VOM SINN
DES GANZEN
DAS NETZ
DES PHYSIKERS
HANS-PETER DÜRR
Ein Film von Claus Biegert
HANS-PETER DÜRR
Sein Doktorvater war Edward Teller, der Erfinder der Wasserstoffbombe. Sie stritten ein Leben lang. Werner Heisenberg ernannte ihn zu seinem Nachfolger am Max Planck Institut. Hannah Arendt ermunterte ihn, als Grenzgänger zu wirken. Josef Rotblat holte ihn an den Tisch seiner legendären Pugwash Konferenzen, die mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden.
Der Astrophysiker Hans-Peter Dürr war ein beweglicher Denker und ein Mutmacher. Er zweifelte die Existenz von Materie an und konzentrierte sich auf Beziehungen und das Dazwischen: zwischen den Teilchen, aber auch zwischen Bäumen, Menschen und Weltmächten. „Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen.“ Er warf sein Netz um den Globus und mischte sich ein. Dafür erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Wie sein Testament erscheint das Potsdamer Manifest, das den Frieden mit der Erde fordert, „eine strategische Ausrichtung am Paradigma des Lebendigen“.
Claus Biegert folgt dem Leben dieses ungewöhnlichen Wissenschaftlers im Dialog mit der Amerikanerin Sue Durham, die Dürrs Ehefrau wurde und ihm das Tanzen beibrachte.
VOM SINN
DES GANZEN
DAS NETZ
DES PHYSIKERS
HANS-PETER DÜRR
HANS-PETER DÜRR
Sein Doktorvater war Edward Teller, der Erfinder der Wasserstoffbombe. Sie stritten ein Leben lang. Werner Heisenberg ernannte ihn zu seinem Nachfolger am Max Planck Institut. Hannah Arendt ermunterte ihn, als Grenzgänger zu wirken. Josef Rotblat holte ihn an den Tisch seiner legendären Pugwash Konferenzen, die mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden.
Der Astrophysiker Hans-Peter Dürr war ein beweglicher Denker und ein Mutmacher. Er zweifelte die Existenz von Materie an und konzentrierte sich auf Beziehungen und das Dazwischen: zwischen den Teilchen, aber auch zwischen Bäumen, Menschen und Weltmächten. „Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen.“ Er warf sein Netz um den Globus und mischte sich ein. Dafür erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Wie sein Testament erscheint das Potsdamer Manifest, das den Frieden mit der Erde fordert, „eine strategische Ausrichtung am Paradigma des Lebendigen“.
Claus Biegert folgt dem Leben dieses ungewöhnlichen Wissenschaftlers im Dialog mit der Amerikanerin Sue Durham, die Dürrs Ehefrau wurde und ihm das Tanzen beibrachte.
VOM SINN DES GANZEN
DAS NETZ DES PHYSIKERS
HANS-PETER DÜRR
HANS-PETER DÜRR
Sein Doktorvater war Edward Teller, der Erfinder der Wasserstoffbombe. Sie stritten ein Leben lang. Werner Heisenberg ernannte ihn zu seinem Nachfolger am Max Planck Institut. Hannah Arendt ermunterte ihn, als Grenzgänger zu wirken. Josef Rotblat holte ihn an den Tisch seiner legendären Pugwash Konferenzen, die mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden.
Der Astrophysiker Hans-Peter Dürr war ein beweglicher Denker und ein Mutmacher. Er zweifelte die Existenz von Materie an und konzentrierte sich auf Beziehungen und das Dazwischen: zwischen den Teilchen, aber auch zwischen Bäumen, Menschen und Weltmächten. „Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen.“ Er warf sein Netz um den Globus und mischte sich ein. Dafür erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Wie sein Testament erscheint das Potsdamer Manifest, das den Frieden mit der Erde fordert, „eine strategische Ausrichtung am Paradigma des Lebendigen“.
Claus Biegert folgt dem Leben dieses ungewöhnlichen Wissenschaftlers im Dialog mit der Amerikanerin Sue Durham, die Dürrs Ehefrau wurde und ihm das Tanzen beibrachte.
HISTORISCHE PROTAGONISTEN UND PERSÖNLICHKEITEN
Physiker, geboren 1908 in Budapest; studierte bei Heisenberg, gehörte zum Manhattan Project und ging nach Los Alamos, gilt als Vater der Wasserstoffbombe, in den 50er Jahren Dürrs Doktorvater in Berkeley, überredet US-Präsident Reagan zu „Star Wars“.
Edward Teller
Physiker, geboren 1908 in Budapest; studierte bei Heisenberg, gehörte zum Manhattan Project und ging nach Los Alamos, gilt als Vater der Wasserstoffbombe, in den 50er Jahren Dürrs Doktorvater in Berkeley, überredet US-Präsident Reagan zu „Star Wars“.
Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 1963), wollte die Bundeswehr mit Atomwaffen ausstatten.
Konrad Adenauer
Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 1963), wollte die Bundeswehr mit Atomwaffen ausstatten.
Erster Minister für Atomfragen der Bundesrepublik (1955-1956), holte Dürr von Berkeley nach Göttingen.
Franz-Josef Strauß
Erster Minister für Atomfragen der Bundesrepublik (1955-1956), holte Dürr von Berkeley nach Göttingen.
Physiker, geboren 1900 in Würzburg; gab mit 24 Jahren die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik an, formulierte 1927 die Heisenberg’sche Unschärferelation, sollte für Hitler die Atom-Wunderwaffe entwickeln, was er als unmöglich einstufte; ernannte Dürr zu seinem Nachfolger am Max-Planck-Institut in München.
Werner Heisenberg
Physiker, geboren 1900 in Würzburg; gab mit 24 Jahren die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik an, formulierte 1927 die Heisenberg’sche Unschärferelation, sollte für Hitler die Atom-Wunderwaffe entwickeln, was er als unmöglich einstufte; ernannte Dürr zu seinem Nachfolger am Max-Planck-Institut in München.
Physiker, geboren 1901 in Rom; gelang 1942 unter der Tribüne eines Sportstadiums in Chicago die erste Kettenreaktion, gehörte zum Team der Bombenbauer in Los Alamos.
Enrico Fermi
Physiker, geboren 1901 in Rom; gelang 1942 unter der Tribüne eines Sportstadiums in Chicago die erste Kettenreaktion, gehörte zum Team der Bombenbauer in Los Alamos.
Physiker, geboren 1879 in Ulm; von ihm stammt die Energie-Formel e = mc², er schrieb den Brief an US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der daraufhin in Los Alamos im Rahmen des Manhattan Project den Bau der ersten Atombombe befahl; schrieb zusammen mit Bertram Russel ein Manifest gegen den Atomkrieg.
Albert Einstein
Physiker, geboren 1879 in Ulm; von ihm stammt die Energie-Formel e = mc², er schrieb den Brief an US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der daraufhin in Los Alamos im Rahmen des Manhattan Project den Bau der ersten Atombombe befahl; schrieb zusammen mit Bertram Russel ein Manifest gegen den Atomkrieg.
Molekularbiologe, geboren 1998 in Budapest; fuhr Edward Teller zu Albert Einstein nach Long Island, weil Edward Teller keinen Führerschein hatte; danach schrieb Einstein seinen Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt.
Leo Szilard
Molekularbiologe, geboren 1998 in Budapest; fuhr Edward Teller zu Albert Einstein nach Long Island, weil Edward Teller keinen Führerschein hatte; danach schrieb Einstein seinen Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt.
Politische Philosophin, geboren 1906 in Hannover; emigrierte als Jüdin aus Nazi-Deutschland in die USA; Dürr traf sie in Berkeley, sie riet ihm, als Grenzgänger durch Leben zu gehen.
Hannah Arendt
Politische Philosophin, geboren 1906 in Hannover; emigrierte als Jüdin aus Nazi-Deutschland in die USA; Dürr traf sie in Berkeley, sie riet ihm, als Grenzgänger durch Leben zu gehen.
Physiker, geboren 1904 in New York; leitete zusammen mit General Leslie Groves das Manhattan Project zum Bau der Atombombe, zu jener Zeit das größte militärische Forschungsprojekt seiner Zeit, begonnen in Manhattan, beendet in Los Alamos, New Mexico; verantwortete den Trinitiy Test und die Bomben Little Boy auf Hiroshima und Fat Man auf Nagasaki.
Robert Oppenheimer
Physiker, geboren 1904 in New York; leitete zusammen mit General Leslie Groves das Manhattan Project zum Bau der Atombombe, zu jener Zeit das größte militärische Forschungsprojekt seiner Zeit, begonnen in Manhattan, beendet in Los Alamos, New Mexico; verantwortete den Trinitiy Test und die Bomben Little Boy auf Hiroshima und Fat Man auf Nagasaki.
Physiker, geboren 1908 in Warschau; gehörte zum Team in Los Alamos, stieg aus, als er hörte, dass Hitler die Atombombe nicht bauen würde; gründete 1957 in Pugwash, einem kanadischen Fischerdorf, eine fortlaufende Friedenskonferenz, erhielt dafür 1995 den Friedensnobelpreis.
Josef Rotblat
Physiker, geboren 1908 in Warschau; gehörte zum Team in Los Alamos, stieg aus, als er hörte, dass Hitler die Atombombe nicht bauen würde; gründete 1957 in Pugwash, einem kanadischen Fischerdorf, eine fortlaufende Friedenskonferenz, erhielt dafür 1995 den Friedensnobelpreis.
Chemiker, geboren 1879 in Frankfurt; für die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung von Uran und des Thorium wurde ihm 1945 der Nobelpreis für Chemie verliehen; für seinen späteren Pazifismus wurde er mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Otto Hahn
Chemiker, geboren 1879 in Frankfurt; für die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung von Uran und des Thorium wurde ihm 1945 der Nobelpreis für Chemie verliehen; für seinen späteren Pazifismus wurde er mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Kernphysikerin, geboren 1878 in Wien; veröffentlichte im Februar 1939 zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung, die ihr Kollege Otto Hahn und dessen Assistent Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 ausgelöst und mit radiochemischen Methoden nachgewiesen hatten; obgleich in permanentem wissenschaftlichem Dialog mit Otto Hahn erhielt nur dieser den Nobelpreis.
Lise Meitner
Kernphysikerin, geboren 1878 in Wien; veröffentlichte im Februar 1939 zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung, die ihr Kollege Otto Hahn und dessen Assistent Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 ausgelöst und mit radiochemischen Methoden nachgewiesen hatten; obgleich in permanentem wissenschaftlichem Dialog mit Otto Hahn erhielt nur dieser den Nobelpreis.
Physiker, Philosoph und Friedensforscher, geboren 1912 in Kiel; erkannte bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit, Atombomben herzustellen; gehörte wie Heisenberg und Otto Hahn dem deutschen „Uranprojekt“ der Nationalsozialisten zur Erforschung der Kernspaltung an, war später in Farm Hall interniert, zusammen mit Otto Hahn, Max von Laue, Werner Heisenberg, Walther Gerlach, Erich Bagge, Horst Korsching, Kurt Diebner, Karl Wirtz und Paul Harteck.; protestierte 1957 mit den „Göttinger Achtzehn“ gegen Adenauers atomare Aufrüstung; galt am Ende seines Lebens als einflussreicher Pazifist.
Carl-Friedrich von Weizsäcker
Physiker, Philosoph und Friedensforscher, geboren 1912 in Kiel; erkannte bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit, Atombomben herzustellen; gehörte wie Heisenberg und Otto Hahn dem deutschen „Uranprojekt“ der Nationalsozialisten zur Erforschung der Kernspaltung an, war später in Farm Hall interniert, zusammen mit Otto Hahn, Max von Laue, Werner Heisenberg, Walther Gerlach, Erich Bagge, Horst Korsching, Kurt Diebner, Karl Wirtz und Paul Harteck.; protestierte 1957 mit den „Göttinger Achtzehn“ gegen Adenauers atomare Aufrüstung; galt am Ende seines Lebens als einflussreicher Pazifist.
Physiker, geboren 1906 in Catania, Sizilien; beschäftigte sich gleichzeitig mit Enrico Fermi mit der Kernphysik und relativistischen Quantenmechanik, mit Anwendungen insbesondere in der Theorie der Neutrinos, sah in den Erkenntnissen Verderben für Welt kommen; sein Verschwinden im März 1938 ist bis heute nicht aufgeklärt; nach ihm sind die Majorana-Fermionen benannt.
Ettore Majorana
Physiker, geboren 1906 in Catania, Sizilien; beschäftigte sich gleichzeitig mit Enrico Fermi mit der Kernphysik und relativistischen Quantenmechanik, mit Anwendungen insbesondere in der Theorie der Neutrinos, sah in den Erkenntnissen Verderben für Welt kommen; sein Verschwinden im März 1938 ist bis heute nicht aufgeklärt; nach ihm sind die Majorana-Fermionen benannt.
„Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen.“
Hans-Peter Dürr
HISTORISCHE PROTAGONISTEN UND PERSÖNLICHKEITEN
Physiker, geboren 1908 in Budapest; studierte bei Heisenberg, gehörte zum Manhattan Project und ging nach Los Alamos, gilt als Vater der Wasserstoffbombe, in den 50er Jahren Dürrs Doktorvater in Berkeley, überredet US-Präsident Reagan zu „Star Wars“.
Edward Teller
Physiker, geboren 1908 in Budapest; studierte bei Heisenberg, gehörte zum Manhattan Project und ging nach Los Alamos, gilt als Vater der Wasserstoffbombe, in den 50er Jahren Dürrs Doktorvater in Berkeley, überredet US-Präsident Reagan zu „Star Wars“.
Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 1963), wollte die Bundeswehr mit Atomwaffen ausstatten.
Konrad Adenauer
Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 1963), wollte die Bundeswehr mit Atomwaffen ausstatten.
Erster Minister für Atomfragen der Bundesrepublik (1955-1956), holte Dürr von Berkeley nach Göttingen.
Franz-Josef Strauß
Erster Minister für Atomfragen der Bundesrepublik (1955-1956), holte Dürr von Berkeley nach Göttingen.
Physiker, geboren 1900 in Würzburg; gab mit 24 Jahren die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik an, formulierte 1927 die Heisenberg’sche Unschärferelation, sollte für Hitler die Atom-Wunderwaffe entwickeln, was er als unmöglich einstufte; ernannte Dürr zu seinem Nachfolger am Max-Planck-Institut in München.
Werner Heisenberg
Physiker, geboren 1900 in Würzburg; gab mit 24 Jahren die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik an, formulierte 1927 die Heisenberg’sche Unschärferelation, sollte für Hitler die Atom-Wunderwaffe entwickeln, was er als unmöglich einstufte; ernannte Dürr zu seinem Nachfolger am Max-Planck-Institut in München.
Physiker, geboren 1901 in Rom; gelang 1942 unter der Tribüne eines Sportstadiums in Chicago die erste Kettenreaktion, gehörte zum Team der Bombenbauer in Los Alamos.
Enrico Fermi
Physiker, geboren 1901 in Rom; gelang 1942 unter der Tribüne eines Sportstadiums in Chicago die erste Kettenreaktion, gehörte zum Team der Bombenbauer in Los Alamos.
Physiker, geboren 1879 in Ulm; von ihm stammt die Energie-Formel e = mc², er schrieb den Brief an US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der daraufhin in Los Alamos im Rahmen des Manhattan Project den Bau der ersten Atombombe befahl; schrieb zusammen mit Bertram Russel ein Manifest gegen den Atomkrieg.
Albert Einstein
Physiker, geboren 1879 in Ulm; von ihm stammt die Energie-Formel e = mc², er schrieb den Brief an US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der daraufhin in Los Alamos im Rahmen des Manhattan Project den Bau der ersten Atombombe befahl; schrieb zusammen mit Bertram Russel ein Manifest gegen den Atomkrieg.
Molekularbiologe, geboren 1998 in Budapest; fuhr Edward Teller zu Albert Einstein nach Long Island, weil Edward Teller keinen Führerschein hatte; danach schrieb Einstein seinen Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt.
Leo Szilard
Molekularbiologe, geboren 1998 in Budapest; fuhr Edward Teller zu Albert Einstein nach Long Island, weil Edward Teller keinen Führerschein hatte; danach schrieb Einstein seinen Brief an Präsident Franklin D. Roosevelt.
Politische Philosophin, geboren 1906 in Hannover; emigrierte als Jüdin aus Nazi-Deutschland in die USA; Dürr traf sie in Berkeley, sie riet ihm, als Grenzgänger durch Leben zu gehen.
Hannah Arendt
Politische Philosophin, geboren 1906 in Hannover; emigrierte als Jüdin aus Nazi-Deutschland in die USA; Dürr traf sie in Berkeley, sie riet ihm, als Grenzgänger durch Leben zu gehen.
Physiker, geboren 1904 in New York; leitete zusammen mit General Leslie Groves das Manhattan Project zum Bau der Atombombe, zu jener Zeit das größte militärische Forschungsprojekt seiner Zeit, begonnen in Manhattan, beendet in Los Alamos, New Mexico; verantwortete den Trinitiy Test und die Bomben Little Boy auf Hiroshima und Fat Man auf Nagasaki.
Robert Oppenheimer
Physiker, geboren 1904 in New York; leitete zusammen mit General Leslie Groves das Manhattan Project zum Bau der Atombombe, zu jener Zeit das größte militärische Forschungsprojekt seiner Zeit, begonnen in Manhattan, beendet in Los Alamos, New Mexico; verantwortete den Trinitiy Test und die Bomben Little Boy auf Hiroshima und Fat Man auf Nagasaki.
Physiker, geboren 1908 in Warschau; gehörte zum Team in Los Alamos, stieg aus, als er hörte, dass Hitler die Atombombe nicht bauen würde; gründete 1957 in Pugwash, einem kanadischen Fischerdorf, eine fortlaufende Friedenskonferenz, erhielt dafür 1995 den Friedensnobelpreis.
Josef Rotblat
Physiker, geboren 1908 in Warschau; gehörte zum Team in Los Alamos, stieg aus, als er hörte, dass Hitler die Atombombe nicht bauen würde; gründete 1957 in Pugwash, einem kanadischen Fischerdorf, eine fortlaufende Friedenskonferenz, erhielt dafür 1995 den Friedensnobelpreis.
Chemiker, geboren 1879 in Frankfurt; für die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung von Uran und des Thorium wurde ihm 1945 der Nobelpreis für Chemie verliehen; für seinen späteren Pazifismus wurde er mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Otto Hahn
Chemiker, geboren 1879 in Frankfurt; für die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung von Uran und des Thorium wurde ihm 1945 der Nobelpreis für Chemie verliehen; für seinen späteren Pazifismus wurde er mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Kernphysikerin, geboren 1878 in Wien; veröffentlichte im Februar 1939 zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung, die ihr Kollege Otto Hahn und dessen Assistent Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 ausgelöst und mit radiochemischen Methoden nachgewiesen hatten; obgleich in permanentem wissenschaftlichem Dialog mit Otto Hahn erhielt nur dieser den Nobelpreis.
Lise Meitner
Kernphysikerin, geboren 1878 in Wien; veröffentlichte im Februar 1939 zusammen mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung, die ihr Kollege Otto Hahn und dessen Assistent Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 ausgelöst und mit radiochemischen Methoden nachgewiesen hatten; obgleich in permanentem wissenschaftlichem Dialog mit Otto Hahn erhielt nur dieser den Nobelpreis.
Physiker, Philosoph und Friedensforscher, geboren 1912 in Kiel; erkannte bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit, Atombomben herzustellen; gehörte wie Heisenberg und Otto Hahn dem deutschen „Uranprojekt“ der Nationalsozialisten zur Erforschung der Kernspaltung an, war später in Farm Hall interniert, zusammen mit Otto Hahn, Max von Laue, Werner Heisenberg, Walther Gerlach, Erich Bagge, Horst Korsching, Kurt Diebner, Karl Wirtz und Paul Harteck.; protestierte 1957 mit den „Göttinger Achtzehn“ gegen Adenauers atomare Aufrüstung; galt am Ende seines Lebens als einflussreicher Pazifist.
Carl-Friedrich von Weizsäcker
Physiker, Philosoph und Friedensforscher, geboren 1912 in Kiel; erkannte bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit, Atombomben herzustellen; gehörte wie Heisenberg und Otto Hahn dem deutschen „Uranprojekt“ der Nationalsozialisten zur Erforschung der Kernspaltung an, war später in Farm Hall interniert, zusammen mit Otto Hahn, Max von Laue, Werner Heisenberg, Walther Gerlach, Erich Bagge, Horst Korsching, Kurt Diebner, Karl Wirtz und Paul Harteck.; protestierte 1957 mit den „Göttinger Achtzehn“ gegen Adenauers atomare Aufrüstung; galt am Ende seines Lebens als einflussreicher Pazifist.
Physiker, geboren 1906 in Catania, Sizilien; beschäftigte sich gleichzeitig mit Enrico Fermi mit der Kernphysik und relativistischen Quantenmechanik, mit Anwendungen insbesondere in der Theorie der Neutrinos, sah in den Erkenntnissen Verderben für Welt kommen; sein Verschwinden im März 1938 ist bis heute nicht aufgeklärt; nach ihm sind die Majorana-Fermionen benannt.
Ettore Majorana
Physiker, geboren 1906 in Catania, Sizilien; beschäftigte sich gleichzeitig mit Enrico Fermi mit der Kernphysik und relativistischen Quantenmechanik, mit Anwendungen insbesondere in der Theorie der Neutrinos, sah in den Erkenntnissen Verderben für Welt kommen; sein Verschwinden im März 1938 ist bis heute nicht aufgeklärt; nach ihm sind die Majorana-Fermionen benannt.
„Ein Wissen, das nicht in die Zukunft reicht, ist kein Wissen.“
Hans-Peter Dürr
LEBENSBEGLEITER / ZEITZEUGINNEN
Hans-Peter Dürrs Ehefrau, brachte ihm das Tanzen bei und zog mit viel Rhythmus vier Kinder groß.
Sue Dürr
Hans-Peter Dürrs Ehefrau, brachte ihm das Tanzen bei und zog mit viel Rhythmus vier Kinder groß.
Physiker und Meteorologe, gehörte zur Gruppe des Potsdamer Manifests, seit 2015 Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Autor des Online-Magazins „klimareporter“.
Helmut Grassl
Physiker und Meteorologe, gehörte zur Gruppe des Potsdamer Manifests, seit 2015 Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Autor des Online-Magazins „klimareporter“.
Geograf und Co-Autor des Potsdamer Manifests.
Daniel Dahm
Geograf und Co-Autor des Potsdamer Manifests.
Biologe und Gesellschaftskritiker, Sohn von Carl-Friedrich von Weizsäcker; gehört international zu den führenden Köpfen der Ökologiebewegung, zeitweilig Co-Präsident des Club of Rome.
Ernst-Ulrich von Weizsäcker
Biologe und Gesellschaftskritiker, Sohn von Carl-Friedrich von Weizsäcker; gehört international zu den führenden Köpfen der Ökologiebewegung, zeitweilig Co-Präsident des Club of Rome.
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, im Vorstand der deutschen Sektion von IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War; Friedensnobelpreis 1985).
Angelika Claussen
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, im Vorstand der deutschen Sektion von IPPNW ( International Physicians for the Prevention of Nuclear War; Friedensnobelpreis 1985).
Philosoph, begründete die sogenannte Quanten-Philosophie.
Ulrich Warnke
Philosoph, begründete die sogenannte Quanten-Philosophie.
Malerin, holte Dürr in den Danton-Denk-Raum zu einem multimedialen Performance-Abend.
Isabelle Krötsch
Malerin, holte Dürr in den Danton-Denk-Raum zu einem multimedialen Performance-Abend.
Philosoph und Maler, leitete an der Universität Oldenburg den Lehrstuhl für Philosophie, gehört zu den Verfassern des Potsdamer Manifests 2005.
Rudolf zur Lippe
Philosoph und Maler, leitete an der Universität Oldenburg den Lehrstuhl für Philosophie, gehört zu den Verfassern des Potsdamer Manifests 2005.
Physiker am Heisenberg-Institut in München, gehörte zu Dürrs Vertrauten.
Heinrich Saller
Physiker am Heisenberg-Institut in München, gehörte zu Dürrs Vertrauten.
Biologe, sieht die Notwendigkeit zu einer animistischen Naturbeziehung um dem Lebendigen gerecht zu werden.
Andreas Weber
Biologe, sieht die Notwendigkeit zu einer animistischen Naturbeziehung um dem Lebendigen gerecht zu werden.
Biologe aus England, stellte die Hypothese der morphogenetischen Felder auf, die ihn in den Naturwissenschaften verdächtig, aber für Hans-Peter Dürr interessant machte.
Rupert Sheldrake
Biologe aus England, stellte die Hypothese der morphogenetischen Felder auf, die ihn in den Naturwissenschaften verdächtig, aber für Hans-Peter Dürr interessant machte.
Sänger, Musiker und Pazifist, schrieb für Hans-Peter Dürr das Lied „Gefrorenes Licht“.
Konstantin Wecker
Sänger, Musiker und Pazifist, schrieb für Hans-Peter Dürr das Lied „Gefrorenes Licht“.
TV-Journalist, Theologe, Atomkraftgegner und Buchautor; bemüht sich um das wahre Gestalt von Jesus und dessen Wirken; gibt mit seiner Frau Biggi die Internet-Zeitung „Sonnenseite“ heraus.
Franz Alt
TV-Journalist, Theologe, Atomkraftgegner und Buchautor; bemüht sich um das wahre Gestalt von Jesus und dessen Wirken; gibt mit seiner Frau Biggi die Internet-Zeitung „Sonnenseite“ heraus.
Physiker am Max-Planck-Institut, gehörte zum engen Kreis um Dürr.
Erhard Seiler
Physiker am Max-Planck-Institut, gehörte zum engen Kreis um Dürr.
Kameramann und Bodenspezialist aus China, lernte Dürr auf einer Konferenz in Italien kennen; Dürr unterstützte Liu bei dessen Langzeitbeobachtung des Löss-Plateaus im Nordwesten Chinas.
John D. Liu
Kameramann und Bodenspezialist aus China, lernte Dürr auf einer Konferenz in Italien kennen; Dürr unterstützte Liu bei dessen Langzeitbeobachtung des Löss-Plateaus im Nordwesten Chinas.
Philosophin und Psychologin, Dürr gehörte dem Promotions-Gremium ihrer Disputation an.
Giselle Full
Philosophin und Psychologin, Dürr gehörte dem Promotions-Gremium ihrer Disputation an.
Lakota aus dem Reservat Cheyenne River, indianischer Radio-Moderator, produziert in New York City die wöchentliche Sendung “First Voices Radio”
Tiokasin Ghosthorse
Lakota aus dem Reservat Cheyenne River, indianischer Radio-Moderator, produziert in New York City die wöchentliche Sendung “First Voices Radio”
„Wir müssen die Natur nicht als unseren Feind betrachten, den es zu beherrschen und überwinden gilt, sondern wieder lernen, mit der Natur zu kooperieren. Sie hat eine viereinhalb Milliarden lange Erfahrung. Unsere ist wesentlich kürzer.“
Hans-Peter Dürr
LEBENSBEGLEITER / ZEITZEUGINNEN
Hans-Peter Dürrs Ehefrau, brachte ihm das Tanzen bei und zog mit viel Rhythmus vier Kinder groß.
Sue Dürr
Hans-Peter Dürrs Ehefrau, brachte ihm das Tanzen bei und zog mit viel Rhythmus vier Kinder groß.
Physiker und Meteorologe, gehörte zur Gruppe des Potsdamer Manifests, seit 2015 Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Autor des Online-Magazins „klimareporter“.
Helmut Grassl
Physiker und Meteorologe, gehörte zur Gruppe des Potsdamer Manifests, seit 2015 Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Autor des Online-Magazins „klimareporter“.
Geograf und Co-Autor des Potsdamer Manifests.
Daniel Dahm
Geograf und Co-Autor des Potsdamer Manifests.
Biologe und Gesellschaftskritiker, Sohn von Carl-Friedrich von Weizsäcker; gehört international zu den führenden Köpfen der Ökologiebewegung, zeitweilig Co-Präsident des Club of Rome.
Ernst-Ulrich von Weizsäcker
Biologe und Gesellschaftskritiker, Sohn von Carl-Friedrich von Weizsäcker; gehört international zu den führenden Köpfen der Ökologiebewegung, zeitweilig Co-Präsident des Club of Rome.
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, im Vorstand der deutschen Sektion von IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War; Friedensnobelpreis 1985).
Angelika Claussen
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, im Vorstand der deutschen Sektion von IPPNW ( International Physicians for the Prevention of Nuclear War; Friedensnobelpreis 1985).
Philosoph, begründete die sogenannte Quanten-Philosophie.
Ulrich Warnke
Philosoph, begründete die sogenannte Quanten-Philosophie.
Malerin, holte Dürr in den Danton-Denk-Raum zu einem multimedialen Performance-Abend.
Isabelle Krötsch
Malerin, holte Dürr in den Danton-Denk-Raum zu einem multimedialen Performance-Abend.
Philosoph und Maler, leitete an der Universität Oldenburg den Lehrstuhl für Philosophie, gehört zu den Verfassern des Potsdamer Manifests 2005.
Rudolf zur Lippe
Philosoph und Maler, leitete an der Universität Oldenburg den Lehrstuhl für Philosophie, gehört zu den Verfassern des Potsdamer Manifests 2005.
Physiker am Heisenberg-Institut in München, gehörte zu Dürrs Vertrauten.
Heinrich Saller
Physiker am Heisenberg-Institut in München, gehörte zu Dürrs Vertrauten.
Biologe, sieht die Notwendigkeit zu einer animistischen Naturbeziehung um dem Lebendigen gerecht zu werden.
Andreas Weber
Biologe, sieht die Notwendigkeit zu einer animistischen Naturbeziehung um dem Lebendigen gerecht zu werden.
Biologe aus England, stellte die Hypothese der morphogenetischen Felder auf, die ihn in den Naturwissenschaften verdächtig, aber für Hans-Peter Dürr interessant machte.
Rupert Sheldrake
Biologe aus England, stellte die Hypothese der morphogenetischen Felder auf, die ihn in den Naturwissenschaften verdächtig, aber für Hans-Peter Dürr interessant machte.
Sänger, Musiker und Pazifist, schrieb für Hans-Peter Dürr das Lied „Gefrorenes Licht“.
Konstantin Wecker
Sänger, Musiker und Pazifist, schrieb für Hans-Peter Dürr das Lied „Gefrorenes Licht“.
TV-Journalist, Theologe, Atomkraftgegner und Buchautor; bemüht sich um das wahre Gestalt von Jesus und dessen Wirken; gibt mit seiner Frau Biggi die Internet-Zeitung „Sonnenseite“ heraus.
Franz Alt
TV-Journalist, Theologe, Atomkraftgegner und Buchautor; bemüht sich um das wahre Gestalt von Jesus und dessen Wirken; gibt mit seiner Frau Biggi die Internet-Zeitung „Sonnenseite“ heraus.
Physiker am Max-Planck-Institut, gehörte zum engen Kreis um Dürr.
Erhard Seiler
Physiker am Max-Planck-Institut, gehörte zum engen Kreis um Dürr.
Kameramann und Bodenspezialist aus China, lernte Dürr auf einer Konferenz in Italien kennen; Dürr unterstützte Liu bei dessen Langzeitbeobachtung des Löss-Plateaus im Nordwesten Chinas.
John D. Liu
Kameramann und Bodenspezialist aus China, lernte Dürr auf einer Konferenz in Italien kennen; Dürr unterstützte Liu bei dessen Langzeitbeobachtung des Löss-Plateaus im Nordwesten Chinas.
Philosophin und Psychologin, Dürr gehörte dem Promotions-Gremium ihrer Disputation an.
Giselle Full
Philosophin und Psychologin, Dürr gehörte dem Promotions-Gremium ihrer Disputation an.
Lakota aus dem Reservat Cheyenne River, indianischer Radio-Moderator, produziert in New York City die wöchentliche Sendung “First Voices Radio”
Tiokasin Ghosthorse
Lakota aus dem Reservat Cheyenne River, indianischer Radio-Moderator, produziert in New York City die wöchentliche Sendung “First Voices Radio”
„Wir müssen die Natur nicht als unseren Feind betrachten, den es zu beherrschen und überwinden gilt, sondern wieder lernen, mit der Natur zu kooperieren. Sie hat eine viereinhalb Milliarden lange Erfahrung. Unsere ist wesentlich kürzer.“
Hans-Peter Dürr
Biographie Claus Biegert
Claus Biegert, geb, 1947 in Murnau am Staffelsee, Journalist, Buchautor, Dokumentarfilmer, seit 1973 ausführliche Recherchen im indianischen Nordamerika; dabei oft Kooperation mit Fotografen, Ethnologen, Künstlern und indigenen Aktivisten. 1980 bis 1990: Zusammenarbeit mit Rainer Wittenborn bei den Mixed-Media-Ausstellungen „James Bay Project – A River Drowned By Water“ und „Amazon oft he North – James Bay Revisited“. Anschließend Fokus auf der Schnittstelle Atomenergie und Menschenrechte. Um die Auswirkungen des weltweiten Uranabbaus auf indigene Völker bekannt zu machen, Initiation des World Uranium Hearing (1992 in Salzburg) und den internationalen Nuclear-Free Future Award (seit 1998). Bis 2008 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, 30 Jahre Dozent an der Deutschen Journalistenschule in München; Beirat in der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Filme (Auswahl)
Publikationen (Auswahl):
Zum Film
Der Termin kam 2011 zustande. Ich hatte in der Redaktion von Dieter Hess (Bayern 2) schon drei Jahre zuvor ein langes Gespräch mit Hans-Peter Dürr angekündigt, aber da es keinen Anlass gab, gab es auch keinen Termindruck. Als ich dem Dokumentarfilmer Nicolaus Humbert, einem langjährigen Freund, von meiner Verabredung erzählte, schlug er vor, mich mit einem Kameramann zu den Dürrs zu begleiten. Ich fragte an, und Hans-Peter war begeistert. Die Kamera war mehr als nur ein Mikrophon, ihm ging es um größtmögliche Verbreitung. Meine Fragen zielten auf die gegenwärtigen Krisen ab, mich beschäftige der Dialog mit der sogenannten „anderen Seite“, den Menschen, die den Krieg gegen die Natur immer noch nicht wahrgenommen hatten. Doch jede meiner Fragen lenkte er in die Richtung dessen, was er loswerden wollte. Er dirigierte das Interview; es ging ihm um seinen Werdegang, seine lebenslange Suche nach Antworten, nach der Bedeutung der Quantenphysik für unser Weltbild. Seine Frau Sue sagte später: „Das war das Interview, in dem er keine deiner Fragen beantwortet hat.“
Als ich dann ein Jahr nach Hans-Peters Tod, für Bayern 2 eine Stundensendung über sein Leben produzierte, war ich froh über das autobiographische Material. Die Sendung wurde am 14. Mai 2015 ausgestrahlt und trug den Titel: „Die Gewissheit des Unbegreiflichen“. Danach kam mir der Gedanke, für die Familie Dürr einen kleinen Film herzustellen. Und es kam, wie es kommen musste: Als es die Runde machte, dass ich an einem Film über Hans-Peter Dürr arbeite, wurden mir von offiziellen wie auch privaten Quellen Tipps, Kontakte, Fotos, Tonbänder, DVDs, Filmprotokolle gereicht. Der Film wuchs und wuchs und hatte nach dreieinhalb Jahren die Länge von 103 Minuten.
Claus Biegert
Musik: Zoro Babel
Schnitt / Animation / Color Grading: Mike Förster
Illustration: Bernd Wiedemann
Radierzyklen:
Film Artwork und Storyboard:
Graphic Novels:
Stab
(in alphabetischer Reihenfolge)
Buch & Regie: Claus Biegert
Schnitt: Mike Förster
Musik: Zoro Babel
Kamera: Waldemar Hauschild, Marion Neumann, Martin Otter, André Wagner
Zusätzliche Kamera: John D. Liu, Ingo Mende, Jana Oberdörfer
Ton: Claus Biegert, Dora Frohnauer, André Wagner
Produktionsassistenz: Tjan Zaotschnaja
Zeichnungen: Bernd Wiedemann
Brettspiel: Claus Biegert
Sprecher des Blücher-Tagebuchs: Gustav Hahnefeld
CC / VFX: Mike Förster
Recherche: Tjan Zaotschnaja
Mischung: Ralph Bienzeisler/ B.O.A. Filmkunst
Japanische Untertitel: Toyo Washio
Englische Untertitel: Richard Freeman
Portugiesische Untertitel: Ana Rubs Rodrigues-Kafka
Produktion: BIEGERTFILM
Dank
Robert Eichinger, Daniel Dahm, Antonius Dettlaff, Richard Freeman, Uschi von Gierke, Franz-Theo Gottwald, Göttinger Tagblatt, Hans Grassmann, Monika Griefahn, Dieter Hess, Kamal Islam, Bettina Koller, Isabelle Krötsch, Frauke Liesenborghs, Kosima Liu, Los Alamos National Laboratory, Akio Matsumura, Max-Planck-Institut für Physik, Ray Müller, National Film Board of Canada, NDR Fernsehen, Nine2One, Masako Ohta, Wolf Rall, Right Livelihood Award Archive, Martin Schmötzer, Manuel Schneider, Erhard Seiller, Horst Sennewald, Claus Strigel, SWR Fernsehen, Bertram Verhaag, Konstantin Wecker, Henning Zierock
Extra Dank an Sue Dürr, die unser Netz zusammenhielt
und Nicolaus Humbert, der den Impuls für diesen Film gab.
Zorro Babel, Claus Biegert, Mike Förster
Copyright: Marek Karakasevic
Gefrorenes Licht (für Hans-Peter Dürr)
aus dem Album „Ohne Warum“ von Konstantin Wecker,
© 2015 Sturm & Klang Musikverlag
Wenn durch den Dom von sommergrünen Bäumen
die Lichter wie ein Segen niedergeh’n
und als Kristalle in den Zwischenräumen
von Laub und Ast und Himmel steh’n,
da ahnst du, dass, was scheinbar fest gefügt
und uns sich als die Wirklichkeit erschließt,
nichts als ein Bild ist, das sich selbst genügt,
durch das verträumt ein großer Atem fließt.
Du magst es greifen, du begreifst es nicht.
Was du auch siehst, ist nur gefror’nes Licht.
Wenn sich in solchen selt’nen Stunden
des Daseins Schönheit leise offenbart,
weil sich – sonst nie so leicht verbunden –
das Ahnen mit Erleben paart,
dann zög’re nicht, dich zu verwandeln,
nimm diese Stunde tief in dich hinein.
So aus der Zeit erübrigt sich das Handeln,
und in der Leere offenbart sich erst dein Sein.
Du magst es greifen, du begreifst es nicht.
Was du auch siehst, ist nur gefror’nes Licht.
Das was du siehst, ist nur gefror’nes Licht.
Text und Musik: Konstantin Wecker
Texte von
Hans-Peter Dürr
aus seiner Autobiographie „Warum es ums Ganze geht – Neues Denken für eine Welt im Umbruch“ (oekom Verlag 2010, Fischer-Taschenbuch 2011) , mit freundlicher Genehmigung des oekom-Verlags
Zu Edward Teller
Anfangs wusste ich nicht, dass Edward Teller noch am US-amerikanischen Manhattan-Projekt in Los Alamos beteiligt war, in dem die amerikanischen Atombomben während des Krieges entwickelt wurden, und dass er wegen einer Auseinandersetzung mit seinem Kollegen und Vorgesetzten Robert Oppenheimer nach Kalifornien übergewechselt war, um dort in Livermore im Rahmen der University of California ein neues Kernwaffenlabor aufzubauen. Oppenheimer, ein US-amerikanischer Physiker deutsch-jüdischer Herkunft, leitete von 1943 bis 1954 die wissenschaftlichen Arbeiten in Los Alamos.
All dieses wurde mir jedoch überdeutlich bewusst, als ich drei Monate nach meiner Ankunft eines Morgens Anfang März 1954 ins Physikinstitut kam und meine Kollegen in ausgelassen guter Laune antraf. Auf meine Frage, was sie feierten, antworteten sie: „We got a boy!“. Als ich nachfragte, wer der Vater sei, hieß es: „We all and many more!“. Die Titelseiten aller Zeitungen gaben in großen Bildern die Antwort: Der „Bravo“-Atombombentest auf dem pazifischen Bikini-Atoll war über alle Erwartungen hinaus positiv verlaufen, er war, wie später bekannt wurde, die erste erfolgreiche Zündung einer transportablen „Wasserstoffbombe“, einer Kernfusionsbombe mit einer im Vergleich zu den Kernspaltungsbomben von Hiroshima und Nagasaki mehr als 2.000-Mal größeren Zerstörungskraft. Sie sollte auch die größte Atombombe bleiben, die in den USA je gezündet wurde.
Ich war durch das Bikini-Ereignis völlig schockiert. Meine Situation erschien mit damals absolut grotesk, fast wie eine schnöde Ironie des Schicksals: Anstatt, wie mir nach den schrecklichen Kriegserlebnissen vorschwebte, mich ganz abseits vom großen Machtgerangel einer philosophisch orientierten Naturwissenschaft zu widmen, war ich nun genau dort angekommen, wo sich Naturwissenschaft und Machtpolitik am engsten berührten: bei der Kernphysik, bei den Physikern und Technikern, welche die menschheitsbedrohenden Massenvernichtungsmittel par excellence entwickelten. Und Teller, mein Doktorvater, war einer der Hauptakteure! Ja er wurde damals „Vater der Wasserstoffbombe“ genannt und als solcher öffentlich gefeiert.
Jetzt wurde mir klar, dass Tellers Übersiedlung nach Kalifornien verbunden war mit der Neugründung einer – neben Los Alamos – zweiten, auf die Entwicklung von Fusionsbomben ausgerichtete Forschungseinrichtung in Livermore östlich von Berkeley. Mit ihrem erfolgreichen „Mike“-Test im November 1952 auf dem pazifischen Eniwetok-Atoll hatten sie mit einer großen Anlage, die wegen ihrer Größe kaum als Bombe bezeichnet werden kann, bewiesen, dass eine solche Superbombe prinzipiell möglich ist. Der Mike-Test war ihr „first boy“, ein voller Erfolg. Er wurde zunächst geheim gehalten. Eniwetok wurde dabei zerstört. Die Bombe auf dem Bikini-Atoll im März 1954 war ein Konstrukt der „Konkurrenz“ in Los Alamos, deren wissenschaftlicher Leiter Robert Oppenheimer war. Ihr Erfolg wurde öffentlich gefeiert.
Erschrocken suchte ich nach dem „geglückten“ Bikini-Test Edward Teller auf und fragte ihn: „Warum baut ihr noch Bomben? Die großen Kriege sind vorbei und wer sie erlebt hat, der weiß, dass sie nicht mehr stattfinden dürfen.“ Er antwortete: „Wir haben heute eine einmalige Chance, den Frieden auf Erden zu schaffen: Wenn der Beste der militärisch Stärkste ist und die Fähigkeit behält, auch in Zukunft der Stärkste zu bleiben, also etwa doppelt so stark wie die übrige Welt zu sein, dann können wir den Frieden für alle Zeiten sichern.“ Ich war entsetzt über diese Aussage und erinnerte ihn daran, dass ich ja gerade aus Deutschland kam und mir diese Redensart bekannt vorkomme. Er betonte, dass er den Besten und nicht einen Schurken als Ausgangsbedingung nannte. Und dies war es ja gerade, was mich irritierte: Hat es je einen Stärksten gegeben, der sich nicht für den Besten hielt? Er warf mir politische Naivität vor, und ich sagte ihm mit aller Deutlichkeit, dass ich die Naivität auf seiner Seite sehe. Er akzeptierte: Wir haben in diesem Punkte unterschiedliche Meinungen! Und damit war für ihn das Problem erledigt.
Ich habe mich damals nicht von Edward Teller getrennt. Mein Forschungsprojekt hatte nichts mit Kernwaffen zu tun. In meinem mehr als drei Jahren währenden engen Kontakt mit Konstrukteuren von Kernwaffen habe ich jedoch mit Beunruhigung und Kummer lernen müssen, dass in dieser Branche hochintelligente und integre Menschen, die in wissenschaftlicher und menschlicher Hinsicht die Qualität von guten Freunden haben (sie waren auch meine Freunde), in ihrer Tätigkeit anscheinend in vollem Einklang mit sich selbst bleiben und die prinzipielle Widersprüchlichkeit ihres Tuns nicht erkennen.
Für Teller war Wissen Macht, wie es der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon vor über 400 Jahren formuliert hat. Alles, was man weiß, muss auch gemacht werden. Das war das Credo Tellers. Wissen werde letztlich erst durch das Machen bestätigt und zu verlässlichem Wissen. Diesen Grundsatz übertrug Teller ohne Zögern auf die aktuelle Politik und die Entwicklung neuer Vernichtungswaffen. Wissen als Macht gehöre in die Hände der „Guten“, um damit die „Bösen“ in Schach zu halten. Ich konnte diesen für mich naiven Standpunkt kaum fassen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen erschreckte er mich. Aber Teller kümmerte das wenig, weil er genau zu wissen glaubte, wer der Gute und wer der Böse war. Teller hatte kein Problem damit, dass der angeblich Gute mit der Machtausübung diese Eigenschaft, „gut“ zu sein, verspielen kann – und aller Erfahrung nach dies auch tut.
Die Wissenschaft verliert ihre Unschuld durch die schiere Macht des Möglichen. Sie verdrängt durch die überbetonte Beziehung von Wissen zur Macht, dass Wissen ja nicht nur zum Machen führt und so zur Macht verleitet, sondern dass Wissen auch Einsicht eröffnet und damit Orientierung geben und letztlich Brücken zur Weisheit bauen kann. Wissen nur als Verfügungswissen betrachtet, ermöglicht Manipulation und stimuliert die Mächtigen, sich übermächtige Instrumente durch willfährige „erfinderische Zwerge“ (Bertolt Brecht) anfertigen zu lassen. Der Naturwissenschaftler hat bei der Entscheidung über die Verwendung von Instrumenten, die er der Menschheit geschaffen hat, keine besondere Stimme und solle sie auch nicht haben, meinte Teller, denn diese Entscheidung könne nur die Politik treffen, der Staat und seine Politiker als Vertreter des Volkes, des Souveräns. Es störte Teller nicht, dass wichtige Entscheidungen, wie etwa die undifferenziert gegen hunderttausende von Menschen eingesetzten Atombomben, von ganz wenigen dieser Vertreter zunächst im Geheimen, also unter Ausschluss des Souveräns, getroffen werden. Diese Entscheidungen wurden sogar auch gegenüber den Wissenschaftlern, die dieses Teufelszeug entwickelt haben, geheim gehalten und durchgeführt – auch wenn, wie im Falle der Hiroshima-Bombe, über 80 Prozent der Physiker in Los Alamos dies ablehnte.
Teller war mein Doktorvater, ich schätzte ihn sehr, aber er war für mich nie ein Lehrer oder gar ein Vorbild, an dessen Lippen man hängt, um etwas besser oder tiefer zu verstehen. Unsere Ansichten und Einsichten waren wesentlich verschieden und auch die Ursache für viele heftige Streitgespräche, die aber kaum persönlich verletzend wirkten. Teller wurde für mich „die“ imposante Symbolfigur für den Verlust der Unschuld der Wissenschaft. Was die ganze Waffenentwicklung nach dem Kriegsende anbelangte, konnte ich mich mit Teller nie verständigen, geschweige denn einigen.
Meine Arbeit in Berkeley hatte allerdings nichts mit der Entwicklung von Waffen zu tun, meine häufigsten wissenschaftlichen Diskussionen mit Edward Teller bezogen sich auf prinzipielle Fragen der Kernphysik sowie der Materie und Antimaterie allgemein. Teller war ein Meister der Rhetorik, einfach in der Sprache, phantasievoll an Gleichnissen und eindringlich im Ausdruck. Er strahlte Kompetenz und Urteilssicherheit aus, überzeugte, weil er Diskurse meist wie eine Art Schachspiel inszenierte. Er war kein einfacher Gesprächspartner, da er dem anderen kaum Zeit gewährte, ihre Argumente vollständig vorzuführen. Hatte man gerade die Gelegenheit, in Eile die erste Hälfte eines Satzes vorzutragen, so wurde man alsbald mit lauter Stimme von ihm unterbrochen: „Entschuldige! Ich weiß nicht, was Sie mir sagen wollen, lassen Sie mich sagen, was Sie sagen wollen!“ Dies führte dazu, dass die meisten unserer Gespräche für ihn zu eigenen Heimspielen mit höheren Gewinnchancen wurden. Die Dialoge waren stets lebendig, auch weil uns eine Freude an scheinbar unlösbaren Problemen verband. An manchen Abenden musizierten wir zusammen – Klaviertrios. Teller war ein guter Pianist, ein anderer Physiker und ich begleiteten ihn mit Geige und Cello. Manchmal merkte er nicht, wenn er uns beide abgehängt hatte.
Unsere Wege haben sich auch später immer wieder gekreuzt. Anfang der 1980er-Jahre war er ein überzeugter Unterstützer der „Strategic Defense Initiative SDI“ unter US-Präsident Ronald Reagan. Teller war der Meinung, dass dieses Abwehrsystem ein entscheidender Faktor für die Beendigung des Kalten Krieges sein würde. Bei meinem letzten Besuch im November 1997 in Stanford behauptete Teller zu Gunsten seiner Wissen-ist-Macht-These, dass der Verdienst für das gewaltlose Ende des eskalierten West-Ost-Konflikts eigentlich ihm gebühre, weil seine SDI-Empfehlung an Reagan letztlich die schwächere UdSSR finanziell auf die Knie gezwungen habe.
Zeit seines Lebens war er ein heftiger Gegner der Kommunisten. Er drückte es allerdings anders aus: „Ich bin kein Antikommunist, sondern ein Antirusse. Die Russen sind die gefährlichsten Imperialisten. Mein Onkel hat mir erzählt, dass im Unabhängigkeitskrieg Ungarns 1848/49 gegen Österreich es letztlich die Russen waren, die dies vereitelten.“ Überrascht hat mich, dass er sehr viel später mit gleicher Heftigkeit auch die deutschen „Grünen“ ablehnte, die als Partei 1980 in Deutschland die politische Bühne betraten. Er betrachtete sie als unglaublich gefährliche Feinde des wissenschaftlich technischen Fortschritts, gar als Neo-Nazis. Mich nannte er wegen meines Engagements für Frieden und Nachhaltigkeit bis zu seinem Tod einen „Populisten“, der sich die Zuneigung der Massen billig zu verschaffen suchte im Gegensatz zu ihm, der durch sein eisernes Festhalten an wesentlichen Prinzipien in die persönliche Isolation gedrängt wurde.
Zu Hannah Arendt
Im zweiten Jahr in Kalifornien habe ich die Philosophin und Politologin Hannah Arendt getroffen. Sie war mit 49 Jahren eine Generation älter als ich und in den späten zwanziger Jahren aus den berühmten deutschen Philosophieschulen von Edmund Husserl, Martin Heidegger und Karl Jaspers als hochbegabte Wissenschaftlerin hervorgegangen. 1933 musste sie als Jüdin nach Paris emigrieren. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, wie in einem Land, das über eine so hervorragende gesellschaftliche Elite verfügte wie Deutschland, die politische Macht zu einer totalitären Herrschaft der schlimmsten Form entartete, und dies nicht nur gegen diese Elite, sondern zum Teil in einem engen Bündnis mit ihr. In Berkeley bekam sie 1955 die Gelegenheit, als Gastdozentin über politische Theorie und insbesondere über Totalitarismus zu sprechen. 1951 war in den USA ihr viel beachtetes Buch über „Origins of Totalitarianism“ ( „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“) erschienen.
Ich hatte sie gebeten, als Gasthörer in ihrem Oberseminar über „Die grundsätzlichen politischen Erfahrungen unserer Zeit“ teilnehmen zu dürfen, ich wollte mehr wissen über Gewaltherrschaft, über Totalitarismus. Sie stimmte dem sofort freudig zu. An Details ihres Seminars kann ich mich nicht mehr genau erinnern – außer dass mich ihre Ausführungen unglaublich faszinierten. Das lag nicht so sehr an ihrem Vortragsstil. Sie passte so gar nicht in das Klima von Berkeley mit seinen betont lockeren Umgangsformen und unkomplizierten Kontakten zwischen Dozenten und Studenten. Sie wirkte angespannt, fast verkrampft und etwas unnahbar. Gleichzeitig rauchte sie – auch während der Vorlesung – eine Zigarette nach der anderen.
Beeindruckt war ich von dem hohen Niveau an Wissen und Erfahrung. Im Zentrum von Hannah Arendts Ausführungen stand vor allem die Frage, wie es in Deutschland überhaupt zu Hitlers totaler Herrschaft mit allen diesen schrecklichen Auswüchsen kommen konnte. In Kalifornien, so fern der Heimat, trieb auch mich diese Frage um, meine eigene Vergangenheit lag immer noch schwer und düster auf mir. Ich hatte in den acht Jahren nach dem Ende des Krieges noch niemanden getroffen, mit dem ich über diese Zeit gelassen reden und dem ich auch meine eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen mitteilen konnte. Umso erstaunter war ich, wie schnell Hannah Arendt mich, den drängend Suchenden, erreichte – trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer nervösen Gespanntheit, die doch auch in mir lag und die nach einer Lösung suchte. Oft begleitete ich sie noch nach dem Seminar zum Women’s Faculty Club, in dem sie damals wohnte, und traktierte sie mit tausend Fragen.
Aus dem Seminar von Hannah Arendt sind mir zwei Aussagen besonders in Erinnerung geblieben, die mir spontan einen Ausweg aus meiner Erstarrung und Isolation wiesen:
• Die persönliche Schuld, die uns als Mitglied einer Gesellschaft an deren Vergehen trifft, ist im Allgemeinen viel kleiner als die Schuld, die uns Außenstehende hinterher zumessen.
• Unsere persönliche Schuld ist andererseits viel größer als die Schuld, die wir uns selbst eingestehen.
Es war diese Doppel-Aussage, die mir auf einmal die Türe öffnete. Eine Frau, die als Jüdin Schlimmes in Deutschland, das sie einst liebte, erlebt hatte, erzählt von dem, was auch meine eigene Leidensgeschichte in Deutschland war. Ich fühlte mich bestätigt: Ja, so dachte ich, so war es, ich erinnere mich! Warum musste ich acht Jahre warten, bevor ein Außenstehender mich je nach meinem früheren Lebensweg befragte?
Die erste Aussage Hannah Arendts befreite mich davor, mich selbst ständig als Kriminellen betrachten zu müssen, nur weil ich einem Land, einem Volk angehört habe, das all diese Scheußlichkeiten und Verbrechen begangen hatte, von denen ich gar nichts wusste. Ja, wie viel konnte ich denn damals als 15-Jähriger wirklich wissen? Was war meiner Aufmerksamkeit entgangen? Die direkt erlebten und durchlittenen persönlichen Erfahrungen an Leid, Tod und Zerstörung sind doch so viel stärker und schmerzhafter als alles andere Schreckliche, das nur über Hörensagen zu uns dringt! Und mehr noch: Selbst schreckliche persönliche Erfahrungen verdichten sich doch nur dann genügend zu einem fassbaren Bild, zu etwas tatsächlich Geschehenem und laufen nicht Gefahr, sich in Traumgebilde zu verflüchtigen und verdrängt zu werden, wenn wir die Möglichkeit haben, uns mit anderen darüber intensiv zu verständigen (statt bloß im Geschwätz unsere Erfahrungen auszutauschen). Nur in einem echten Dialog können wir als Gefühl und mit Verstand bei unserem Gegenüber so etwas wir eine innere Betroffenheit erzeugen und von ihr selbst erfasst werden, nur in einem gemeinsamen, liebenden Dialog finden sich Antworten auf unsere Sinnfragen. An diesem Dialog hat es mir in all den Jahren gefehlt. In den Kriegsjahren hieß die Parole „Konzentriere dich voll auf die dir übertragenen dringenden Aufgaben! Rede nicht so viel, Feind hört mit!“, und in der Atmosphäre allgemeinen Misstrauens und Angst wurde Kommunikation im eigentlichen Sinne behindert, verwandelte sich brennender Schmerz in zähne-zusammen-beißende Taubheit und Verschwiegenheit.
So befreiend für mich die erste Aussage war, weil sie mir wieder freies Atmen ermöglichte, so viel wichtiger und folgenschwerer empfand ich jedoch die zweite Aussage: dass uns alle größere Schuld trifft als wir selbst glauben. Warum? Von unserem längeren Gespräch ist mir – in meiner eigenen Sprache – folgende Begründung in Erinnerung geblieben: Und trifft größere Schuld, weil wir uns meist nicht frühzeitig und nicht energisch genug gegen die Anfänge einer sich abzeichnenden Katastrophe zur Wehr setzen! Wir machen uns nicht schuldig, wenn wir uns einer zu Tal donnernden Lawine nicht entgegen werfen, denn sie würde ungehindert einfach über uns hinweg rollen. Wir machen uns jedoch dann schuldig, wenn wir jemanden am Betreten eines Lawinenfeldes nicht hindern, obwohl wir dessen Instabilitäten kennen oder davon gehört haben. Aus Bequemlichkeit oder Opportunismus gehen wir oft achtlos an Vorkommnissen vorbei, die uns Sorge bereiten sollten und müssten. Mit der leichtfertigen Redensart „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ versuchen wir mögliche schlimme und katastrophale Konsequenzen herunterzuspielen, lassen wir die Dinge einfach weiterlaufen.
Selbstverständlich ist es meist nicht leicht, zu wissen oder auch nur zu ahnen, ob wir wirklich ein Lawinenfeld vor uns haben oder nicht nur eines der normalen Geröllfelder, die wir schon einige Male vorher – vielleicht mit Mühe, aber ohne große Gefahr und Gefährdung anderer – überquert haben. Es verlangt von uns erhöhte Aufmerksamkeit und vor allem gesteigerte Umsicht und Vorsorge. Denn im Allgemeinen werden wir nicht zu einer angemessenen Beurteilung der Lage kommen, wenn wir nur das betrachten, was jeweils in unserem Blickfeld auftaucht oder direkt vor unseren Füßen liegt; wir müssen vielmehr bewusst den Blick auf das ganze Umfeld richten und uns ein Verständnis der Gesamtsituation verschaffen, wenn wir die Lage richtig einschätzen wollen. Wir benötigen dazu eine „Rundumorientierung“, und die verschaffen wir uns am besten, wenn wir das Gespräch, die Kommunikation mit anderen suchen, die unser Bild „abrunden“.
Meine Unterhaltungen mit Hannah Arendt haben damals wesentlich dazu beigetragen, mir die Augen für die größeren Zusammenhänge und für gesellschaftspolitische Fragen in ihrer Vielfalt und unterschiedlichen Bewertung zu öffnen. Eine Art Wende in meinem Leben: „Du musst dich einmischen, du musst ein Grenzgänger werden,“ forderte Hannah Arendt mich auf. „Die Leute werden dich dafür nicht mögen, weil sie sagen: Schuster, bleib bei deinen Leisten, aber egal, was macht es: Es ist für dich wichtig – und für die anderen auch.“
Rückblickend frage ich mich noch immer, wie dies geschehen konnte: Innerhalb von 14 Tagen war aus mir ein anderer geworden, voller Optimismus, unternehmungslustig und tatkräftig in einer erweiterten Form. Ich bin einem Menschen begegnet, einer Jüdin, die vertrieben worden war und Schlimmes erlitten hatte, die aber dennoch fähig war, das Leben und Leiden eines „Gegners“ nachzuempfinden und schildern zu können, ihn in zwei Wochen aus seinem Gefängnis zu befreien und ihm zugleich Mut zu machen für einen lebenswerten Neuanfang!
Zu Werner Heisenberg
Werner Heisenberg war zwei Jahrzehnten lang mein unvergessener Lehrmeister. Ich hatte das große Glück, ihn als enger Mitarbeiter in Göttingen und später dann in München zu begleiten und aktiv an der Gestaltung einer „Einheitlichen Theorie der Materie“ mitzuwirken. Das war schon immer mein wissenschaftliches Ziel gewesen – nicht die Entwicklung von Kernreaktoren, die sich Franz Josef Strauß von meiner Arbeit mit Werner Heisenberg erhofft hatte.
Edward Teller, der in den späten zwanziger Jahren selbst bei Werner Heisenberg gearbeitet hatte und promoviert wurde, hatte mir eine Zusammenarbeit mit dem kreativen Physiker wärmstens angeraten. Eine solche Überredung war allerdings bei mir kaum nötig, da Heisenberg für mich wie für viele meiner wissenschaftlich interessierten Altergenossen, die bei Kriegsende noch Teenager waren, damals so eine Art Halbgott war. Wir wussten, dass Werner Heisenberg bereits mit 23 Professor für Theoretische Physik geworden war und ein Jahr als Rockefeller-Stipendiat bei Niels Bohr an der Universität Kopenhagen studiert hatte. Über ihn als Mensch wussten wir allerdings wenig und fast gar nichts über seine Quantenphysik. Vielleicht waren es die seltsamen Begriffe wie „Matrizenmechanik“, „Unbestimmtheitsrelationen“ oder „Quantenfeldtheorie“, die uns faszinierten? Weil sie so unverständlich waren, erschienen sie uns wie geheimnisvolle Botschaften von einer anderen, von einer besseren Welt, in die wir zu entfliehen suchten. Diese Begriffe lernte ich zum ersten Mal 1947 kennen, als ich noch als Schüler Abendkurse über Atomphysik an der Volkshochschule Stuttgart besuchte. Selbstverständlich verstand ich nicht viel davon. Aber ich nahm mir vor, Physik zu studieren, um all dies einmal begreifen zu können. In meiner Begeisterung fuhr ich damals in den Sommerferien mit einem Schrottfahrrad nach Göttingen, nur um Heisenberg zu sehen. Er war dann leider gar nicht da – und mein Fahrrad am Ende meiner Fahrt unbrauchbar.
Dieses erhabene Bild von Heisenberg stand im Kontrast zu einem ganz anderen Bild, das mir oft von Kollegen und Freunden in den USA gezeichnet wurde, die Heisenberg – wie es einmal Freeman Dyson ausdrückte, der mir kurz vor meiner Rückkehr nach Deutschland meine angestrebte Zusammenarbeit mit Heisenberg ausreden wollte – als einen „teutonischen Paranoiker“ sahen: ein Ehrgeizling, der alle Dinge besser und schneller machen wollte, um seine Überlegenheit zu beweisen, der mit Arroganz und unzureichendem Vermögen immer nur die fundamentalsten und anspruchvollsten Probleme anging, weil er sich nicht bescheiden konnte, kleinere Schritte zu machen und die mühselige Detailarbeit eines gediegenen wissenschaftlichen Handwerkers zu leisten.
Als ich Werner Heisenberg Anfang 1958 zum ersten Mal begegnete, war ich wohl am meisten darüber überrascht, dass er weder ein Halbgott noch dieser Ehrgeizling war, sondern ein Mensch ganz anderer Art und Statur: jugendlich und vital (er war damals 57 Jahre alt), ganz anders als das unpersönliche Denkmal, auf das ich innerlich eingestellt war; engagiert, gutmütig, bescheiden und künstlerisch, was ganz im Kontrast zu der trockenen und formalen Intelligenz stand, die einem bei Begriffen wie „Matrizen“ oder „Quantenfeldtheorie“ in den Sinn kommt. Anfänglich wirkte er schüchtern, fast verlegen. Er stellte einige höfliche Fragen, ohne richtig mit den Gedanken dabei zu sein, doch verschwand diese Scheu, sobald sich die Unterhaltung wissenschaftlichen Fragen zuwandte. Mit Begeisterung erzählte er mir sofort über seine augenblicklichen Forschungsarbeiten.
Vom ersten Tag an im Institut, das im Herbst 1958 von Göttingen nach München übersiedelte, wurde man mit dem Heisenbergschen Arbeitsstil vertraut. Heisenberg erschien gewöhnlich etwa um neun Uhr und erledigte zunächst seine vielfältigen Verwaltungsarbeiten zielstrebig und enorm effizient. Er war kein Freund solcher Tätigkeiten und deshalb ständig bemüht, sie mit einem guten Blick fürs Wesentliche auf ein Minimum zu beschränken. Ein stark ausgeprägtes Pflichtgefühl hinderte ihn daran, die Reduktion nicht zu übertreiben. Seine Verwaltungstätigkeit zog sich bis etwa 12 oder 13 Uhr hin. Dann stürzte er sich mit Eifer in sein wissenschaftliches Programm, meistens, indem er uns Mitarbeiter zu Diskussionen zu sich rief oder mit uns einzeln intensive Gespräche in seinem Arbeitszimmer führte. Diese Diskussionen dauerten etwa bis 14 Uhr und wurden dann meist abrupt abgebrochen, weil zu Hause das Mittagessen wartete. Man trennte sich, jeder hatte seine Arbeit zugeteilt bekommen.
Nachmittags blieb Heisenberg gewöhnlich zu Hause, um die Arbeiten durchzuführen, die seine ganze Konzentration erforderten. Um etwa 17 Uhr kam er ins Institut zurück, beteiligte sich an unseren Seminaren, und rund eine Stunde später stand er für eine zweite Diskussionsrunde bereit, in der er den Faden vom Vormittag unweigerlich mit der Frage wieder aufnahm: „Na, wie steht es?“ und wissen wollte, ob sich schon die geäußerten Vermutungen, Hoffnungen und Zweifel bestätigt hatten oder verworfen werden mussten oder konnten. Besonders wenn man nicht seine Meinung teilte, musste man hart am Ball bleiben. Allein handfeste Gegenargumente zählten, denn Heisenberg neigte dazu, unbefangen an seinem optimistischen Gedankengebäude weiterzubauen; dessen „Abriss“ erforderte später große argumentative Mühe von seinem Kontrahenten. Diese Unterhaltungen gingen bis in den Abend hinein. Dann nahm er sich selbst all die Probleme und offenen Fragen vor, und es konnte sein, dass man kurz vor Mitternacht noch einen Anruf von ihm bekam und in einen wissenschaftlichen Disput verwickelt wurde. Dieses Wechselspiel der Gedanken, dieser Austausch von Meinungen, Vermutungen und Beweisen war etwas Wunderschönes.
„Wissenschaft wird von Menschen gemacht“. Dies ist nicht zufällig der erste Satz eines der Hauptwerke Werner Heisenbergs, das den Titel trägt: Der Teil und das Ganze. Heisenberg hat uns, seinen Schülern und Mitarbeitern, immer wieder zu verstehen gegeben, welche zentrale Bedeutung der wissenschaftliche Dialog für ihn hat. Insbesondere in der kreativen Anfangsphase gab er der Umgangssprache gegenüber der mathematischen Ausdrucksweise den Vorzug, da sie unschärfer war und sich deshalb für „Tastversuche“ besser eignete als das Präzisionswerkzeug der Mathematik. Er dachte dabei laut vor sich hin, sprach langsam und konzentriert, oft mit geschlossenen Augen oder an die Decke blickend, die Hände mit gespreizten Fingern aneinandergelegt. Er war geduldig beim Zuhören, unterbrach selten. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand das gemeinsame Problem und der Wunsch, es zu erfassen und zu klären. Man tastete sich heran, spielte es dem anderen zu wie in einem freundschaftlichen Tischtennisspiel, wo beide darauf achten, dass der Ball im Spiel bleibt. Die ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, den Gesprächspartner wirklich zu verstehen und ihn nicht sophistisch über seine mangelhafte oder unzureichende Ausdrucksweise stolpern zu lassen. Man konnte stammeln, man konnte vage, ja unverständlich reden, und der andere würde erraten, was man eigentlich sagen wollte, würde es in eigenen, anderen Worten wiederholen, so dass man oft erfreut ausrufen konnte: „Ja genau, so ist es; so hatte ich es gemeint!“
Während eines solchen ausgedehnten und intensiven Gedankenaustauschs verschärften sich die Vorstellungen und Begriffe, ihre Konturen wurden klarer erkennbar. Dadurch verstärkten sich auch die Reibungsflächen, da in der Konkretisierung inhärente Schwierigkeiten und Unverträglichkeiten deutlicher zutage traten. In diesem Stadium konnten die Diskussionen recht hitzig werden. Heisenberg kämpfte für seine Ideen mit unerbittlicher Hartnäckigkeit. Auf beiden Seiten wurde in aller Schärfe kritisiert, aber keiner musste verletzen, da die Auseinandersetzungen mehr einem sportlichen Duell glichen. Ein „Das geht nicht!“ war für Heisenberg ein Mangel an Phantasie, und er setzte seinen ganzen Ehrgeiz daran, durch ein geeignetes Beispiel das Gegenteil zu beweisen. Diese Art der geistigen Auseinandersetzung hatte Heisenberg in der Vergangenheit ausgiebig geübt, insbesondere mit seinem Freund, dem Physiker Wolfgang Pauli, der besonders kritisch war. Es gelang ihm nicht immer, Pauli letztlich von seinen Ideen zu überzeugen, aber er betrachtete sie als hinlänglich verlässlich und veröffentlichungsreif, wenn Pauli kein Gegenargument finden konnte.
Wir bewunderten Heisenberg wegen seines unbezwingbaren Optimismus, der für junge Leute so ansteckend war, wegen seines Muts, seinen eigenen Weg kraft seiner Überzeugung unbeirrbar und unbeeindruckt durch Kritik weiterzugehen. Er hat uns vorgelebt, was suchen, forschen, verstehen, erkennen heißt. Er hat uns gelehrt, dass Wissenschaft etwas äußerst Aufregendes und Schönes sein kann, wenn man bereit ist sich mit voller Kraft zu engagieren.
Zur Anti-Atom und Friedens-Bewegung
Werner Heisenberg ist Anfang 1976 gestorben. Ende 1970 hatte er 69-jährig, entsprechend den Emeritierungsregeln, die Leitung des Max-Planck-Instituts niedergelegt und sie mir übertragen. In den zwölf Jahren der intensiven Zusammenarbeit mit ihm vor dieser Amtsübergabe war ich voll und ganz Physiker, einer, der den ganzen Tag über Physik nachdachte und nachdenken wollte und mit anderen darüber diskutierte. Ich fand keine Zeit und hatte auch in Anbetracht der interessanten Thematik unserer Forschung über eine fundamentale Quantenfeldtheorie auch keine Lust, etwas anderes zu machen. Unter diesen Bedingungen hatte mein in den USA gefasster Plan, mich künftig auch stärker gesellschaftspolitisch stärker zu engagieren, nur geringe Chancen. Das änderte sich ein ein wenig mit meiner Amtsübernahme, weil ich nun auf einmal auch mit administrativen Aufgaben mich befassen musste, wodurch ein Kontakt mit der „äußeren“ Welt zustande kam und ihr Umtriebe mich erreichten und involvierten. Andererseits war aber durch die zeitlich zusätzliche administrative Belastung ein tiefergehendes Engagement für mich (noch) nicht möglich. Das sollte sich erst 1977 ändern: Ich begann, mich im Zuge der Friedensbewegung in aller Öffentlichkeit politisch einzumischen. So wie ich es von Hannah Arendt gelernt hatte. Erste Schritte dahin, als Wissenschaftler auch zu politischen Themen Stellung zu beziehen, habe ich bereits nach meiner Rückkehr nach Deutschland Anfang der 1960er-Jahre unternommen. Es war die Zeit des Mauerbaus in Berlin und der ersten Ansätze einer neuen Ostpolitik durch Egon Bahr und Willy Brandt.
Ich hatte Willy Brandt bereits in meiner Zeit in Kalifornien kennengelernt: 1955 war er mit einer SPD-Delegation zu Gast im International House der University of California in Berkeley, und ich hatte Gelegenheit, mit ihm über die Politik in Deutschland zu plaudern. Es ging damals um die wiedererreichte Souveränität der westlichen Zonen Deutschlands, aber auch um die wachsende Sorge einer damit verbundenen Remilitarisierung Westdeutschlands im Rahmen der NATO. Ich war einigermaßen entsetzt über diese Nachricht.
Die politische Situation in Deutschland in diesen turbulenten 1950er- und 60er-Jahren war vor allem durch die Teilung des Landes und seiner ehemaligen Hauptstadt geprägt: Berlin war mit seinen drei alliierten Sektoren von den Sowjets eingeschlossen, Ostberlin wurde zudem noch durch den Bau der Mauer 1961 vollkommen von Westberlin getrennt. Auch ich war damals sehr besorgt über diese Entwicklung und stellte bei meiner Habilitation an der Universität München 1961 als letzte von zehn Thesen, die ich öffentlich verteidigen musste, die gewagteste auf: „Die Herstellung einer freiheitlichen Lebensordnung in Ostdeutschland ist wichtiger als die Wiedervereinigung.“ Die Diskussion dieser These wurde vom Dekan jedoch verhindert, der darauf bestand, alle Thesen der Reihe nach zu behandeln. Und für die letzte war dann eben keine Zeit mehr!
1961 war auch die Zeit, in der Willy Brandt und Egon Bahr begannen, ihre außenpolitischen Gedanken für eine neue Ostpolitik zu entwickeln. Als Zielsetzung deutscher Außenpolitik forderten sie die Aufgabe der von der westlichen Welt postulierten „Politik der Stärke“. Der Kontakt zu den osteuropäischen Staaten müsse vielmehr in einem Klima der Entspannung aufgenommen werden. „Wandlung durch Annäherung“ wurde die Devise Egon Bahrs und der von ihm maßgeblich beeinflussten neuen Ostpolitik.
Ja, das war vielleicht ein möglicher Weg, dachte ich mir, die sich anbahnende Polarisierung und Ost-West-Konfrontation zu mildern und sie in eine kooperative Richtung zu lenken. Dies verlangte, in der Auseinandersetzung zunächst das Gemeinsame zu finden und nicht das Trennende zu betonen. Annäherung versucht Öffnung und erlaubt so in kleinen Schritten wechselseitiges Vertrauen zu gewinnen, neue Gemeinsamkeiten zu entdecken, die dann weitere Annäherungen erleichtern.
Die Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler 1969 und die Ernennung Egon Bahrs zu seinem Staatssekretär verschaffte der Bahrschen Devise „Wandel durch Annäherung“ den nötigen Schwung. Und wir alle haben ein Bild vom 7. Dezember 1970 in Erinnerung: Willy Brandt kniet vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau, als Zeichen der Abbitte für die von Deutschen und im Namen Deutschlands verübten Gräuel.
Als ich zwei Jahre später – Anfang 1973 – zu einer größeren Konferenz nach Alushta auf der Krim eingeladen war, erlebte ich zu meinem großen Erstaunen, dass meine Kollegen auf einmal Deutsch mit mir sprachen, und das weit besser als es ihr Englisch war. Als ich nach dem Grund fragte, warum wir dies nicht bereits 14 Jahre früher versucht hatten (seit 1959 machte ich regelmäßige Studien und Vortragsreisen in die Sowjetunion), bekam ich die schlichte Antwort: „Nach den Kontakten 1970 und dem Kniefall Willy Brandts können wir wieder Deutsch sprechen.“
Helmut Schmidt wurde 1974 Bundeskanzler, nachdem Willy Brandt wegen der Guillaume-Spionageaffäre überraschend zurückgetreten war. Von Anfang an war er ein entschiedener Befürworter der Kernenergie: Kein Industrieland in West und Ost – so seine feste Überzeugung – könne sich in den nächsten Jahrzehnten einen Verzicht auf Kernreaktoren leisten, in der Bundesrepublik wären sonst die technische Entwicklung und die Sicherung der Arbeitsplätze gefährdet. Es war allerdings nicht mehr so einfach, die Bonner Regierungsparteien – damals war es die Koalition der SPD mit der FDP – geschlossen auf eine gemeinsame Energiepolitik einzuschwören. Denn mit der Anti-Atomkraftbewegung begann sich ab Mitte der 1970er-Jahre die bislang stärkste Bürgerrechtsbewegung in der Bundesrepublik zu formieren. Zu ersten großen Protestaktionen in Deutschland kam es ab 1975 auf dem Bauplatz des geplanten Atomkraftwerkes in der badischen Gemeinde Wyhl. Der Bauplatz wurde von Atomkraftgegnern mehrmals besetzt – mit Erfolg: Der Bau des Kernkraftwerkes konnte verhindert werden. Die Demonstrationen von Wyhl wurden zum Vorbild für Proteste gegen weitere Atomanlagen: Brokdorf 1976, Kalkar 1977 und Wackersdorf 1985. Letztlich haben die Reaktorunfälle in Harrisburg/Pennsylvania 1979 und Tschernobyl 1986 zu einer immer größeren Bürgerbewegung quer durch alle Schichten geführt, die die Risiken der Nutzung der Kernkraft für nicht verantwortbar hielten und halten.
1975 – ich war zu dem Zeitpunkt seit fünf Jahren Direktor am Max-Planck-Institut in München – kam über den Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft eine Anfrage von Helmut Schmidt auf meinen Schreibtisch: Er brauche dringend die Unterstützung der Wissenschaftler zum Ausbau der Kernenergie, die eigene Partei möchte ein Moratorium bei der Kernenergie durchsetzen, die Bevölkerung boykottiere Atomkraftwerke zunehmend. In einem offenen Brief, der von den jeweiligen Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den großen Forschungsinstituten unterschrieben war, bestätigten die Wissenschaftler: Ja, die fossilen Brennstoffe gehen zu Ende, die einzige Möglichkeit ist die Kernenergie. Wir als Wissenschaftler, die wir uns jahrelang damit beschäftigt haben, sehen zwar die Problematik, aber wir können die Regierung beruhigen: Wir haben alles im Griff. Die friedliche Nutzung der Kernenergie ist eine gute Sache, wir wollen zeigen, dass es diese „gute“ Forschung gibt, an der wir uns beteiligen. Helmut Schmidt sollte das Gefühl haben: Meine Wissenschaftler stehen hinter mir.
Ich hatte nicht unterschrieben. Dies löste zu meinem großen Erstaunen eine große Aufregung bei meinem Präsidenten aus: „Das können Sie nicht tun! Wenn das Max-Planck für Physik nicht hinter den Aussagen unseres Briefes steht, dann schwächt uns das enorm und wir werden nicht ernst genommen. Ihr Institut hat doch während des Krieges unter Heisenberg an dem Uranbrenner gearbeitet. Und nun steht der Name seines Mitarbeiters Dürr nicht darunter!“ „Ich weiß das alles“, habe ich geantwortet, „aber ich sehe mich außerstande, uneingeschränkt die Partei der einen oder anderen Seite zu ergreifen. Ich habe mir die Erörterungen und Argumente sorgfältig angesehen. Die Aufforderung hat doch nichts mit meinem Institut zu tun, sie ist doch nur an mich persönlich gerichtet. Ich unterschreibe doch nicht im Namen meines Instituts, ohne ein Votum bei meinen Leuten einzuholen.“ „Aber Sie drücken sich dann vor der Verantwortung in dieser wichtigen Lebensfrage“, erwiderte mein Präsident.
Diesen Vorwurf wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und versprach, meinen Standpunkt in einer längeren schriftlichen Stellungnahme darzulegen. Ich schrieb eine solche Stellungsnahme unter meinem Namen und dem Titel „Dafür oder dagegen – Kritische Gedanken zur Kernenergiedebatte“, schickte sie an die Leitung der Max-Planck-Institute und verteilte sie auf Wunsch an andere Interessenten. Das Interesse war groß – in beiden Lagern. So wurde mein Artikel unter anderem auch am 27. September 1977 in der Frankfurter Rundschau abgedruckt. Mein Präsident war außer sich, bemängelte die Qualität meiner privaten Stellungnahme und war ungehalten, dass diese sogar an die Presse ging. Mir war diese Aufregung unverständlich, war dies doch ein redlicher Versuch, die Fronten zu klären und vor allem die Frage der Kernenergie in den größeren Kontext unseres verschwenderischen Lebensstils zu stellen:
„Wenn behauptet wird […], eine moderne Wirtschaft brauche notwendigerweise – etwa um Arbeitslosigkeit zu vermeiden oder weil der Mensch nicht bereit sei, einen Verzicht auf Lebensstandard hinzunehmen (!) – ein jährliches Realwachstum von soundsoviel Prozent, das wesentlich an einen höheren Energieverbrauch gekoppelt ist, und dass aus diesem Grund der Bau von Kernkraftwerken unabdingbar sei, dann werde ich mit aller Entschiedenheit dagegen Stellung beziehen. Denn ich sehe nicht ein, warum man immer nur bei der Lösung technisch-wissenschaftlicher Probleme so zuversichtlich der menschlichen Phantasie vertraut, bei wirtschaftlichen und soziologischen Problemen aber wie vor unabänderlichen Naturgesetzen resigniert. Die Welt hat sich entschieden gewandelt. Wir können deshalb nicht erwarten, mit den Wirtschaftstheorien und Ideologien des vorigen Jahrhunderts mit der doch heute völlig anders gelagerten Problematik fertig zu werden. Neue Begriffe müssen geprägt, neue Maßstäbe müssen gesetzt werden.“
Nach dem Erscheinen des Artikels in der Frankfurter Rundschau waren die Reaktionen überwiegend positiv, man hielt meine Einschätzungen für diskussionswürdig – leider nicht in der Max-Planck-Gesellschaft. Obwohl ich mich ja deutlich als Privatperson zu Wort gemeldet hatte, wurde mir vorgeworfen, meine Institutssatzung zu verletzen, die mir doch verbietet, mich parteipolitisch im Institut zu äußern. Dabei hatte ich doch nur verantwortlich meine gesellschaftspolitische Pflicht als Staatbürger wahrgenommen.
Jetzt war ich also in den Schlagzeilen, jetzt war ich auf einmal dort angelangt, wo ich 1958 aufgehört hatte mich hinzubewegen, als ich nur noch Physiker sein wollte: mitten im politischen Geschehen. Jetzt kam die ganz Energiefrage auf, und es ist eigentlich dasselbe, was wir heute immer noch diskutieren: der Zusammenhang von Energienutzung und Fragen des Lebensstils. Dazwischen liegen mehr als 30 Jahre, und die Reaktorunfälle von Harrisburg 1979 und von Tschernobyl im April 1986 haben uns konkrete Beispiele geliefert, wie verlässlich (oder richtiger: nicht verlässlich) all die viel beschworenen Sicherheitsprognosen der Fachleute sein können.
„Unser Lebensstil in der westlichen Welt – auf alle übertragen – würde die Erde bei weitem überfordern. Dazu bräuchten wir mindestens fünf neue Erden.“
Hans-Peter Dürr
Begeisterte Zuschauer:innen:
“This is an essential film and should be watched by everyone who loves the world. Thanks for making this masterpiece my friend! Plus: I love the music.” Laurie Anderson
“Ein anrührendes Wiedersehen mit einem Freund, der mir ein Fenster zum Wunderbaren geöffnet hat.” Konstantin Wecker
“Dieser Film ist ein richtiger Brocken! Großes Kompliment … besonders für die selbstgebastelte „Netz-Karte“ mit dem „roten Faden“!” Dr. Dieter Hess
“Bin begeistert … extrem sensibel, klug und spannend!” Cyril Lachauer
“Ein Kunstwerk!” Hep Monatzeder
“Herzliche Gratulation! …wirklich beeindruckend… das Spiel mit der Karte und den Knöpfen hilft, alles zusammen zu kriegen.” Floriane Köchlin
“Danke Dir sehr, sehr herzlich für eine großartige Dokumentation über Hans-Peter Dürr und seine Welt.” Ernst-Ulrich von Weizsäcker
“Ich habe mir den Film wieder und wieder angesehen.” Nomi Baumgartl
“… nicht nur inspirierend, sondern auch formal interessant.” Werner Penzel
Der Bonusfilm
LOS ALAMOS – DIE ERBEN DER BOMBE
Versteckt in den Bergen von New Mexico wurde während des Zweiten Weltkriegs – unter dem Decknamen „Manhattan Project“ – von Robert J. Oppenheimer die erste Atombombe entwickelt. Die Bomben, die Hiroshima und Nagasaki zerstörten, stammten von hier. Bis heute ist Los Alamos Ort militärischer Geheimhaltung, bis heute haben Atomwaffen und ihre Instandhaltung – Stockpile Stewardship genannt – Priorität. Das Labor ist außerdem ein Zentrum der Genforschung.Auf dem Tafelberg von Los Alamos trifft das Geheime auf das Heilige. Das Los Alamos National Laboratory erstreckt sich über 43 Quadratmeilen – Land der Tewa aus den Pueblos San Ildefonso und Santa Clara, die ihre heiligen Stätten nicht mehr betreten können: Die indigenen Gebetsplätze sind entweder abgesperrt oder radioaktiv verseucht. Im Film begegnen wir außerdem den ehemaligen Mitarbeitern der Waffenproduktion John Balagna, Eloy Roybal und Alex Smith, den indianischen Historikern und Umweltschützern Gilbert Sanchez, Reina Naranjo, Hilario Romero und Joe Chavarria, dem Arbeitsmediziner Ken Silver und der Künstlerin Erika Wanenmacher, sowie dem Direktor des Atomwaffen-Programms, Steve Younger.
56 Minuten
Links
Der Filmemacher Claus Biegert: www.biegert-film.de
Hans-Peter Dürr beim OEKOM Verlag: www.oekom.de/person/hans-peter-duerr-44
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW): www.ippnw.de
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Redaktion: Claus Biegert, Molto Menz
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