SOBIBOR,
14. OKTOBER 1943, 16 UHR
Originaltitel: SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES
»Der Aufstand sollte im ganzen Lager am 14. Oktober um 16 Uhr beginnen. Alle Deutschen sollten zur selben Zeit in die Werkstätten kommen. Um 16 Uhr sollten wir einen Deutschen töten, und einen zweiten um 16:05 Uhr. Unser ganzer Plan gründete auf der Pünktlich-
keit der Deutschen.« Y. Lerner
SOBIBOR,
14. OKTOBER 1943, 16 UHR
Originaltitel: SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES
»Der Aufstand sollte im ganzen Lager am 14. Oktober um 16 Uhr beginnen. Alle Deutschen sollten zur selben Zeit in die Werkstätten kommen. Um 16 Uhr sollten wir einen Deutschen töten, und einen zweiten um 16:05 Uhr. Unser ganzer Plan gründete auf der Pünktlichkeit der Deutschen.«
Y. Lerner
Der Zeuge
Yehuda ›Atleta‹ Lerner (1926–2007) · Polnischer Jude aus Warschau, am 14. Oktober 1943 maßgeblich am Aufstand im Vernichtungslager Sobibór beteiligt. Seine gesamte Familie verendet in den Gaskammern von Treblinka, wohin sie am 22. Juli 1942 von Warschau deportiert wird. Nur den gerade 16-jährigen Lerner schickt man zum Arbeitsdienst nach Russland. Mit einem Freund gelingt ihm mehrfach die Flucht. Er gerät schließlich zu seinem Glück in ein Lager mit russisch-jüdischen Kriegsgefangenen der Roten Armee bei Minsk. Im September 1943 wird er mit einer Gruppe dieser jüdischen Rotarmisten ins Vernichtungslager Sobibór deportiert. Er und seine kriegserfahrenen Soldaten-Mithäftlinge planen unter Führung von Leutnant Alexander Petscherski den Aufstand. Am 14. Oktober 1943 um 16 Uhr spaltet Lerner in der Schneiderbaracke des Lagers dem SS-Untersturmführer und Lager-Aufseher Siegfried Graetschus mit einer Axt den Schädel. Lerner und sein Mithäftling Arkadij Wajspapier erledigen auch den Oberwachmann der ukrainischen Trawniki Ivan Klatt. Die Verluste unter den jüdischen Häftlingen sind höher als erwartet, jedoch das Lager wird eingeebnet. Lerner schließt sich einer Partisanengruppe an. 1949 Emigration nach Israel.
»SOBIBOR ist entweder ein Nebenfluss von SHOAH oder ein Arm eines gewaltigen Deltas. / Ausgehend von einem Gespräch, das mir Yehuda Lerner 1979 während der Dreharbeiten zu SHOAH gewährt hatte, entstand der Film. / Sobibór spielt in SHOAH eine wichtige Rolle. Der Aufstand im Vernichtungslager wird im Film schon sehr früh von dem Polen Jan Piwonski erwähnt … Doch anders als im Falle von Treblinka, Chelmno oder Auschwitz-Birkenau gab es zu Sobibór in SHOAH keine Zeugenaussagen jüdischer Protagonisten. / Aufstände sind in SHOAH alle Zeit präsent … / SHOAH endet mit der Erhebung im Warschauer Ghetto, die fehlschlug. Dabei wurden alle Aufständischen getötet, es ist ein Ende völliger Verzweiflung. / SHOAH war kein Film über das Überleben … Es geht um die Radikalität des Todes, die Radikalität der Vernichtung, die Unentrinnbarkeit von alledem. / Der Aufstand von Sobibor konnte nicht einfach eine Episode von SHOAH sein: Er verdiente einen eigenen Film, verlangte, für sich allein behandelt zu werden. Denn der Aufstand ist ein paradigmatisches Beispiel für das, was ich andernorts »die Wiederaneignung von Kraft und Gewalt durch die Juden« genannt habe. / Vor allem aber wollte ich Lerner aus der Vernichtungsgeschichte herauslösen. Er war nicht das wehrlose Opfer, sondern er hat den Tod getäuscht. Deshalb musste er seine eigene Erzählung bekommen. Es ist die Geschichte eines schier unglaublichen Lebenswillens. Dieser Mann war zuvor aus acht anderen Lagern geflohen, bevor er nach Sobibór gebracht wurde.«