown Film Unit, London |
1951 | »Mary‘s Birthday«, erster Silhouettenfilm in Farbe (schwarze Silhouetten vor farbigen Hintergründen), 10 Min. |
1953 | »Aladin«, Silhouettenfilm nach Motiven aus 1001 Nacht, Musik: Freddie Phillips, 10 Min. »The Magic Horse« (Das Zauberpferd), 10 Min. »Snow White And Rose Red« (Schneeweißchen und Rosenrot), Silhouettenfilm nach dem Märchen der Brüder Grimm, 10 Min. |
1953/1971 | »The Art of Lotte Reiniger« (ursprünglicher Titel: »You‘ve asked for it«) / Ein Scherenschnittfilm entsteht (Lotte Reiniger bei der Arbeit), Dokumentarfilm, Farbe, 16 Min. |
1954 | »The Three Wishes« (Die drei Wünsche), »The Grasshopper And The Ant« (Der Heuschreck und die Ameise), »The Frog Prince« (Der Froschkönig), »The Gallant Little Tailor« (Das tapfere Schneiderlein), »The Sleeping Beauty« (Dornröschen), »Caliph Stork« (Kalif Storch), »Cinderella« (Aschenbrödel), »Hänsel und Gretel«, »Thumbelina« (Däumelinchen) Silhouettenfilme nach Märchen der Brüder Grimm, Hans Christian Andersen und Wilhelm Hauff, Musik: Freddie Phillips, je 10 Min. »The Little Chimney Sweep« (Der kleine Schornsteinfeger), neu montierte Fassung von 1935 ohne den Opernteil, 10 Min. |
1955 | »Jack And The Beanstalk« (Jack und die Bohnenstange), Silhouettenfilm in Farbe (Silhouetten schwarz, Hintergründe farbig), 11 Min. |
1956 | »The Star Of Bethlehem« (Der Stern von Bethlehem), Silhouettenfilm in Farbe (Silhouetten schwarz, Hintergründe farbig) zu englischen und deutschen Weihnachtsliedern, Chor des Opernhauses Glyndeborne, 18 Min. |
1957 | »Helen La Belle«, Silhouettenfilm in Farbe nach Offenbachs »Die schöne Helena«, 14 Min. |
1958 | »The Seraglio«, Silhouettenfilm in Farbe nach Motiven aus Mozarts Oper »Die Entführung aus dem Serail«, 15 Min. |
1960 | »The Pied Piper Of Hameln« (Der Rattenfänger von Hameln), Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre |
1961 | »The Frog Prince«, Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre, 3 Min. |
1962 | »Wee Sandy«, Zwischenspiel für mehrere Stücke des Glasgow Theatre |
1963 | »Cinderella«, Silhouettenfilm als Zwischenspiel zu Weihnachts-Pantomimen des Coventry Theatre Am 1. Dezember 1963 stirbt Carl Koch |
1972 | Lotte Reiniger erhält das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film |
1974 | »Der verlorene Sohn«, Schattenspiel mit Stabpuppen nach dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn, Farbe, 15 Min. |
1974 | »Der verlorene Sohn«, Schattenspiel mit Stabpuppen nach dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn, Farbe, 15 Min. |
1975 | »Bewegte Bilder – Deutsche Trickfilme der zwanziger Jahre«: Film im Schatten – Der Trickfilm im Dritten Reich, Regie: Rudolf J. Schummer; Mitarbeit und Kommentar: Lotte Reiniger |
1976 | »Aucassin and Nicolette«, Silhouettenfilm in Farbe, 15 Min. |
1979 | »The Rose and The Ring«, Silhouettenfilm in Farbe nach einer Geschichte von William Makepeace Thackeray, 15 Min. |
1980 | »Düsselchen und die vier Jahreszeiten«, s/w, 5 Min. Übersiedlung nach Dettenhausen bei Tübingen |
1981 | Lotte Reiniger stirbt am 19. Juni in Dettenhausen |
»Ein sanfter Humor prägte ihre poetischen Filme, deren Liebe zum kleinsten Detail die großen und kleinen Besucher in eine Zauberwelt des Fabulierens, Träumens und Lächelns entführten.«
Süddeutsche Zeitung, 23.6.1981
Lotte Reinigers Kunst
Als die Filmkünstlerin Anfang der 20er Jahre, während ihrer Arbeit an dem ersten abendfüllenden Trickfilm »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«, gefragt wurde, wie sie denn ihre Silhouettenfilme mache, antwortete sie:
»Hören Sie und staunen Sie: Der ganze Witz ist der, dass bei den von mir hergestellten Filmen alles und jedes mit der Schere geschnitten ist. Dadurch ergibt sich naturgemäß eine scharf umrissene Kontur in Hintergrund und Umrahmung sowie in der Figur und sonstigen Formengebung. Auch die Aufnahmetechnik ist diktiert. Die Figuren müssen sich auf einer von unten beleuchteten Fläche befinden, der Fotoapparat muss über der Fläche Kopf stehen und auf diese heruntersehen. Die Figuren müssen aus Pappe und Blei sein, denn von dem starken Licht würden bloße Pappfiguren warm werden und sich wellen. Und schließlich müssen die Hintergründe aus durchsichtigem Papier sein. Diese strengen Bedingungen konzentrieren die Komposition auf feinste Durcharbeitung. Die Figuren müssen unendlich beweglich sein und sehr sorgfältig geführt werden, um mit einer einfachen Bewegung der Umrisslinie dasselbe zu sagen, was sonst durch viele Einzelmomente erreicht wird. Aber nicht nur in der Bildgestaltung muss diese Strenge herrschen. Die Gestaltung der Bewegung verlangt noch weit intensivere Arbeit, um von rein naturalistischer Wiedergabe zu einer Beschränkung aufs Wesentliche und so zu einer ganz klaren und einfachen Geste zu kommen. Die Puppen liegen flach auf der Fläche. Ihnen fehlt der originelle Schwerpunkt der Marionette, der dieser eine so reizvolle Unwirklichkeit gibt, das Verschwinden und Auftauchen und das Mienenspiel, das Zeichentricks haben können. Dafür aber beherrschen sie die Fläche und ihrer weichen Beweglichkeit sind keine Schranken gesetzt. Bei dem spielerischen Charakter, den meine bisherigen Arbeiten zeigen, wird der Beschauer kaum annehmen, dass sich hinter den huschenden Schatten solches Maß von Vorarbeiten verbirgt.
Mein Pech ist es neuerdings, dass ich es mir in den Kopf gesetzt habe, mit vielen Figuren gleichzeitig auf der Fläche zu hantieren und zwar zur Erhöhung der Gefühle in oft Tempo und Richtung wechselnden Bewegungen. Da habe ich dann manchmal das Vergnügen, zwischen jeder Aufnahme 30 Püppchen zu rücken und zwar höchst sorgsam, denn wenn eins wackelt, war die edle Mühe umsonst.«
Aus: Beyfuß/Kossowsky (Hrsg.), Das Kulturfilmbuch, Berlin 1924
Ihre Filme
Ihre Filme
Filme über Lotte Reiniger
Nicht – wie gerne behauptet – Walt Disney, sondern der deutschen Filmkünstlerin Lotte Reiniger ist der erste abendfüllende Animationsfilm der Filmgeschichte zu verdanken. 1926 zauberte die Virtuosin des Scherenschnitts die ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED auf die Stummfilmleinwand und erfand eine neue Spielart des Kunstfilms zwischen Jugendstilästhetik, Expressionismus und Zaubermärchen. Während ihr Mann Carl Koch die Multiplankamera und den Tricktisch perfektionierte, entwickelte Lotte Reiniger Figur um Figur und inszenierte deren Bewegungen mit äußerster Geduld.
Die sechzigminütige Dokumentation LOTTE REINIGER – TANZ DER SCHATTEN zeigt die Aktualität Reinigers, die weltweit bis heute inspirierend auf die Kunst junger Animationsfilmer wirkt. Filmkünstler wie Michel Ocelot und Hannes Rall kommentieren die Wirkung des Werks, das durch die Animationen Ben Hibons bis in die magische Welt Harry Potters reicht. Der Film blendet von den Lebenserfahrungen der Künstlerin auf ihr Werk und enthält neu aufgefundenes Material, das Lotte Reiniger bei der Arbeit an ihren letzten Filmen in Kanada zeigt.
Der Film ist am Lehrstuhl für Film- und Fernsehwissenschaft des Instituts für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität in Tübingen entstanden. Unterstützt durch ein professionelles Filmteam und in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Tübingen arbeiteten Lehrende und Master-Studierende gemeinsam an dem ambitionierten Projekt der filmischen Wiederentdeckung einer bedeutenden Filmkünstlerin.
- Einführung und Bedeutung Lotte Reinigers
- Die Anfänge und Carl Koch
- Tanz, Bewegung und Märchen
- Schatten und Schattentheater
- »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«
- Les Bohémiens: Zusammenarbeit mit Jean Renoir
- Nazizeit und »Papageno«
- Emigration und Rückkehr nach Berlin
- England und Tod Carl Kochs
- Die letzten Jahre
Buch und Regie: Susanne Marschall, Rada Bieberstein, Kurt Schneider
Recherche, Interviews, Mitarbeit: Master-Class Medienwissenschaft 2011, Universität Tübingen
Kamera: Jens Ole Huerkamp
Ton: Oliver Lichtwald, Thomas de Filippi
Licht: Jan Müller
Schnitt: Walter Freund
Tonmischung: Manuel Fischer
Musik: Daniele Martella, Pierre Oser
Sprecher: Maren Kroymann, Ron Boese (dt. Fassung)
Steve Trevallion, Gemma Chamberlain (engl. Fassung)
Animationsregie: Hannes Rall
Produktion: Christian Drewing, Mette Gunnar
Redaktion ARTE: Oliver Schwehm
Mit Unterstützung des Stadtmuseums Tübingen
Gefördert von MFG Filmförderung und Land Baden-Württemberg
»Sissi«-Fragment/Operneinspiel
von Lotte Reiniger (1932, 5 Min.)
»Lotte Reiniger reinvented«
von Hannes Rall
Konzept: Susanne Marschall, Schnitt: Walter Freund, Sara Döring und Daniele Martella, Musik: Daniele Martella (2013, 3 Min.)
Ein Scherenschnittfilm entsteht
Lotte Reiniger bei der Arbeit
Lotte Reiniger erklärt in diesem Dokumentarfilm die einzelnen Arbeitsschritte, die zur Gestaltung eines Scherenschnitt- oder Silhouettenfilms notwendig sind.
»Wenn ich einen Film machen will, dann zeichne ich mir zuerst von der Geschichte, die ich erzählen will, große Bilderbücher. Alles, was mir in der Geschichte optisch interessant vorkommt, zeichne ich auf. So stellt sich allmählich heraus, was für Figuren das sind. Dann fertige ich von jeder dieser eine bewegliche Figur an, das heißt einen Kopf, einen Hals, einen Brustkorb, zwei Oberarme, zwei Unterarme, ein Händchen usw. und schneide sie aus Pappe und Blei aus. Die einzelnen Teile werden mit dünnen Drähten zusammengehalten. Das Charakteristische dieser Filme ist, dass bei ihnen nicht wie bei Zeichentrickfilmen mechanisch Zeichnung für Zeichnung aufgenommen wird, sondern dass die Bewegung direkt vor der Kamera stattfindet. Dann legt man die Figuren auf eine von unten beleuchtete Glasplatte, die Kamera wird über der Glasplatte befestigt und nimmt die Figur auf, indem man vorsichtig Bildchen für Bildchen weiterrückt und jeweils eine Aufnahme macht.
24 Einzelbildchen pro Sekunde Zeitablauf sind dabei das eiserne Gesetz. Wenn man den so erhaltenen Filmstreifen vorführt, sieht es aus, als ob die Figur sich aus eigenem Antrieb bewegen würde.«
Am Beispiel ihres Films »Papageno« zeigt Lotte Reiniger, wie sie eine Figur entwirft, ausschneidet, beweglich macht und aufnimmt und erläutert die Besonderheiten dieser Animation direkt vor der Kamera. Die Dokumentation schließt mit einem Beispiel ihres Experiments mit farbigen Hintergründen und dem ersten farbigen Scherenschnittfilm, dem Zwischenspiel aus der Pantomime »Der Froschkönig«.
Produktion: Primrose Productions, London, im Auftrag des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU); Deutschland 1953 / 1971 – Drehbuch: Louis Hagen – Regie: John Isaacs – Kamera: George Varjas – Farbe – Länge: 15 Minuten
Silhouettenfilm-Workshop
Von Lotte Reinigers Filmen inspiriert, fanden im Laufe der Jahre im Münchner »Kinderkino Olympiadorf« mehrfach Workshops mit Kindern unterschiedlichen Alters statt. Bevor es an die praktische Arbeit geht, werden ein paar Grundregeln des Filmemachens im allgemeinen und des Silhouettenfilms im besonderen vermittelt. Zur Einführung eignet sich darüber hinaus der Dokumentarfilm »Ein Scherenschnittfilm entsteht«, in dem Lotte Reiniger ihr Handwerk erklärt und zeigt. Dann kann‘s losgehen.
Zur Anregung ein Bericht über einen solchen Workshop von Julia (10 Jahre), die mit ihren Worten erklärt, was in diesem Workshop gemacht wird: »Scherenschnittfilm ist für uns, die Kinder aus dem Kinderkino Olympiadorf, ein Begriff, der tolle Erinnerungen weckt. Nach den Filmen von Lotte Reiniger, ›Papageno‹ und ›Ein Scherenschnittfilm entsteht‹, besuchte uns Sonja Wessel und gestaltete einen Scherenschnittfilm mit uns. Drei Stunden härteste Arbeit für nur ein paar Minuten. Doch es hat sich gelohnt. Unser Scherenschnittfilm handelt von einer Zirkusvorstellung mit verschiedenen Künstlern, z.B. Seiltänzern, Löwen und Schlangen, Dressur, Akrobatik zu Pferd, Atemberaubendes über der Zirkuskuppel.
Wisst ihr überhaupt, wie man einen Scherenschnittfilm macht? Stellt euch vor: Die Figuren sind ausgeschnitten, doch wie entsteht jetzt der Film? Erst mal braucht man einen Hintergrund. Der wird mit der Video-Kamera auf einen TV-Bildschirm übertragen. Nun legt man die erste Figur (die aus schwarzer Pappe besteht) auf den Hintergrund, der mit einer Glasplatte festgehalten wird. Nun fotografiert die Kamera die erste Einstellung. Danach wird die Figur ein bisschen bewegt, z.B. macht sie einen Schritt. Dann hebt diese Figur langsam die Hand, und dazwischen wird immer fotografiert. Ich weiß, dass es kompliziert ist, aber man muss es selber erleben… Viel Spaß!«
»Sobald sich im internationalen Filmgeschäft Silhouetten bewegen, verweist das auf Lotte Reiniger und ihre Pionierarbeit. So wie zum Beispiel bei Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. In einer Szene wird dort ein Märchen erzählt – im Stil von Lotte Reinigers Scherenschnitt-Technik. Auch die Zeichentrickfilmversion von Marjane Satrapis Persepolis greift eindeutig auf Lotte Reiniger zurück. Zeit, diese Grande Dame des Trickfilms in Deutschland endlich wieder neu zu entdecken.«
Deutsche Welle
Lotte Reinigers Filme – Inspiration für phantasievolle Klänge
Lotte Reinigers »Achmed« motiviert immer wieder zu Aufführungen in unterschiedlichsten Besetzungen von den 40 Musikern der Jungen BläserPhilharmonie NRW bis zum Percussion-/Akkordeon-Duo in Österreich. Auch einige von Reinigers Kurzfilmen haben schon fantasievolle musikalische Begleitungen erlebt – komponiert, skizziert oder improvisiert, mit einem oder mehreren Instrumenten, Saiten- und Zupfinstrumenten, von Flöte bis Saxofon, von Klavier bis Orgel, klassische, experimentelle oder arabische Klänge – das Spektrum ist vielgestaltig und immer wieder überraschend.
Die erste Musik zum Film »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« komponierte Wolfgang Zeller (1893–1967) auf Wunsch von Lotte Reiniger 1925/26 parallel zum Film. Diese Filmkomposition ist auf der ersten, 2006 erschienenen DVD in einer Einspielung des Deutschen Filmorchesters Babelsberg unter Leitung von Helmut Imig zu hören. 2017 wurde die Originalmusik für die Blu-Ray neu eingerichtet und vom MDR-Sinfonieorchester / Frank Strobel eingespielt. Diese nun etwas »schlankere« Fassung, durchsichtiger und adäquat zu dem filigranen Silhouettenfilm, ist außer auf der Blu-Ray auf der neuen DVD zu hören. Die zweite Tonspur gibt die Bearbeitung der Zellerschen Komposition (Arrangement: György Mondvay) wieder, die das Schweizer Ensemble »I Salonisti« (zwei Violinen, Cello, Kontrabass und Klavier) 2005 eingespielt hat. Dass Lotte Reinigers »Prinz Achmed« auch zu unkonventionellen Klängen inspiriert, zeigen die Gebrüder Teichmann (Live-Elektronik) und Leopold Hurt (E-Zither). Entstanden ist diese dritte Tonspur aus verschiedenen Live-Auftritten des Trios. Hier bilden u.a. modulare Synthesizer, Effekte und Drum Machines breit aufgefächerte Klanglandschaften, in denen sich Prinz Achmed und all die anderen Märchenfiguren aus tausendundeiner Nacht ebenso selbstverständlich bewegen und man erstaunt feststellt, wie modern Lotte Reinigers Film anmuten kann. Ausführliche Informationen zur Filmmusik der drei Tonspuren – die übrigens auch immer wieder live aufgeführt wird – enthält das umfangreiche Booklet von Blu-Ray und DVD.
Auszeichnung: Von der Online Film Critics Society (2003) wurde »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« als einziger deutscher Animationsfilm unter die »100 besten programmfüllenden Trick-filme aller Zeiten« gewählt.
Hochgenuss für Film- und Musikliebhaber
Wie die Kurzfilme zu neuen musikalischen Begleitungen und Experimenten animieren können, hat die Regensburger Kurzfilmwoche 2013 gezeigt, die damit auch zum ersten Mal mit der Hochschule für katholische Kirchenmusik Regensburg kooperierte. Diese Zusammenarbeit der besonderen Art war mit großer Spannung erwartet worden – und in besonderer Weise gelungen, wie aus einem Beitrag unter www.kultur-ostbayern.de hervorgeht:
»Die Studenten der Hochschule für Kirchenmusik vertonten einige der liebevoll gestalteten Silhouettenfilme von Lotte Reiniger aus den Jahren 1921 bis 1954, die sich neben der Detailgenauigkeit auch durch viel Witz auszeichnen. Dabei offenbarte sich eine musikalische Bandbreite, die von Kirchenmusik-
studenten nicht unbedingt erwartet wurde.«
Das Spektrum umfasste »zarte Einzelbegleitung« mit Orgel zu »Carmen« oder Cello zu »Galathea«, einer Adaption der Pygmalionsage, ebenso wie klassisches Ensemblespiel mit zwei Violinen, Kontrabass, Klavier, Klarinette und Cello zum Film »Das gestohlene Herz«. Jazziger Clubsound und bekannte Filmmusikmotive »von James Bond bis zum Rosaroten Panther« begleiteten den »Kleinen Schornsteinfeger«, während Reinigers »Dornröschen« von einem »eingespielten Trio mit Astor-Piazzolla-Vorliebe« (Cello, Klavier, Geige) in »Tangoflair« versetzt wurde. »Der fliegende Koffer« von 1921, nach einem Märchen von Hans Christian Andersen, das im fernen China spielt, wurde mit Geige und einer Vielzahl Percussion-Instrumenten »zauberhaft akzentuiert«. Und schließlich inspirierte Reinigers Witz im expressionistischen »Aschenputtel« aus dem Jahr 1922 neben Begleitung durch Klavier, Akkordeon, Kazoo, Cello und Geige zu Gesang und Einsatz eines Luftballons.
Die Regensburger Stummfilmwoche (August 2013) setzt die filmmusikalischen Innovationen fort mit einer neuen Vertonung des wichtigsten Beitrags von Lotte Reiniger zur Filmgeschichte, den »Abenteuern des Prinzen Achmed«.
»Walt Disney gilt als der Begründer des abendfüllenden Trickfilms. Doch von wegen: Schon gut 10 Jahre zuvor, 1926, zauberte die deutsche Filmkünstlerin Lotte Reiniger die Abenteuer des Prinzen Achmed auf die Stummfilmleinwand. Ihre Scherenschnitte begründeten eine völlig neue Spielart des Kunstfilms zwischen Jugendstilästhetik, Expressionismus und Zaubermärchen. Diese Dokumentation zeigt die Aktualität Reinigers, die bist heute inspirierend auf die Kunst junger Animationsfilmer wirkt.«
Buchjournal
Prinz Achmed als Mittler zwischen Orient und Okzident
Anlässlich der Filmaufführung am 10. Oktober 2003 im Opernhaus Kairo/Ägypten mit der Originalmusik von Wolfgang Zeller (Bearbeitung: Gerhard Müller-Hornbach), gespielt vom Symphonie Orchester Kairo unter Leitung von Frank Strobel, erschien in der Zeitschrift »Mayo« ein ausführlicher Artikel über die Veranstaltung. Unter dem Titel »Die Abenteuer des Prinzen Achmed – ein Musterbeispiel des Dialogs der Zivilisationen« heißt es: »Das Publikum im großen Saal des Opernhauses klatschte laut, ausdauernd und von Herzen für nahezu zehn Minuten in einer Atmosphäre, die vom Zauber des Orients und von der Technik des Okzidents durchdrungen war. Vielleicht war dies der größte Beweis dafür, dass der Dialog der Zivilisationen hervorragende Künste und Wissenschaften hervorbringt. […] Obwohl der Film eine Pionierleistung und von hohem historischen Wert ist, ging doch das Publikum auf ihn ein, als ob er auf die Gegenwart zugeschnitten wäre, denn er zeigt den Blick des Westens auf den Osten in einer Weise, die keine Überheblichkeit enthält, sondern die Eigenheiten des Anderen respektiert, die legendären Elemente des Orients hervorhebt und deutlich macht, in welchem Maße die Menschen im Westen die Besonderheiten des Lebens im Orient in all seinen Details und Eigenheiten studiert und verstanden haben.«
Izza Saad, Mayo, 12.10.2003
Prinz Achmed auf Reisen
Nicht nur in Konzertsälen, Filmtheatern und Kulturzentren ist »Prinz Achmed« ein gern gesehener Gast, sondern zunehmend auch in Museen und Kulturinstituten, so zum Beispiel im Kunstforum Wien (»Orient Lounge«), in Hamburg bei der Werner Nekes Ausstellung im Kommunalen Kino Metropolis, im Kindermuseum Bremen in der Mitmachausstellung »Gestatten, ich bin dein Schatten!«, in der Ausstellung »Bildschnitte für Batavia« im Staatlichen Museum Schwerin, im Klingenmuseum Solingen (»Geschichte des Scherenschnitts«), im Pergamon Museum / Museum für islamische Kunst, Berlin (Sonderausstellung zum persischen Epos »Schahname«) und in der Ausstellung »Prinz Achmed und seine Dresdner Nachfahren« des Deutschen Instituts für Animationsfilm Dresden. In der Sammlung »Der blaue Reiter« im Lenbachhaus München ist der Film mit anderen historischen Beispielen zu sehen, da Gabriele Münter, Mitglied der Künstlergruppe, die Filme, die sie ab den 1920er Jahren im Kino sah, in ihren Kalendern notierte, und »Prinz Achmed« taucht im Jahr 1926 in der Filmliste auf.
Verleih / Filmrechte
In digitaler Restaurierung liegen bereits vor:
Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926)
Sowie die Kurzfilme:
Das Geheimnis der Marquise (2‘24“) (1921)
Harlekin (22’20“) (1931)
Carmen (9’42“) (1933)
Papageno (10’52“) (1935)
Aktuell werden folgende Filme vom DFF restauriert:
Das Ornament des verliebten Herzens (1919)
Der fliegende Koffer (1921)
Aschenputtel (1922)
Dornröschen (1922)
Die Barcarole (1922/23)
Der scheintote Chinese (1927)
Die Jagd nach dem Glück (1929/30)
Doktor Dolittle und seine Tiere (3 Teile) (1927/28)
Grotesken im Schnee (1928)
Deutschsprachige Länder und internationale Filmfestivals:
Christel Strobel, Agentur für Primrose Film Productions
Werner-Friedmann-Bogen 18
80993 München
Tel. 089-1491453
E-Mail: c.strobel@lottereiniger.de
Mit der Originalkomposition von Wolfgang Zeller:
Europäische FilmPhilharmonie GmbH, Beate Warkentien
Charlottenstr. 65, 10117 Berlin
Tel. 030-27890190
E-Mail: warkentien@filmphilharmonie.de
Verleih und Verkauf:
absolut Medien GmbH
Am Hasenbergl 12
83413 Fridolfing
Tel: 0049-30-285 39 87-0
E-Mail: info@absolutmedien.de
Verleih: https://absolutmedien.de/Filmvorfuehrungen
Bundesverband Jugend und Film e.V.
Fahrgasse 89
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069-631 2723
Fax 069-631 2922
E-Mail: mail@BJF.info
Verleih: BJF.Clubfilmothek.de
Deutschsprachige Länder und internationale Filmfestivals:
Christel Strobel, Agentur für Primrose Film Productions
Werner-Friedmann-Bogen 18
80993 München
Tel. 089-1491453
E-Mail: c.strobel@lottereiniger.de
Anfragen / Informationen: www.bfi.org.uk
Literatur
Licht und Schatten. Scherenschnitt und Schattenspiel im Zwanzigsten Jahrhundert. Katalog der Ausstellung des Puppentheatermuseums im Münchner Stadt-Museum, 1982/83
Walter Schobert: Die Kunst der Lotte Reiniger. In: Lotte Reiniger, David W. Griffith, Harry Langdon. Kommunales Kino, Frankfurt 1972 (in Bibliotheken)
Lotte Reiniger: Mozart – Die großen Opern in Scherenschnitten von Lotte Reiniger, mit 228 Abbildungen, im Auftrag der Lotte-Reiniger-Gesellschaft hrsg. von Alfred Happ, Einl. von Joachim Kaiser, Heliopolis Verlag Ewald Katzmann, Tübingen 1988, ISBN 3-87324-060-2
Lotte Reiniger . Carl Koch . Jean Renoir. Szenen einer Freundschaft. Publiziert anlässlich einer Ausstellung im Stadtmuseum Tübingen 1994 von CICIM / Institut Francais und Stadt Tübingen, 189 S. mit Abb., ISBN 3-920727-09-6
Das Buch zum Film „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, 32 Bilder aus dem Silhouettenfilm von Lotte Reiniger mit einer Erzählung des Inhalts sowie der Entstehungsgeschichte dieses ersten abendfüllenden Animationsfilms der Filmgeschichte. Erstveröffentlichung als Mappe von Ernst Wasmuth AG, Berlin 1926. Neuauflage zu „100 Jahre Film“ (1895-1995) von Primrose Film Productions London/München
Lotte Reiniger. Filme. Katalog zur Filmreihe des Goethe-Instituts. hrsg. von Carola Ferber und Andreas Ströhl. Goethe-Institut, München 1999, 58 S. mit vielen Abb.
Lotte Reiniger: Die Hochzeit des Figaro. Erschienen zur Ausstellung im Stadtmuseum Tübingen 1999, Kulturamt Tübingen
Lotte Reiniger. Schöpferin einer neuen Silhouettenkunst. Begleitbuch von Alfred Happ, Stadtmuseum Tübingen, Tübinger Kataloge Nr. 67, 206 S. mit vielen Abb., Hrsg. Universitätsstadt Tübingen – Kulturamt, 2004
Lotte Reiniger: Schattentheater. Schattenpuppen . Schattenfilm
Eine Anleitung. texte verlag, Tübingen 1981, Neuauflage vom Stadtmuseum Tübingen 2006, 135 S. mit Abb., ISBN 3-88213-014-8
Lotte Reiniger als Scherenschnittkünstlerin, Schattenspielerin und Pionierin des Trickfilms mit ihrem Beitrag einer gelebten Humanität. Eine Materialmappe zum Gebrauch an Schulen mit Informationen für Unterrichtende, erstellt durch den Verein der Freunde des Stadtmuseums Tübingen e.V. im Auftrag der Projektgruppe Stadtmuseum-Schule von Dora Rappsilber-Kurth, 41 S. mit Abb., Stadtmuseum Tübingen 2009
Lotte Reiniger – Erfinderin des Silhouettenfilms, Sonderdruck der „Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz“, mit einem Beitrag von Lotte Reiniger „Wie ich meine Silhouettenfilme mache“, ausführlichen Besprechungen und medienpädagogischen Anregungen, überarbeitete und ergänzte Neuauflage, 32 S. mit Abb. s/w und Farbe, Kinderkino München e.V., 2. Auflage 2018, 5,- €
Leseprobe (pdf) Bestellen
Christine Raber: Der Filmkomponist Wolfgang Zeller. Dissertation im Fach Musikwissenschaft an der Technischen Universität Berlin 2003, speziell Kapitel 3, Biographie und künstlerischer Werdegang / Frühe Jahre bis 1928, Laaber Verlag, Laaber 2005, 259 S. mit Anhang, ISBN 3-89007-597-5
Claudia Maria Knispel: Wolfgang Amadeus Mozart. Sein Leben, seine Zeit. Kapitel „Theater und Film“. Reclam Verlag Leipzig 2005, 206 S. mit 134 Abb., ISBN 3-379-00854-0
Kirsten Möller, Inge Stephan, Alexandra Tacke (Hg.): CARMEN. Ein Mythos in Literatur, Film und Kunst. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien, 2011, 227 S., ISBN 978-3-412-20579-9
Die Lotte Reiniger Website: www.lottereiniger.de
Restaurierung & Filmmaterial: www.deutsches-filminstitut.de www.deutsches-filmmuseum.de
Lotte Reiniger Sammlung im Stadtmuseum Tübingen: www.tuebingen.de/stadtmuseum
DVD: https://absolutmedien.de/reihe/80/Lotte+Reiniger
Lotte online: https://absolutondemand.de/film/abenteuer-des-prinzen-achmed-die/
Deutschsprachige Länder und internationale Festivals:
Christel Strobel, Agentur für Primrose Productions
E-Mail: c.strobel@lottereiniger.de
Wolfgang Zellers Originalmusik zu DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED im Verlag Ries&Erler
Zwei lieferbare Bücher im Wasmut Verlag, Tübingen:
PRINZ ACHMED in den USA: https://milestonefilms.com/products/adventures-of-prince-achmed
PRINZ ACHMED in UK: https://www2.bfi.org.uk/blu-rays-dvds/adventures-prince-achmed
PRINZ ACHMED in Frankreich: https://laboutique.carlottafilms.com/products/les-aventures-du-prince-ahmed-de-lotte-reiniger
PRINZ ACHMED in Italien (fast vergriffen!): https://www.ibs.it/avventure-del-principe-achmed-film-lotte-reiniger/e/8019824922476
Weltrechte: www.bfi.org.uk
Impressum
Redaktion: Christel Strobel, Nina Goslar, Jean-Paul Goergen, Anke Mebold, Thomas Worschech, Molto Menz
Gestaltung: Christin Albert
absolut Medien, Am Hasenbergl 12, 83413 Fridolfing
Tel.: 030 285 39 87 0
Fax: 030 285 39 87 26