Deutscher Filmpreis
schweizer filmpreis 2010
europäischer filmpreis 2009
dok leipzig
defa-förderpreis 2009
silverdocs
usa 2010
vision du réel
nyon 2009
Deutscher Filmpreis
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europäischer filmpreis 2009
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vision du réel
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Dostojewskijs Stimme
vadim jendreyko
Deutscher Filmpreis
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dok leipzig
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silverdocs
usa 2010
vision du réel
nyon 2009
»Man muss Dostojewskij lesen wie ein Schatzgräber:
an den unscheinbarsten Stellen sind Juwelen ergraben, die man oft erst beim zweiten oder dritten Mal Lesen entdeckt.
Er ist unerschöpflich.«
Swetlana Geier gilt als die größte Übersetzerin russischer Literatur ins Deutsche. Kurz vor ihrem Tod hat die damals 85-Jährige ihr Hauptwerk beendet, die Neuübersetzung von Dostojewskijs fünf großen Romanen, die »fünf Elefanten« genannt. Sie ist mit seinem Leben und Wirken vertraut wie wohl kaum sonst jemand. Und seine zentralen Themen, um die seine Romane immer wieder kreisen, faszinieren sie mehr denn je: Die Frage nach der Freiheit des Menschen. Seine Selbsterkenntnis. Und: kann der Zweck die Mittel heiligen?
Als junge Frau arbeitete Swetlana Geier als Dolmetscherin für die Deutschen im besetzten Kiew, verließ die Ukraine 1943 mit den deutschen Truppen und kehrte Zeit ihres Lebens nie mehr dorthin zurück. Sie studiert in Deutschland, gründet eine Familie und beginnt, russische Literatur ins Deutsche zu übertragen. Zum Ende ihres Lebens hin ist Swetlana Geier an die unbetretbaren Orte ihrer Geschichte zurückgekehrt. Der Film verwebt Swetlana Geiers Lebensgeschichte mit ihrem literarischen Schaffen und spürt dem Geheimnis dieser unermüdlich tätigen Frau nach. Ein Film über die Verwandlung von Schrecken in Schönheit und über die behütende und rettende Kraft der Sprache.
Auszeichnungen
Schweizer Filmpreis Quartz 2010
Bester Dokumentarfilm
Visions du Reel, Nyon 2009
Internationaler Wettbewerb
Prix SRG SSR idee suisse
Visions du Reel, Nyon 2009
Prix SSA/Suissimage
Bester Schweizer Film des Festivals
Silvcrdocs (Washington DC) 2010
Grand Jury Award, Sterling World Feature Competition
DOK Leipzig 2009
DEFA Förderpreis
Bozner Filmtage 2010
Publikumspreis – Bester Dokumentarfilm
Trieste Film Festival 2010
Alpe Adria Cinema Preis – Bester Dokumentarfilm
Trieste Film Festival 2010
Publikumspreis – Bester Dokumentarfilm
Yerevan International Film Festival 2010
Silver Apricot Special Prize for Documentary
Verband der Schweiz. Filmkritiker/art-tv-ch
Gewinner Schweizer Filmperle 2010
Minneapolis/St. Paul International Film Festival
Audience Prize 2010
Moondance International Film Festival 2010
Atlantis Award
BAKA Forum 2010
Prix SRG SSR idee suisse
Visions du Reel, Nyon 2009
Lobende Erwähnung der interreligiösen Jury
Taiwan International Documentary Festival 2010
Jury’s Special Mention
Schweizer Filmpreis Quartz 2010
Bester Dokumentarfilm
Visions du Reel, Nyon 2009
Internationaler Wettbewerb
Prix SRG SSR idee suisse
Visions du Reel, Nyon 2009
Prix SSA/Suissimage
Bester Schweizer Film des Festivals
Silvcrdocs (Washington DC) 2010
Grand Jury Award, Sterling World Feature Competition
DOK Leipzig 2009
DEFA Förderpreis
Bozner Filmtage 2010
Publikumspreis – Bester Dokumentarfilm
Trieste Film Festival 2010
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Yerevan International Film Festival 2010
Silver Apricot Special Prize for Documentary
Verband der Schweiz. Filmkritiker/art-tv-ch
Gewinner Schweizer Filmperle 2010
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Prix SRG SSR idee suisse
Visions du Reel, Nyon 2009
Lobende Erwähnung der interreligiösen Jury
Taiwan International Documentary Festival 2010
Jury’s Special Mention
DIE 5 ELEFANTEN
Günterstal, ein beschaulicher Stadtteil von Freiburg, war 1969 mein Ziel, ein Haus, das sich auf den ersten Blick als verwunschen gab. Mein Weg führte mich zu Frau Geier, der schon damals hoch geachteten Übersetzerin, ich, ein junger Verleger mit einem Anliegen. Kaum eingetreten war ich in eine andere Welt versetzt, etwas vom Glanz des alten Russland hatte mich eingefangen, und die beiden Damen, Frau Geier und ihre Mutter, Frau Iwanow, sprachen mit mir, bei Tee und Kuchen, über mein Anliegen. Doch dies fiel bald einmal unter den Tisch, obschon Frau Geier sehr sensibel das, was ich mir von ihr gewünscht hatte, zurückzusetzen verstand, hinter ihr Anliegen nun an mich, beflügelt von Frau Iwanow, die rauchend und freundlich aber bestimmt auf ihre Tochter einredete, bis diese schliesslich, anfänglich zaghaft, zunehmend bestimmter, nur noch von einem Dichter sprach, dem Wichtigsten: Fjodor Dostojewskij. Es sei ihr Anliegen, ›Verbrechen und Strafe‹ neu zu übersetzen und dafür suche sie einen Verleger. Mir fuhr der Schreck in die Glieder. Bei mir zu Hause standen die roten Bände mit den Rahsin-Übersetzungen im Regal, schlagartig sah ich sie vor Augen, und auch die Anfrage von Frau Geier, vor beidem fürchtete ich mich: vor dem gewaltigen Anspruch, einen Klassiker, der in zahlreichen Übersetzungen dem deutschsprachigen Publikum zugänglich war, neu zu stemmen, auch vor den sich aus dieser Tatsache ergebenden wirtschaftlichen Konsequenzen, die so ein Unternehmen mit sich brachte, und der Bestimmtheit von Frau Geier, deren Anspruch ich mich nicht gewachsen fühlte. Ich musste passen.
Etwas mehr als zwanzig Jahre später, durch Erfahrungen gereift und auch unternehmungslustiger, sass ich wieder am gastfreundlichen Tisch von Frau Geier. Neben Tee und Kuchen ging es nur um Eines: Fjodor Dostojewskij. Unvergesslich, wie sie ihren Dichter und dessen Werk erläuterte, seine Notwendigkeit darzustellen wusste. Wir besprachen die Möglichkeiten, Frau Geier hatte eine Synopse der vorhandenen Übersetzungen angefertigt und sie las ein Stück ihrer in Arbeit befindlichen Übersetzung vor. Es war mir, als hörte ich eine neue Erzählmusik, eine so vorher nicht vernommene Textsymphonie. Ob es an ihrer Stimme lag, an ihrem übersetzten Text, an diesem vorher so nicht vernommenen Dostojewskij, vorgetragen vom frühen Nachmittag in eine zunehmende abendliche Dämmerung, die sich des Zimmers bemächtigte und die Personen darin umfing? Das Ganze war zwingend präsent, vor uns stand unversehens eine ästhetische Plastik, überzeugend und keine zaudernden Gedanken zulassend, wie ins Eins gegossen. – Mit einer Vision bin ich nach Hause gefahren, nämlich: Das muß gemacht werden, das hat auf mich gewartet. Ans Werk also.
›Verbrechen und Strafe‹ ist in der Übersetzung von Svetlana Geier im Jahre 1994 im Ammann Verlag erschienen.
Nicht nur ich muss nach der erlebten Initialzündung am Tisch im Günterstal von einer Vision gepackt worden sein, Frau Geier hat die ihre sorgsam gehütet und gepflegt, denn sie entwickelte in der Folge behutsam wenn auch konsequent ihre Absicht, die fünf Elefanten Dostojewskijs zu übersetzen. Und so geschah es.
Egon Ammann
»1943 arbeitete sie in Kiew als junge Dolmetscherin für die Deutschen und ging mit ihnen, als Greisin sucht sie in der Ukraine ihr altes Dorf auf. Dazwischen liegt ein abenteuerliches Leben, in der Übersetzen auch Suche nach Sinn und Trost bedeutet. Sie stirbt kurz nach Beendigung der Neuübersetzung von Dostojewskijs fünf Großromanen. Ein berührender Film, allein die skurrilen Streitgespräche mit ihrem Hausfreund über den richtigen Ausdruck sind großartig.«
Neues Deutschland
ÜBERSETZUNGEN VON SWETLANA GEIER
Buchausgaben chronologisch (nur Erstausgaben)
[1957] Andrejev, Leonid N.: Lazarus; Judas Ischariot, Rowohlt-Klassiker Bd. I5. Hamburg 1957.
[1961] Tolstoj, Leo: Der Teufel, RowohIt KIassiker Bd. 94 (Russische Literatur: Bd.6), Reinbek 1961.
[1962] Dostojewskij, Fjodor: Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke, Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Rowohlt Klassiker Bd. 111/112 (Russische Literatur, Bd.8), Reinbek I962.
[1964] Dostojewskij, Fjodor: Raskolnikov, Schuld und Sühne Rowohlt-Klassiker Bd. 166—169 (Russische Literatur; Bd. I2), Reinbek I964.
[1967] Ginsburg, Jewgenija S.: Marschroute eines Lebens, Rowohlt, Reinbek I967.
[1970] Katajew, Valentin P.: Kubik, Zsolnay. Wien, Hamburg I970.
[1972] Solschenizyn, Alexander: August Vierzehn, Luchterhand. Darmstadt & Neuwied I972.
[1973] Platonov, Andrej P.: Unterwegs nach Tschevengur, Luchterhand. Darmstadt & Neuwied I973.
[1974] Belyj, Andrej: Im Zeichen der Morgenröte. Erinnerungen an Aleksandr Blok, Zbinden. Basel 1974.
[1974] Terz, Abram (Sinjawskij, Andrej): Eine Stimme im Chor. Zsolnay. Wien/Hamburg I974.
[1975] Belyj, Andrej: Verwandeln des Lebens. Erinnerungen an Rudolf Steiner, Zbinden, Basel 1975.
[1975] Solschenizyn, Alexander: Die Eiche und das Kalb, Luchterhand. Darmstadt & Neuwied I975.
[1975] Tschukowskaja, Lydia: Untertauchen, Diogenes. Zürich I975.
[1977] Sinjawskij Andrej: Promenaden mit Puschkin. Ullstein. Berlin — Frankfurt/M. — Wien I977.
[1979] Sinjawskij, Andrej: Im Schatten Gogols, Ullstein Propyläen, Berlin — Frankfurt/M. — Wien I979.
[1982] Terz, Abram (Sinjawskij, Andrej): Klein Zores, S. Fischer, Frankfurt/M. I982.
[1982] Solschenizyn, Alexander: Im ersten Kreis, vollständige Ausgabe der wiederhergestellten Urfassung des Romans Der erste Kreis der Hölle, zusammengetragen und aus dem Russischen übersetzt von Swetlana Geier, S. Fischer. Frankfurt/M. 1982;
[1984] Dostojewskij, Fjodor: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Reclam Universal-Bibliothek Bd.8021, Stuttgart 1984.
[1985] Afanasjew, A. N.: Russische Volksmärchen, WinkIer, München 1985
[1985] Terz, Abram (Sinjawskij, Andrej): Gute Nacht, S. Fischer, Frankfurt/M. 1985.
[1987] Solschenizyn, Alexander: August Vierzehn (23. August–3. September), Das Rate Rad; Knoten 1, 2. erweiterte Fassung, R. Piper, München 1987.
[1988] Wojnowitsch, Wladimir: Moskau 2042, R. Piper, München 1988; Serie Piper, Bd. 1043, München 1989.
[1989] Sinjawskij, Andrej: Der Traum vom neuen Menschen
oder Die Sowjetzivilisation, S. Fischer, Frankfurt/M. 1989.
[1990] Wojnowitsch, Wladimir: Die Mütze, R. Piper, München 1990.
[1990] Sinjawskij, Andrej: Iwan der Dumme. Vom russischen Volbglauben, S. Fischer, Frankfurt/M. 1990.
[1991] Bulgakow, Michail: Manuskripte brennen nicht. Eine Biographie in Briefen und Tagebüchern, herausgegeben von Julie Curtis, S. Fischer, Frankfurt/M. 1991. 1993 Kusmina, Jelena: Anna Achmatowa. Ein Leben im Unbehausten,
Rowohlt, Berlin 1993.
[1993] Sinjawskij, Andrej: Pchenz, Sonderdruck zur Leipziger Buchmesse 1993.
[1993] Dostojewskij, Fjodor: Verbrechen und Strafe, Neuübersetzung von vormals Raskolnikov. Schuld und Sühne, Ammann, Zürich 1993.
[1996] Dostojewskij, Fjodor: Der Idiot, Ammann, Zürich 1996.
[1998] Dostojewskij, Fjodor: Böse Geister, Ammann, Zürich 1998.
[1999] Puschkin zu Ehren. Von russischer Literatur, herausgegeben und übersetzt Ammann, Zürich 1999.
[2001] Dostojewskij, Fjodor: Der Grossinquisitor, Ammann, Zürich 2001.
[2002] Sinjawskij, Andrej: Das Verfahren läuft. Die Werke von Abraham Terz bis 1965, S. Fischer, Frankfurt/M. 2002.
[2003] Dostojewskij, Fjodor: Die Brüder Karamasow, Ammann, Zürich 2003.
[2003] Bunin, Iwan A.: Ein unbekannter Freund. Zwei Erzählungen, Dörlemann 2003.
[2003] Geier, Swetlana (Hrsg.): Russland lesen. Alexander Puschkin, Nikola) Gogol, Fjodor Dostojewskij, Lew Tolstoj, Sternensalz. Russische Lyrik. Statt einer russischen Literaturgeschichte, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M 2003.
[2006] Dostojewskij, Fjodor: Ein grüner Junge, Ammann, Zürich 2006.
[2008] Dostojewskij, Fjodor: Der Bauer Marej, Ammann, Zürich 2008.
[2009] Dostojewskij, Fjodor: Der Spieler, Ammann, Zürich 2009.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Pforte Verlags, Dornach (CH).
Eine vollständige Bibliografie finden Sie im Buch: Swetlana Geier: Ein Leben zwischen den Sprachen. Russisch-deutsche Erinnerungsbilder. Aufgezeichnet von Taja Gut. Pforte Verlag, Dornach, 3. Auflage 20/0 und auf www.5Elefanten.ch
GEDICHTE AUS DEM FILM
»Lieber Freund, siehst du denn nicht…«
Wladimir Sergejewitsch Solowjew
(1892)
Lieber Freund, siehst du denn nicht,
dass alles das, was unsere Augen schauen nur Abglanz ist von Ungesehenem?
Lieber Freund, hörst du denn nicht,
dass alles was unsere Ohren hören,
nur ein Widerhall ist, ein entstellter Widerhall von triumphierenden Harmonien?
Lieber Freund, spürst du, ahnst du denn nicht, dass es nur eins auf der Erde gibt –
das ist das, was ein Herz dem anderen
in einem wortlosen Gruss sagen kann.
Zitat der mündlichen Wiedergabe von Swetlana Geier im Film
Ein Gleiches
(Wandrers Nachtlied II)
Johann Wolfgang von Goethe
(1780)
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
ln allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
»Ich trauer nicht, ich rufe nicht, ich weine nicht…«
Sergej Alexandrowitsch Jessenin
(1921)
Ich trauer nicht,
ich rufe nicht,
ich weine nicht —
alles verfliegt
wie weisser Rauch aus Apfelgärten.
Zitat der mündlichen Wiedergabe von Swetlana Geier im Film
»Was ist Wald?«
Andrej D. Sinjawskij (Abram Terz)
(1966–1971)
Was ist Wald?
Der Wald – das ist ein Meer,
auf dem, welches, wohin…
Was ist Wald?
Der Wald – das ist eine Stadt,
woher, welche, in der…
Was ist Wald?
Der Wald – das ist ein Himmel,
an dem, mangels, als ob…
Was ist Wald?
Der Wald – ist der Wald.
Aus: Andrej Sinjawskij, Eine Stimme im Chor. Die Werke des Abram Terz.
© 1973 Andrej Sinjawskij. Aus dem Russischen von Swetlana Geier.
© 2009 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR VADIM JENDREYKO
Zuerst die Frage, die Ihnen sicher am häufigsten gestellt wird: Wie sind Sie darauf gekommen, über Swetlana Geier einen Film zu machen? Wie haben Sie sie kennengelernt?
Mein erster Kontakt zu Frau Geier entstand im Zusammenhang mit einer Recherche zu einer ganz anderen Geschichte: Ich wollte herausfinden, ob Dostojewskij Kenntnis einer Begebenheit hatte, die sich im 16. Jahrhundert in Basel zugetragen hatte. Denn in seinem Roman »Die Brüder Karamasow« liest Iwan seinem Bruder Aljoscha einen Text mit dem Titel »Der Grossinquisitor« vor. Und in diesem sog. Poem dringt der Autor bis zum Nerv der Frage vor, die auch im Zentrum des historischen Ereignisses stand, mit dem ich mich befasste. Da ich wusste, dass Dostojewskij öfters in der Schweiz war, wollte ich wissen, ob er sich hier möglicherweise inspirieren liess.
Und was war das für eine Frage, die Sie da beschäftigte?
Es war die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligen kann. Diese Frage zieht sich wie ein Faden durch alle Romane Dostojewskijs und ich bin mit Frau Geier einig wenn sie sagt, dass dies auch heute eine der entscheidensten gesellschaftlichen Fragen ist.
Wie ging es dann weiter nach dem ersten Kontakt?
Wir hatten eine sehr anregende Begegnung und aus einer weiteren Einladung wurden regelmässige Besuche. Ich begann mich mehr und mehr für Swetlana Geiers Arbeit als Übersetzerin zu interessieren und entdeckte darin auch viele Parallelen zu meiner eigenen Arbeit. Ihre Art der Verinnerlichung von Texten, ihre Begeisterung und ihr sinnlicher Umgang mit Sprache faszinierten mich. Genauso ihre schöpferische Gesinnung auch in ganz anderen Lebensbereichen und ihre eigene Geschichte, die sie mir nach und nach erzählte.
Von einer spannenden Bekanntschaft zu einem Film ist es ein weiter Weg. Können Sie diesen Weg beschreiben?
Im Grunde war es ein Akt der Unvernunft. Sie können sich vorstellen, dass ein Film über eine 85jährige Übersetzerin nicht unbedingt das Thema ist, auf welches die Fernseh-Redaktionen und Begutachtungsausschüsse warten. Das klingt schwer nach Altstaub in Bücherregalen und ›talking heads‹. Aber ich bin selber auf Altstaub allergisch und hatte nichts in diese Richtung vor — davon andere zu überzeugen hat allerdings viel Zeit, viel Nerven und viele Anläufe gekostet. Aber ich hatte keine andere Wahl, ich wollte diesen Film machen. Von meiner ersten Begegnung mit Frau Geier bis zur Fertigstellung des Filmes hat es vier Jahre gedauert.
Hatten Sie nie Zweifel bekommen bei all den Widerständen? Frau Geier war ja auch nicht mehr die Jüngste.
Natürlich sass ich auf heissen Kohlen und wollte so schnell wie möglich mit der Arbeit beginnen. Aber viele Gremien und Fördereinrichtungen verlangen eine gesicherte Vollfinanzierung der Projekte, bevor gedreht werden darf, was ziemlich realitätsfern ist im Dokumentarfilm. Die Situation war oft zum Verzweifeln, aber an den Film selber habe ich immer geglaubt, Ich war davon überzeugt, dass die Wirkung, die Frau Geier auf mich hatte, auch auf andere überspringen kann.
Während des Drehs ereignete sich dann der Unfall des Sohnes von Frau Geier. Wie sind Sie damit umgegangen?
Das war eine Krisensituation. Sie hörte ja daraufhin auf zu übersetzen und zu unterrichten. Es war über Monate völlig unklar, wie es weitergehen würde. Ich war ziemlich ratlos. Das ist ja oft so eine Sache, man hat einen Plan, eine Vorstellung und dann zeigen einem die Ereignisse, dass das Leben immer grösser ist als man selber. In diesem Fall kam die Lösung erst, als ich meine innere Opposition gegen den Verlauf der Dinge aufgegeben hatte. Ich merkte, wie die Situation ihres Sohnes bei ihr eine Türe zu ihrer Vergangenheit öffnete und zu einem Schlüssel zur Geschichte ihres Vaters und ihrer Biografie wurde.
Eine Schlüsselstelle in Frau Geiers Biografie ist ja die Zeit während des 2. Weltkrieges. Während der Besatzung Kiews hat sie für Deutsche gedolmetscht und spricht später von »Schulden gegenüber Deutschland«. Was haben diese Äusserungen bei Ihnen ausgelöst?
Diese Sätze haben mich anfangs sehr irritiert und eingeschliffene Assoziationsketten in Gang gesetzt, die letztlich wenig mit ihr zu tun haben. Ich musste erst verstehen lernen, wie sich die Ereignisse damals für sie dargestellt haben. Sie war Menschen begegnet, die ihr geholfen und ihr eigenes Leben für sie riskiert haben, bedingungslos, ohne Not oder Zwang, einfach aus menschlicher Regung heraus, inmitten des Infernos des Krieges. Mir ist inzwischen klar geworden, dass man nach solchen Erlebnissen nicht mehr in stereotypen schwarz/weiss Mustern von Gut und Böse, Opfer und Täter, Schuldigen und Unschuldigen denken kann und dass solche Ereignisse viel ambivalenter sind als aus der historischen Distanz betrachtet.
Mir ist es wichtig, dass im Film Fragen in diese Richtung angestossen werden, auch wenn das ungewohnt ist und erstmal irritiert.
Haben Sie nach dem geschilderten Gegenwind bei der Herstellung mit so einem breiten Echo auf den Film gerechnet?
Dass der Film im deutschen Sprachraum auf Resonanz stossen würde, habe ich gehofft und auch geglaubt. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass in anderen Sprachversionen der spezifische Reichtum der Ausdrucksweise der Protagonistin, ihr Witz und die Feinheiten der Situationen zur Entfaltung kommen.
Der Film erreicht nun nach Erfolgen auf zahlreichen internationalen Film Festivals auch ein Kino- und Fernsehpublikum in vielen anderen Ländern. Warum soll sich ein Franzase, ein Amerikaner oder Chinese für eine aus der Ukraine stammende Frau interessieren, die Texte von Russisch auf Deutsch übersetzt?
Das ist doch erstaunlich, nicht wahr? Die Bekanntschaft mit Frau Geier hat mein Leben nachhaltig bereichert und offenbar geht es vielen Leuten so: Sie werden zwischen den Zeilen des Filmes von einem Menschen berührt, der mit grosser Behutsamkeit und Achtsamkeit dem Leben begegnet. Jemand, der sich für das, was er tut, die Zeit nimmt, die es braucht, und dadurch auch die kleinen Dinge des Alltags ganz unvermutet zum Strahlen bringt. Ich glaube, je mehr man mit dem Handy am Ohr durch die Tage rennt, desto empfänglicher wird man für diese Qualität der ungeteilten Zuwendung zu den Dingen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Und offenbar geht es in den verschiedensten Ländern heute vielen Menschen so.
Das Gespräch führte Alexandra Molova im September 2010
»Eine Intimität steckt in jeder Szene, die kaum glauben lässt, dass da ein ganzes Filmteam im Raum gewesen sein muss.«
Ö1 ORF Radio Kulturjournal
»Vor allem ist es auf bewundernswert subtile Weise gelungen, den Prozess des Übersetzens von einer Sprache in eine andere filmisch so umzusetzen, dass mit Bildern, Szenen, Klängen eines anderen Mediums die Übersetzungsarbeit weitergeschrieben wird.«
Neue Zürcher Zeitung
DER GANZE TEXT
Es kommt selten vor, dass ein Film eine so feine Textur aufweist, dass ein Gleichklang entsteht zwischen seinem Atem und den Gesten, die er beobachtet, und den Themen, die er ausführt. Die Frau mit den 5 Elefanten lebt von der einzigartigen Begegnung einer Frau mit einem Mann — sie Übersetzerin, er Filmemacher, beide hoch inspiriert. lm Bild Swetlana Geier, an dessen Rand Vadim Jendreyko. Man bekommt ihn nie zu Gesicht, doch seine Stimme, einige vernehmbare Worte zeugen von seiner aufmerksamen Präsenz.
lm Zentrum der Begegnung, des Gewebes, das diese beiden spinnen, steht der Text. Dostojewskijs fünf Elefanten! Was den Film so gelungen macht, ist das Geflecht von Zusammenhängen zwischen der Komplexität des literarischen Werkes, den Schichten des Gedächtnisses, historischen Ereignissen, dem Bügeln eines weissen Tischtuchs, dem Schälen einer Zwiebel für die Mahlzeit. All die Fäden, die da gesponnen werden, die Linien und verschiedenen Ebenen verweisen auf das, was einen Text ausmacht, was ein Leben, eine Familie, ein Haus, einen Tisch ausmacht. Mit Scharfblick gestaltet der Film seine Spiegelungen und reichhaltigen Metaphern und zeugt so vom paradoxen lneinandergreifen der verschiedenen Domänen.
So sanft wie das Licht auf dem Gesicht der alten Damen sind die Töne im Film und ist die Montage der einzelnen Sequenzen, in denen der Filmemacher ihre Lebensgeschichte erzählt. Er verdeutlicht uns, wie Dostojewskijs Universum im Lebensweg jener Person namens Swetlana Geier Widerhall findet. Von einer Kultur zur anderen, von einer Sprache in die andere spinnt Swetlana Geier den Faden einer beispielhaften, kultivierteren, grosszügigeren Weltanschauung.
Die Tiefe der Beziehung, die diesen Film belebt, die passende Distanz, die Vadim Jendreyko erzeugt, der Lebens-Raum zwischen ihm und seiner Hauptfigur sind ausserordentlich. Der Filmemacher schöpft aus dem Miteinander – zusammen mit Swetlana Geier entsteht der Film und in der Folge auch zusammen mit seinem Zuschauer. So wird uns das Vergnügen zuteil, eingebunden zu sein in dieses so befriedende Miteinander.
Die Frau mit den 5 Elefanten schliesst mit einem unvergesslichen vertrauten Gespräch zwischen der Übersetzerin und ihrem Korrektor. Diese Szene über eine Arbeit, die niemals fertig ist, ist so lustig wie bewegend: da sprechen die beiden über die hinreissenden Nuancen jener Sätze, die den Grossen Text ausmachen, der dem Leben einen Sinn verleiht und durch den der Film mit zartem Feinsinn ein Gefühl betörender Sehnsucht weckt.
Jean Perret
Direktor des Internationalen Filmfestivals Visions du Reel von Nyon
Seit Herbst 2010 Leiter des Film Department / cinema du reel an der Geneva
University of Art and Design (HEAD)
Gedanken des Regisseurs Vadim Jendreyko zum Film
Seit mehr als 60 Jahren setzt sich Swetlana Geier mit den Möglichkeiten und Grenzen literarischer Übersetzung auseinander. Ihre Leidenschaft gilt dabei besonders den Verlusten, den Grenzbereichen, in denen es für die Worte der einen Sprache keine Entsprechung in der anderen gibt. In diesen Zonen liegen für sie die »übersetzungserotischen Momente«, hier betritt sie Neuland, in dem sie aus ihrem tiefen Verständnis der russischen wie auch der deutschen Kultur heraus neue sprachliche Wege gehen kann. Diese schöpferische Gesinnung, diese Begeisterung für die Suche nach neuen Formen prägen ihre Person wie ihr Werk und haben mich seit meiner ersten Begegnung mit ihr elektrisiert.
Ich begann mich mehr und mehr für Swetlana Geiers Arbeit als Übersetzerin der grossen Romane von Dostojewskij zu interessieren, für ihre Art der Verinnerlichung von Texten, ihrem sinnlichen Umgang mit Sprache. Und durch sie traten mir Dostojewskijs Fragen zu Freiheit und dem Verhältnis zwischen Mittel und Zweck lebendig entgegen.
»Wer bin ich?« Diese Frage ist der innere Antrieb aller zentralen Figuren in den Werken Dostojewskijs. Auf der Suche nach einer Antwort stürzen die Helden in innere Abgründe oder werden zu Mördern, doch hinter dem Desaster steckt immer die Selbsterkenntnis oder ein Schritt in diese Richtung.
Swetlana Geier war in ihrem Leben mit Stalinismus und Nationalsozialismus konfrontiert, sie hat ihre Heimat, die Ukraine, hinter sich gelassen, um in einem ganz anderen Teil Europas schliesslich sich selbst zu finden.
Während der Entwicklung dieses Projektes wurde mir bewusst, dass ich mich einmal mehr mit einem Flüchtlings- bzw. Migrantenschicksal auseinandersetze, mit einem Menschen, der seinen eigenen Weg zwischen den Mühlsteinen seiner Zeit hat finden müssen. Ein Thema, das ich in meiner Arbeit nicht explizit suche, das mir aber immer wieder begegnet und hinter dem auch die Frage nach meiner eigenen Identität steht: »Wer bin ich?«
Und so ist die Frage, die Dostojewskijs Figuren antreibt auch der innere Angelpunkt, von dem aus ich selber dieser Frau, ihrem Leben und ihrem Wirken begegne.
»Sein Gelingen verdankt Die Frau mit den 5 Elefanten in erster Linie der filmischen Übersetzung des Geistigen ins Taktile.«
Die Zeit
»Der Film verwebt Geiers Leben mit ihrem literarischen Schaffen und erzählt von großem Leid und ihrer Liebe für Sprache.«
NWZ
Fjodor M. Dostojewskij – Leben und Werk: eine Skizze
Dostojewskij, geboren 1821 in Moskau, gestorben 1881 in Petersburg, war der Sohn eines Arztes. Nach dem Tod der Mutter 1837 geht er nach Petersburg, um dort das Ingenieursstudium an der Militärakademie aufzunehmen. 1839 stirbt sein Vater auf seinem Landgut unter ungeklärten Umständen. 1844 entschließt sich Dostojewskij, Schriftsteller zu werden. Ein Jahr später erscheint sein erster Roman, »Arme Leute«, der von Wissarion Belinskij, dem maßgebenden Kritiker, enthusiastisch begrüßt wird. Weniger erfolgreich ist sein zweiter Roman, »Der Doppelgänger«, der aber bereits die Zerrissenheit der späteren Helden seiner großen Romane vorwegnimmt: Raskolnikow, Stawrogin, Wersilow und Iwan Karamasow. 1849 wird Dostojewskij wegen Teilnahme an den liberalen Diskussionen des Petraschewskij-Kreises verhaftet, vom Zaren Nikolaus I. zum Tode verurteilt und, nach einer Scheinhinrichtung, zu vier Jahren Zuchthaus in Sibirien mit anschließendem Militärdienst im Siebten Sibirischen Linienbataillon in Semipalatinsk begnadigt. 1859 wird er auf eigenen Antrag an den Zaren Alexander II. aus der Armee entlassen, unter Berufung auf seine Epilepsie. Rückkehr ins literarische Leben. Der fiktionalisierte Sträflingsreport »Aufzeichnungen aus einem Totenhaus« (1862) dokumentiert den Kriminologen und missionarischen Christen, der für die ab 1866 erscheinenden fünf großen Romane, auf denen sein Weltruhm beruht, typisch ist: »Verbrechen und Strafe«, »Der Idiot«, »Böse Geister«, »Ein grüner Junge«, »Die Brüder Karamasow«. Seine Erzählung »Aufzeichnungen aus einem Kellerloch« von 1864 hat als polemische Stellungnahme gegen die instrumentelle Vernunft, die im Kristallpalast der Londoner Weltausstellung ihr Wahrzeichen findet, eine eigene Wirkungsgeschichte. Mit seiner Zeitschrift »Tagebuch eines Schriftstellers« (1873-1881) liefert Dostojewskij fortlaufende Kommentare zum Zeitgeschehen. Im historischen Konflikt zwischen »Slawophilen« und „Westlern« steht Dostojewskij auf der Seite der Slawophilen. Seine fundamentale Kritik an Westeuropa findet in seinem Reisebericht »Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke« ihre literarische Zusammenfassung. Dostojewskij war zweimal verheiratet. Zunächst mit Marja Isajewa (ab 1857), die 1864 starb, dann mit Anna Snitkina (ab 1867), die ihn um viele Jahre überlebte und »Erinnerungen« sowie ein »Tagebuch des Jahres 1867« hinterlassen hat. Seine Liebesaffäre mit Apollinaria Suslowa (1861-1863) hat Dostojewskij in seinem Kurzroman »Der Spieler« verarbeitet.
Dostojewskij gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller der Weltliteratur.
Horst-Jürgen Gerigk
Swetlana Geier – Biografischer Überblick
[1923] Swetlana Geier, geborene Iwanowa, kommt am 26.4.1923 als einziges Kind russischer Eltern in Kiew zur Welt. Sie besucht eine einfache Schule und nimmt auf Veranlassung der Mutter Privatunterricht in Deutsch und Französisch.
[1938] Ihr Vater, ein Agronom, wird im Rahmen der politischen Säuberungen Stalins als Volksfeind verhaftet.
[1939] Tod des Vaters kurz nach seiner Entlassung. Er stirbt an den Folgen der Misshandlungen, die er in 18 Monaten Haft erlitten hat.
[1941] Abschluss der Schule. Am Tag ihres Abiturs überfällt Hitler die Sowjetunion. Im Herbst besetzt die Wehrmacht Kiew. Am 29. und 30. September wird ihre Jugendfreundin Neta Tkatsch mit 30’000 anderen Juden in der Babij Jar Schlucht bei Kiew durch ein Sonderkommando der SS umgebracht. Swetlana Michailowna Iwanowa arbeitet während der deutschen Besetzung als Dolmetscherin im Geologischen Institut der Akademie der Wissenschaften und bei der Dortmunder Union Brückenbau AG.
[1943] Nach der Niederlage in Stalingrad zieht sich die Wehrmacht aus Kiew zurück. Ein grosser Teil der Bevölkerung wird deportiert, den Zurückbleibenden drohen erneute Säuberungen durch Stalins NKWD Truppen. Swetlana verlässt mit ihrer Mutter Kiew. Im September wird sie in Dortmund in ein Ostarbeiterlager interniert.
[1944] Im April erwirken deutsche Helfer ihre Freilassung und lotsen sie nach Berlin, wo ihr nach einer Begabten-Prüfung ein Humboldtstipendium zuerkannt wird (einer Sowjetischen Staatsbürgerin!). Auch erhalten sie und ihre Mutter Fremdenpässe, mit denen sie nach Freiburg im Breisgau reisen können, wo sie sich niederlassen. Ihre wohlwollende Behandlung führt zu einer politischen Säuberung des verantwortlichen Ministeriums für die Besetzten Ostgebiete, welches daraufhin der NSDAP unterstellt wird. Der Beamte, der sich für sie eingesetzt hat, wird an die Ostfront geschickt.
[1945] Nach Kriegsende studiert sie in Freiburg Germanistik und Vergleichende Sprachwissenschaft, heiratet Christmut Geier, von dem sie sich 1962 scheiden lässt, und wird Mutter zweier Kinder.
[1957] Sie beginnt, russische Literatur ins Deutsche zu übertragen und nimmt ihre Lehrtätigkeit an der Universität Karlsruhe auf, die bis heute andauert.
[1963-89] Russisches Lektorat am Slawischen Seminar Freiburg mit Schwerpunkt Methodik des Sprachunterrichts, Übersetzung und Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.
[1988-92] Lehrauftrag an der Universität Herdecke.
[1992] Beginn der Zusammenarbeit mit Egon Ammann, für dessen Verlag sie in 15 Jahren die fünf grossen Romane von Fjodor Dostojewskij übersetzt: »Verbrechen und Strafe«, »Der Idiot«, »Böse Geister«, »Die Brüder Karamasow« und »Ein grüner Junge«.
[2006] Unfall ihres Sohns Johannes. Er ist Werklehrer, im Unterricht verletzt er sich schwer und muss fortan gepflegt werden.
[2007] Erste Reise seit 1943 zurück in die Ukraine. Im Herbst stirbt ihr Sohn Johannes an den Folgen seines Unfalls.
[2008] Beginn der Arbeit an der Übersetzung von Dostojewskijs »Der Spieler« (erscheint im Herbst 09 im Ammann Verlag).
[2009] Beginn ihrer wie sie sagt letzten Dostojewskij Übersetzung: »Aufzeichnungen aus einem Totenhaus«. Nach wie vor unterrichtet sie an den Universitäten Karlsruhe und neuerdings auch wieder in Freiburg.
[2010] Am 7.11. stirbt Swetlana Geier in Freiburg.
Swetlana Geier hat in Ihrer Laufbahn Werke von Puschkin, Gogol, Tolstoi, Solschenizyn, Platonov, Belyj, Tschukowskaja, Sinjawskij, Afanasjew, Wojnowitsch, Katajew, Bunin, Bulgakow und Dostojewskij ins Deutsche übertragen. Ihre Übersetzungen erschienen u.a. bei den Verlagen Ammann, S. Fischer, Luchterhand, Reclam und Dörlemann.
Für ihre herausragenden Verdienste um die Vermittlung russischer Kultur, Geschichte und Literatur erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Preis der Leipziger Buchmesse 2007.
Sie ist Trägerin der Ehrendoktorwürde der Universitäten Basel und Freiburg.
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